"Das ging auf Felipes Kappe"

Von Alexander Mey
schumacher, michael, ferrari
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München - Enttäuschende Fahrer, streikende Technik, Rücktritt des Generaldirektors: Ferrari hat eine turbulente Woche hinter sich.

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So turbulent, dass es offensichtlich jemanden brauchte, der die Wogen ein wenig glättet und den Druck von den verantwortlichen Personen nimmt - Michael Schumacher.

Der Berater der Scuderia meldete sich nach dem Debakel von Melbourne im Fachmagazin "auto, motor und sport" zu Wort, mit Erklärungen, Entschuldigungen, aber auch mit Kritik an seinen Nachfolgern Kimi Räikkönen und Felipe Massa.

Elektronik verantwortlich für Motorschäden?

"Natürlich leidet man", gab Schumi, der sich den Australien-GP vom eigenen Sofa aus angesehen hatte, nach dem Doppelausfall zu. Aber: "So hart es klingt, so etwas gehört im Rennsport dazu. Es ist mir lieber, wenn so etwas am Anfang der Saison passiert als am Ende des Jahres, wenn man dadurch die Meisterschaft verliert."

Was genau war mit den beiden Autos eigentlich passiert? "Wir haben verstanden, woran es lag: Es handelte sich um Pfennigartikel. Es war kein Motorenproblem sondern es lag im Umfeld der Motoren", sagte Schumacher. Dieses Umfeld betrifft Spekulationen zufolge die Einheitselektronik, die angeblich heiß gelaufen ist und die Ventilsteuerung für die Motoren nicht mehr bewältigt hat.

"Das ging auf Felipes Kappe"

Definitiv kein Problem mit den Motoren waren die Fahrfehler von Räikkönen und Massa. Der Weltmeister warf durch einen Verbremser und einen Dreher einen möglichen dritten Platz weg, Massas Rennen war nach einem Dreher schon in Kurve eins eigentlich zu Ende. Dass er später noch David Coulthard ins Auto fuhr, komplettierte das enttäuschende Gesamtbild.

"Das ging schon eher auf Felipes Kappe", kommentierte Schumi die Aktion seines ehemaligen Teamkollegen. "Es ist keine Frage, dass Felipe der Verursacher war, aber Coulthard hätte auch die Chance gehabt, der Sache aus dem Weg zu gehen."

Für den Dreher am Start, als Massa beim Gasgeben das Auto verlor, hat Schumi eine andere Erklärung. "Er hatte einen zu niedrigen Gang drin. Dadurch bekommt man Wheelspin, und zusammen mit den kalten Reifen wird das Auto dann sehr kritisch."

Räikkönen scheiterte an kalten Reifen

So viel zu Massa. Doch auch für den Ausritt Räikkönens im Duell mit Heikki Kovalainen hat Schumacher eine Analyse parat: "Da war Kimi optimistisch. Aber nach der Safety-Car-Phase passierte das in der ersten Kurve, in der richtig gebremst wird. Kimi hatte alte Reifen drauf und die ließen sich wesentlich schwieriger wieder auf Temperatur bringen wie die Reifen auf dem Auto von Kovalainen. Bei Kimi haben die Reifen sofort blockiert."

Und so ging sie dahin, die Chance, die Aufholjagd von Startplatz 15 aus mit einem Podestplatz zu krönen. Den will das Team aber nun in Malaysia nachholen. "Hoffentlich können wir die WM neu beginnen", sagte Massa am Donnerstag in Sepang und beteuerte wie Schumacher, dass die technischen Probleme gelöst seien.

"Ich hoffe, das Rennen geht gut für uns aus, mit einem Sieg", ergänzte Schumacher, der auch in Sepang nicht vor Ort sein wird.

Todt trotz Rücktritts in Malaysia vor Ort

Im Gegensatz übrigens zu Jean Todt, der trotz seines Rücktritts als Generaldirektor an der Strecke erwartet wird.

Aufgekommene Gerüchte, Todt sei nicht ganz freiwillig sondern auf Druck von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo aus seinem Amt geschieden, wies Massa zurück.

Er machte klar: "Er ist immer noch zu 100 Prozent bei uns, auch wenn er nicht mehr bei jedem Rennen vor Ort ist. Außerdem hat er nach wie vor Einfluss auf die wichtigsten Entscheidungen des Formel-1-Teams."

Es wäre auch ein Witz gewesen, einen der Architekten einer zehn Jahre währenden Ferrari-Dominanz wegen eines schwachen Rennens vor die Tür zu setzen.

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