Weltmeisterliches Attentat

Von Alexander Mey
sutil, kovalainen, räikkönen
© xpb

München - Ein Monaco-GP wie der des Jahrgangs 2008 ist eine perfekte Gelegenheit, um Heldengeschichten zu schreiben. Geschichten von mutigen Draufgängern, die unter schwierigsten Bedingungen perfekt funktionieren. Und von ihren Gegenparts - den Antihelden.

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Von beiden Exemplaren hatte das Rennen einige zu bieten. SPOX.com zählt sie auf.

So lief der Monaco-GP 

Die Helden:

Lewis Hamilton: Man würde die Siegesfahrt des jungen Briten perfekt nennen, wäre da nicht seine Kollision mit der Mauer gewesen, bei der er sich den rechten Hinterreifen zerstörte.

Ausgerechnet dieser Zwischenfall brachte für ihn aber die entscheidende Wende, denn beim erzwungenen Boxenstopp stellte McLaren-Mercedes die Strategie um, tankte den Silberpfeil voll und gab so Hamilton erst die Chance, das Rennen zu gewinnen.

Das tat er dann auch in beeindruckender Manier, indem er deutlich schneller fuhr als Felipe Massa und sich genug Vorsprung erarbeitete, um auch nach seinem zweiten Stopp in Führung zu bleiben.

"Er hat die schnellen Runden abgespult wie ein Uhrwerk - eine nach der anderen. Das war schon sehr beeindruckend", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug im Premiere-Interview.

Hamilton, der durch den Sieg mit nun 38 Punkten Platz eins in der Fahrerwertung zurückeroberte, konnte sein Glück kaum fassen und sagte: "Ich fühle mich wie im siebten Himmel! Dieser Sieg in Monaco ist ein Highlight meiner Karriere, an das ich mich immer erinnern werde."

Robert Kubica: Fehlerlos. Anders lässt sich die Leistung des BMW-Sauber-Piloten nicht beschreiben. Kubica hatte mit Sicherheit nicht das zweitschnellste Auto, fuhr aber dank seiner soliden Fahrweise und einer perfekten Strategie Position zwei nach Hause.

"Platz zwei war an diesem Wochenende das absolute Maximum, das wir erreichen konnten", sagte der Pole.

Nur weil sein Team bei abtrocknender Strecke rechtzeitig auf Trockenreifen setzte, war dieses Ergebnis möglich. "Zum Glück haben wir früher auf Trockenreifen gesetzt als Massa. Nur so konnten wir ihn überholen", bestätigte Kubica.

Sebastian Vettel: Wann immer es nass wird, ist Sebastian Vettel ganz groß. Das war 2007 in Fuji so, das war 2007 in Schanghai so - und das war 2008 in Monaco wieder so. Mit Platz fünf verschaffte der junge Deutsche dem neuen Auto von Toro Rosso einen perfekten Einstand - und das von Startplatz 19 aus!

"Wir waren sehr stark, als die Strecke abtrocknete und das hat den Unterschied ausgemacht. Es ist großartig, meine ersten Punkte der Saison in Monaco zu holen und das auch noch in dem neuen Auto", freute sich Vettel.

Teamchef Franz Tost hatte ein besonderes Lob parat: "Als er auf Trockenreifen wechselte, war er der schnellste Mann auf der Strecke. Es ist wirklich eine besondere Leistung, hier das erste Mal in Monaco in einem Formel-1-Wagen, der noch dazu völlig neu ist, so gut zurechtzukommen."

Adrian Sutil: Mit dem schwächsten Auto im Feld auf den vierten Platz zu fahren, sagt eigentlich schon alles. Wie Vettel fuhr auch Sutil im Regen überragend. Seine weiche Fahrweise verhalf ihm dazu, trotz fehlender Traktionskontrolle das Durchdrehen der Räder weitgehend zu vermeiden. Das unterschied ihn von Klasse-Piloten wie Kimi Räikkönen oder Fernando Alonso und brachte ihn so weit nach vorne.

"Das Auto ging unglaublich und ich konnte alles zeigen, was ich drauf habe. Es hat so viel Spaß gemacht, ganz vorne mitzufahren", sagte Sutil nach dem Rennen, das er als Vierter hätte beenden sollen, das aber weinend in der Box endete.

