Innerdeutsche Streitigkeiten

Von Jan-Hendrik Böhmer
mclaren, bmw
© Imago

München - Der Schock für McLaren-Mercedes kam gut viereinhalb Stunden nach dem eigentlichen Ende der Qualifikation: Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen wurden von den Rennkommissaren bestraft und büßen für das Rennen am Sonntag (8:00 Uhr im LIVE-TICKER) jeweils fünf Startplätze ein. 

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Der Grund: Während der Rest des Feldes bereits in die Box zurückrollte, gingen Nick Heidfeld und Fernando Alonso noch einmal auf eine schnelle Runde. Vor Kurve vier lief das Duo dann auf eine Gruppe um Hamilton und Kovalainen auf - die die Ideallinie blockierten.

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Was folgte, war eine wütende Beschwerde von Heidfeld. "Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass man nicht im Weg zu stehen hat", schimpfte der BMW-Sauber-Pilot mit leicht bebender Stimme. "Das hat mich sicher zwei Zehntelsekunden und Platz drei gekostet."

Heißer Konter von Haug

Der Konter von Mercedes-Sportchef Norbert Haug ließ nicht lange auf sich warten. "Wenn er keinen Fahrfehler macht, dann kommt er überhaupt nicht in die Lage, zum Schluss als letzter Mann volle Kanne unterwegs zu sein", so Haug gegenüber "Motorsport Aktuell". "Aber es gibt eben Leute, die immer davon überzeugt sind, dass andere schuld sind."

Harte Worte auf beiden Seiten, denen nun vermutlich das direkte Duell auf der Strecke folgt. Denn: Nach der Strafversetzung von Kovalainen (auf Platz acht) und Hamilton (jetzt Neunter) sitzen die potenziell schnelleren McLaren den BMW-Boliden im Nacken. Getrennt nur durch Mark Webber und Fernando Alonso. Kommt es damit zur ersten härteren Konfrontation der deutschen Hersteller in dieser Saison?

Wenn es nach Haug geht, dann nicht. Denn der klingt nach der Urteilsverkündung bereits deutlich zurückhaltender. "Wir fahren jetzt halt von weiter hinten los", sagt der Mercedes-Sportchef. "Wer weiß, wofür das gut ist? Vielleicht sind wir so sogar der lachende Dritte, der davon profitiert, wenn zwei sich vor uns streiten..."

Entspannung bei McLaren

Grund für Haugs wiedererlangte Gelassenheit: Die Taktik der Silberpfeile. So hatte es das Team im Qualifying vermutlich ohnehin nicht auf die Pole-Position abgesehen und ist allem Anschein nach mit volleren Tanks unterwegs.

Ganz im Gegensatz etwa zu Jarno Trulli, der durch die McLaren-Strafe bis auf Platz drei nach vorne gespült wurde - und jetzt eine entscheidende Position besetzt. Denn kann er sich am Start vor die Ferrari setzen, wird es richtig spannend.

Die Scuderia könnte keinen Vorsprung herausfahren, der Vorteil der vermutlich leichteren Boliden wäre dahin und der frühere Boxenstopp täte enorm weh. Doch auch wenn er "nur" seinen dritten Platz halten kann, könnte er das Rennen mit entscheiden.

Der Trulli-Faktor

Denn wenn Massa und Räikkönen als Spitzenreiter mit "Trulli-Abschirmung" aus der ersten Kurve kommen, ist das Rennen so gut wie gelaufen. Die Konkurrenz wird durch die rollende Schikane gebremst und die Scuderia muss das Rennen nur noch nach Hause fahren.

Dann könnten sie sich höchstens selbst im Weg stehen. Denn sowohl Massa als auch Räikkönen waren bisher anfällig für technische Probleme oder Flüchtigkeitsfehler.

"Da nützt nicht einmal Schneefall!"

Und dann wäre da ja noch der Regen. Sollte es tatsächlich zu den angekündigten sintflutartigen Niederschlägen kommen, ist jegliche Taktik umsonst.

Freuen dürfte das zum Beispiel Sebastian Vettel und Nico Rosberg - auch wenn Rosbergs Williams nach eigener Aussage nicht auf nasse Bedingungen abgestimmt ist. "Regen wäre sicher nicht schlecht für morgen", meint der Deustche. "Das würde uns wohl helfen."

Der Grund: Das Hauptproblem des Williams ist mangelnder Grip - und bei Regen fällt das weniger ins Gewicht. Doch im Premiere-Gespräch warnt Vater Keke: "Nico kann sich den Regentanz sparen, denn da nützt nicht einmal Schneefall!"

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