Fliegender Hai und rote Rache

Von Jan-Hendrik Böhmer
Formel 1, Malaysia, Training, Freitag, freies Training, Felipe Massa
© xpb

München - Es war ein turbulenter Auftakt zum Rennwochenende in Malaysia. Ferrari und McLaren-Mercedes duellierten sich an der Spitze und dahinter flogen die Fetzen. 

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Den spektakulärsten Abflug leistete sich David Coulthard. Der Red-Bull-Pilot wurde wegen einer gebrochenen Spurstange aus der Kurve getragen und fuhr mit voller Wucht über die Randsteine.

Beim Aufprall auf den Kerb rissen dann die vorderen Radaufhängungen komplett ab und der Altmeister flog ohne Räder ins Kiesbett.

Der Coulthard-Crash und alle weiteren Trainings-Highlights im Video.

Grund für den Abflug war ein Fabrikationsfehler. "Man kann sehen, dass der Klebstoff versagt hat", erklärte Teamchef Christian Horner. Bereits zum Qualifying soll aber alles wieder repariert sein. Auch die zwischenzeitlich angedrohten Strafen von der Rennleitung sind nach einem Gespräch mit den Kommissaren vom Tisch.

Das Uhrwerk Massa funktioniert wieder

Während Coulthard das zweite Training aus der Boxengasse verfolgte, dominierte Ferrari lange Zeit nach Belieben. Besonders der nach dem Australien-GP viel gescholtene Felipe Massa spulte seine schnellen Runden wie ein Uhrwerk ab und wurde am Ende mit eineinhalb Zehntelsekunden Rückstand Zweiter hinter Lewis Hamilton.

"Es wäre noch mehr drin gewesen", meinte Massa anschließend, "aber ich konnte aus dem zweiten Satz der weichen Reifen nicht das Maximum herausholen, da ich direkt hinter Lewis Hamilton herfuhr, als der bereits langsam unterwegs war."

Räikkönen und das Benzin-Problem

Doch trotz dieser Zuversicht lief es für die Scuderia nicht ohne Probleme. So rollte Kimi Räikkönen etwa im ersten Training mit leerem Tank aus. "Wir haben ganz einfach unsere Kommunikationswege durcheinandergebracht", erklärte Chefstratege Luca Baldisserri.

Räikkönen selbst ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken. "Ich habe dadurch etwas Zeit verloren, aber wir haben das in der zweiten Sitzung wieder aufgeholt", so der Weltmeister. "Ich glaube, dass wir für den Rest des Wochenendes zuversichtlich sein können." Hier gibt's die Bilder von Räikkönens Ausfall und anderen Highlights.

Doch auch mit intakten Kommunikationswegen lief es für den Weltmeister nicht reibungslos: Nach Ende des zweiten Trainings blieb er für kurze Zeit in der Boxeneinfahrt stehen. Diesmal lief der F2008 allerdings weiter und der Weltmeister konnte sich nach kurzer Zeit von selbst in die Garage retten und wurde Dritter.

Mercedes und der Regengott

Trotz seiner Trainingsbestzeit war auch Hamilton nicht ganz zufrieden. "Leider war die Vormittagssession nicht ganz perfekt", erklärte der Brite. "Ich hatte am Ende mit dem Auto ein kleines Problem." Trotzdem war er deutlich schneller als McLaren- Neuzugang Heikki Kovalainen, der mit fast anderthalb Sekunden Rückstand Siebtschnellster war.

Vermutlich ist dies auf unterschiedliche Benzinmengen zurückzuführen, da Kovalainen zuvor bereits andeuten konnte, dass er unter gleichen Bedingungen durchaus das Tempo seines Teamkollegen mitgehen kann.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug hatte deshalb auch ganz andere Sorgen: "Lewis und Heikki fanden zwar ein gutes Setup und fuhren schnelle und konstante Zeiten", so Haug. "Aber das muss uns für morgen und das Rennen nicht unbedingt helfen, denn laut Wettervorhersage wird es von nun an regnen."

"Besser als in Melbourne"

Das befürchtet auch Nick Heidfeld. "Gegen normalen Regen habe ich ja nichts", sagte der Mönchengladbacher. "Im Gegenteil. Aber einen tropischen Wolkenbruch wünsche ich mir sicher nicht. Dann sieht man gar nichts mehr, und das Aquaplaning wird zu stark."

Doch davon abgesehen blickt Heidfeld zuversichtlich voraus: "Die Fahrzeugbalance ist hier auf Anhieb besser als am Freitag in Melbourne und ich hoffe, dass wir wie in Australien von Freitag auf Samstag noch ein paar gute Setup-Verbesserungen finden."

Auch bei Williams ist man trotz Platz zwölf von Nico Rosberg und dem zehnten Rang von Kazuki Nakajima nicht unzufrieden. "Was die Performance angeht, bin ich glücklich mit dem was wir erreicht haben", erklärte Rosberg. "Das Auto war von Anfang an ziemlich gut."

Alonso will in die Top 10

Das waren auch die Boliden von Sebastian Vettel (Platz fünf im Toro Rosso) und Jenson Button (Vierter im Honda), obwohl ihre Zeiten wenig Aussagekraft haben und sie ihre Platzierungen am Samstag wohl nicht wiederholen können.

Davon möchte unter anderem Renault profitieren und hofft auf einen Sprung unter die ersten Zehn. "Wir wollen ins dritte Qualifying, in die Top 10", stellt Fernando Alonso klar. "Denn vor uns liegen noch einige Jungs, die wahrscheinlich mit sehr wenig Benzin unterwegs waren."

So dürfen sich die Zuschauer auf ein spannendes Qualifying freuen - nicht nur wegen der erwarteten sintflutartigen Regenfälle und der erhöhten Rutschgefahr.

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