Die Antihelden:

Adrian Sutil: So heldenhaft seine Fahrt war, so tragisch war das Ende seines Rennens. Ausgerechnet Weltmeister Räikkönen verlor ausgangs des Tunnels die Kontrolle über sein Auto und schoss Sutil wenige Runden vor Schluss ab. Ein Drama für den in dieser Saison so arg gescholtenen Deutschen.

"Ich kann nicht begreifen, dass so etwas in den letzten Runden noch passiert. Das ist wie ein Alptraum, den man gar nicht fassen kann", sagte Sutil. "So etwas macht niemand mit Absicht. Das kann passieren. Dass es aber ausgerechnet mich erwischt, wenn ich einmal da vorne bin, ist unfassbar."

Die Live-Bilder des Unfalls jetzt bei SPOX.TV

Das Force-India-Team zeigte sich weniger nachgiebig als Sutil. Es legte offiziell Protest gegen Räikkönens Fahrweise ein.

Ferrari: Die Scuderia hat in Monaco geschlossen enttäuscht. Erst Räikkönen durch seinen Crash mit Sutil, für den er sich zwar entschuldigte, zu dem er aber auch sagte: "Es tut mir für ihn leid, aber ich konnte in dieser Situation wirklich nichts machen. Ich habe versucht, langsamer zu machen, aber es ging wirklich nicht, und ich wusste auch nicht, wohin ich fahren soll. Ich konnte nicht ausweichen und bin in ihn hinein gefahren."

Von den Experten steckte Räikkönen trotzdem mächtig Prügel ein. "Das sind Dinge, die verstehe ich nicht mehr. Das sind hoch bezahlte Formel-1-Piloten, die so einen Käse zusammenfahren, dass es eigentlich eine Frechheit ist", wetterte zum Beispiel Ex-Weltmeister Niki Lauda.

Doch die Roten leisteten sich noch mehr Pleiten. Erst die zu lange Arbeit am Auto von Räikkönen vor dem Start, wodurch er sich eine Durchfahrtsstrafe einhandelte. Dann der Fahrfehler von Felipe Massa, durch den er die Führung an Kubica verlor. Dazu kam der Ausfall des Funks beim Brasilianer und als Folge der Fehler, zu spät auf Trockenreifen zu wechseln.

"Der größte Fehler war, dass wir auf eine Ein-Stopp-Strategie umgestellt haben. Wir hatten mit mehr Regen gerechnet, aber die Strecke wurde stattdessen immer trockener", gab Massa zu.

Teamchef Stefano Domenicali fasste das zweite schwache Ferrari-Rennen nach dem Australien-GP so zusammen: "Wir können nicht leugnen, dass wir über diesen definitiv negativen Ausgang enttäuscht sind. Das Ergebnis ist eine Kombination aus Fehlern auf unserer Seite und Pech."

Nico Rosberg: Von den Rundenzeiten her wäre Rosberg ein Kandidat für das Podium gewesen, wären da nicht zwei abgerissene Frontflügel und letztlich der heftige Einschlag in die Leitplanken gewesen. So endete der Tag nicht beim Fürsten, sondern zum Gesundheitscheck im Krankenhaus.

Hier geht es zu den besten Bildern von Rosbergs Crash 

"Vom Hero zum Zero - so ist Monaco im Regen", fasste sein Vater und Premiere-Experte Keke Rosberg das unglückliche Rennen seines Sohnes lapidar zusammen. Immerhin: Rosberg hat wieder einmal sein riesiges Talent aufblitzen lassen.

Nick Heidfeld: Zu guter Letzt muss noch das desolate Wochenende der deutschen Nummer eins erwähnt werden. Platz 13 im Qualifying war schon schlimm, doch dann nach guter Anfangsphase von Alonso aus dem Rennen genommen zu werden, war noch bitterer. Am Ende hatte der ohnehin schon in der Kritik stehende Heidfeld vier Runden Rückstand.

"Für mich gibt es nichts Positives, das man hier mitnehmen kann", sagte ein sichtlich angeschlagener Heidfeld im Premiere-Interview. "Ich kann bisher mit der Saison nicht zufrieden sein, auch wenn ich einmal auf dem Podium war. Die letzten Rennen liefen nicht so, wie ich mir vorgestellt habe."

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