"Weder Mozart noch Metallica"

Von Alexander Mey
sutil, adrian, helm
© xpb

München - Seit Adrian Sutil vor einem Jahr in die Formel 1 gekommen ist, laufen die Geschichten von seiner musikalischen Begabung rauf und runter.

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Sutil kann sehr gut Klavier spielen, das hat er auf Fotos in zahlreichen Magazinen und live im "Sportstudio" auch medienwirksam getan, aber in Wahrheit spielt die Musik im Leben des 25-Jährigen nur noch eine Nebenrolle.

Er hat den wohligen Klang des Pianos gegen das schrille Kreischen der Motoren getauscht. Bisher ohne Folgen, denn "wir haben einen sehr guten Gehörschutz", sagt Sutil SPOX.com.

Na dann ist ja alles gut und dem genussvollen Hören einer Mozart-Sinfonie zur Entspannung steht nichts im Wege. Oder mag es Sutil zur Einstimmung auf die Rennen doch lieber etwas härter? "Wenn ich überhaupt Musik höre, dann weder Mozart noch Metallica. Ich höre aktuelle Charts."

Kaum Chancen gegen die deutsche Konkurrenz

Apropos Charts: In der Hitliste der fünf deutschen Stammfahrer droht Sutil auch im zweiten Jahr die Rote Laterne, zu schwach ist sein Arbeitgeber Force India, um gegen Nick Heidfeld im BMW-Sauber, Nico Rosberg im Williams, Timo Glock im Toyota und Sebastian Vettel im Toro Rosso mithalten zu können. Daran konnte so kurzfristig auch die Übernahme des ehemaligen Spyker-Rennstalls durch den Inder Vijay Mallya nicht viel ändern.

Bewirkt hat der Wechsel an der Spitze aber dennoch einiges.  "Force India steht für mehr Stabilität und ganz sicher auch für mehr Kontinuität", erklärt Sutil. "Denn Vijay hat einiges vor, und dass er ein erfolgreicher Manager ist, hat er in seinem Business bewiesen."

Honda im Visier

Der Trend soll nach den negativen Erfahrungen mit den Vorbesitzern des Teams steil nach oben gehen, Technikchef Mike Gascoyne erwartet, mindestens ein Auto in der zweiten Runde des Qualifyings zu sehen.

Um das zu schaffen, müsste Sutil sechs andere Fahrer hinter sich lassen. Heiße Kandidaten sind nach den Testeindrücken vor allem die Autos von Super Aguri, aber auch die von Honda.

Bei den Testfahrten konnte Force India den einen oder anderen Werks-Honda hinter sich lassen. Unglaublich, wenn man die Ressourcen der beiden Teams vergleicht, aber kein Grund für Sutil, die Konkurrenz zu belächeln: "Schadenfreude ist fehl am Platz. Dass es nicht einfach ist, ein Siegerauto zu bauen, haben schon andere große Namen erlebt."

"Neid ist mir fremd"

Das ist es, was Sutil ausmacht. Obwohl er fast noch ein Neuling in der Königsklasse ist, vermittelt er eine unglaubliche Reife. Ähnlich wie sein Kumpel Lewis Hamilton. Der durfte 2007 allerdings eher erklären, warum er ein Rennen gewonnen hat, anstatt Auskunft darüber zu geben, warum es wieder nur zu Startplatz 21 gereicht hat.

Macht aber nichts. "Neid ist mir fremd", bekennt Sutil. "Ich gönne Lewis den Erfolg, weil er ihn sich verdient und hart dafür geschuftet hat. Ich denke eher positiv, dass meine Zeit auch noch kommt, wenn ich hart arbeite."

Fisichella ist der Gegner

In der kommenden Saison hat der Deutsche eine gute Chance, sich zu beweisen, denn sein neuer Teamkollege Giancarlo Fisichella ist ein echter Prüfstein. Immerhin hat der Italiener zwölf Jahre F-1-Erfahrung und drei GP-Siege auf dem Konto.

Wäre da nicht das Image des Italieners, das vor allem unter seiner Unterlegenheit gegen Fernando Alonso bei Renault enorm gelitten hat. Fisichellas beste Zeit ist vorbei, viele Experten sprechen ihm den Killerinstinkt auf der Strecke ab.

Davon lässt sich Sutil aber nicht einlullen: "Es gibt viele Experten und viele Meinungen. Wer sich ein wenig auskennt, weiß, dass Fisichella 2007 gegen Kovalainen ein absolut ausgeglichenes Verhältnis in Bezug auf den Speed hatte. Ich mache mich da nicht verrückt und arbeite so hart ich kann an meinen Zielen. Die erreiche ich aber nicht, wenn ich große Töne raushaue, sondern nur mit Leistung."

"Interesse von anderen Teams gab es"

Wenn er die bringt, dann kann ein Sieg im Duell gegen Fisichella das Sprungbrett in ein konkurrenzfähigeres Auto sein. "Interesse von anderen Teams gab es schon", gesteht Sutil rückblickend auf den vergangenen Winter. Doch da wollte ihn Force India noch nicht aus dem Vertrag lassen.

Eine überzeugende Saison 2008 würde ihn in eine wesentlich bessere Verhandlungsposition bringen.

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