Massa vom Prügelknaben zum Strahlemann?

Von Alexander Mey
kubica, massa
© DPA

München - Zur Einstimmung auf den Bahrain-GP (So., 13.30 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) ein paar Zahlen: Robert Kubica wird zum ersten Mal auf der Pole-Position stehen, auch sein BMW-Sauber-Team steht zum ersten Mal ganz vorne.

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255 Rennen musste Sauber warten, um erstmals von Platz eins aus ins Rennen zu gehen, für BMW ist es immerhin schon fast drei Jahre her, dass man mit Nick Heidfeld am Nürburgring 2005 ganz vorne stand.

Kubicas Pole-Fahrt auf SPOX.TV

Und noch eine Zahl: Erstmals seit Fernando Alonsos Bestzeit im Renault beim China-GP 2006 hat das Auto auf der Pole weder die Farbe Rot noch die Farbe Silber.

"Aus eigener Kraft wird es schwer"

Doch was bedeutet die Tatsache, dass BMW-Sauber Ferrari und McLaren-Mercedes im Qualifying geschlagen hat, fürs Rennen? Kann Weiß-Blau wirklich schon siegen?

"Aus eigener Kraft wird es schwer. Wir stehen jetzt zwar vorne, sind aber in Wahrheit noch nicht ganz an der Spitze", sage BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. "Ferrari schätze ich nach wie vor stärker ein. Aber wir haben gesehen, dass den Gegnern Fehler passieren. Warum nicht auch im Rennen? Dann müssen wir zur Stelle sein."

Massa haushoher Favorit

Nicht unbedingt einem Fehler, aber einem gehörigen Maß an Pech war es zu verdanken, dass Felipe Massa seinen Ferrari nicht auf die Pole-Position stellte, die nach überragenden Bestzeiten im Training und in den ersten Runden des Qualifyings für ihn reserviert schien.

"Es ist zwar schade, dass ich die Pole verpasst habe", gestand Massa ein, ließ sich aber dadurch nicht verunsichern. "Doch wir haben so ein unglaublich starkes Auto, dass ich für das Rennen sehr zuversichtlich bin."

Theissen und Massa sprechen die Wahrheit für das Rennen am Sonntag aus. Pole für Kubica hin oder her: Ferrari, vor allem Massa, bleibt der haushohe Favorit auf den Sieg.

Kann Kubica Massa aufhalten?

Sollte Kubica aber am Start vorne bleiben, dann hat er immerhin die Chance, für ein sehr spannendes Rennen zu sorgen. Die Rechnung ist einfach: Hat Massa freie Fahrt, dann kann er den überlegenen Speed des Ferrari ausspielen und sich auf ein einsames Rennen an der Spitze freuen.

Hat er sie nicht, könnte es ihn teuer zu stehen kommen, dass er wahrscheinlich weniger Benzin an Bord hat als die Konkurrenten Kimi Räikkönen (4.) und Lewis Hamilton (3.). Er müsste früher tanken und liefe Gefahr, nach dem ersten Boxenstopp wieder keine freie Fahrt zu haben. Dann würde es bis zum Schluss eng.

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Auf eine solche Konstellation hofft man bei den Silberpfeilen. "Ich bin mit uns nicht unzufrieden. Ich sehe uns nicht als die großen Geschlagenen", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Ich habe befürchtet, dass Ferrari auf und davon ist, zumindest danach sieht es im Moment nicht aus. Wir stehen am Start auf der sauberen Linie, das sollte helfen. Außerdem haben wir eine sehr gute Strategie."

Sticheleien zwischen McLaren und BMW

Während Haug schon mit einem Dreikampf um den Sieg rechnet, beäugt McLaren-Teamchef Ron Dennis die Pole-Position von BMW-Sauber spöttisch: "Ich sehe den Dreikampf noch nicht so richtig. Da müssen wir uns erst einmal die Benzinmengen ansehen. Wir kämpfen um die Weltmeisterschaft, deshalb müssen wir uns auf das Rennen konzentrieren anstatt auf eine Pole-Position."

Die unterschwellige Unterstellung: Kubica ist mit ganz wenig Benzin gefahren, weil man ihn unbedingt auf die Pole hieven wollte, ohne jedoch an eine vernünftige Strategie fürs Rennen zu denken.

So steht es in den Qualifying-Duellen

"Diese Aussagen habe ich vor zwei, drei Jahren schon gehört. Mal sehen, wie es im Rennen läuft", konterte Theissen mit einem Lachen. Für ihn ist die Pole keineswegs Zufall: "Wir haben systematisch darauf hingearbeitet und es war klar, dass das irgendwann kommt. Robert kommt mit der Strecke perfekt zurecht, sie liegt seinem Fahrstil."

Heidfeld kommt nicht so gut zurecht

Nick Heidfeld liegt die Strecke nicht so gut. Er hat aufgrund seines weichen und runden Fahrstils Probleme, im Qualifying die Reifen auf die richtige Temperatur zu bringen.

"Ich komme hier einfach nicht hundertprozentig zurecht. Jetzt muss ich das Beste daraus machen", sagte Heidfeld nach Platz sechs im Zeittraining. Für das Rennen gibt er sich trotzdem kämpferisch: "Ich bin über die Distanz besser als auf eine Runde."

Es scheint sicher, dass Heidfeld etwas mehr Benzin an Bord hat als Kubica, um über die Distanz zu versuchen, ans Podium heranzurobben. "Platz sechs ist eine gute Position", macht ihm Theissen Hoffnung für diese schwierige Mission.

Die erste Kurve überleben

Von Podestplätzen sind die übrigen deutschen Fahrer weit entfernt. Für Nico Rosberg lief es als Achter noch am besten, sein Ziel für das Rennen ist einfach: "Punkte können wir auf jeden Fall holen. Ich will Trulli auf Startplatz sieben schlagen."

Mit Punkten wäre Timo Glock (13.) ebenfalls hochzufrieden, wenngleich er ähnliche Probleme befürchtet wie in Malaysia, als er in der ersten Runde mit Rosberg kollidierte.

"Ich stehe schon wieder mittendrin, das macht es natürlich schwierig. Ich kann nur hoffen, dass ich die erste Kurve überlebe und dann das Rennen zu Ende fahren kann", sagte Glock.

Immer noch bessere Aussichten als bei Sebastian Vettel und Adrian Sutil. Die beiden können von den Startplätzen 19 und 20 aus nur von WM-Punkten träumen.

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