Momente der Selbsterkenntnis

Von Alexander Mey
schumacher, ralf, cora
© Getty

München - Was macht er denn jetzt, der Ralf Schumacher? Fährt er wirklich DTM oder hängt er den Rennhelm endgültig an den Nagel?

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Seiner Zukunft ist sich der 32-Jährige noch nicht so richtig sicher, dafür aber seiner Vergangenheit. In einem von dem Fachmagazin "Autosport" veröffentlichten Interview blickt Schumacher mit bemerkenswerter Selbsterkenntnis auf 10 Jahre Königsklasse zwischen Anspruch und Wirklichkeit zurück.

Die Quintessenz aus seinen Erinnerungen: Niemand wird mir auch nur eine Träne nachweinen. "So ist die Formel 1, so ist die ganze Welt. Niemand wird vermisst", sagte Schumacher.

Dokument des Scheiterns

Gleiches hat Ralf beim Abschied seines Bruders Michael gesagt. Doch während der wenigstens durch seine Erfolge in sämtlichen F-1-Annalen erscheinen wird, liest sich die Laufbahn von "Schumi II", wie ihn die Medien bezeichnender Weise von Beginn an nannten, über weite Strecken wie ein Dokument des Scheiterns an viel zu hohen Ansprüchen.

Das ist keine böswillige Unterstellung, das ist ein Teil der Selbsterkenntnis von Schumacher. "Als ich in die Formel 1 gekommen bin, habe ich wirklich gedacht, dass ich erfolgreicher sein würde", bekannte Schumacher. "Es waren schwierige zehn Jahre, weil ich niemals das erreicht habe, was die Leute von mir erwartet haben und was ich von mir selbst erwartet habe."

Beste Zeit bei BMW-Williams

Die Geschichte seiner Karriere ist schnell erzählt. 1997 holte Eddie Jordan den kleinen Bruder des damals zweimaligen Weltmeisters Michael in sein Team. Nach zwei unauffälligen, aber nicht erfolglosen Jahren, ging Schumacher 1999 zu Williams.

Dort erlebte er zusammen mit BMW zwischen den Jahren 2001 und 2003 seine erfolgreichste Zeit. Zweimal wurde er WM-Vierter, einmal WM-Fünfter, dazu fuhr er in dieser Zeit alle seine sechs GP-Siege ein. Ralf wird Michael als Weltmeister nachfolgen: Davon war zu dieser Zeit noch fast jeder überzeugt.

Mit seinem schweren Crash in Indianapolis 2004 kam der Bruch. In seinem letzten Williams-Jahr warf ihn die folgende Rückenverletzung zurück. 2005 ging er zu Toyota, um wie einst Michael bei Ferrari ein Team zum Weltmeister aufzubauen. Er scheiterte, und zwar deutlich.

Eindeutig überbezahlt

Nur in einem scheiterte er nicht: In der geschickten Aushandlung lukrative Verträge. Sein Gesamtvermögen wird laut den jüngsten Erhebungen auf 120 Millionen Euro geschätzt.

Schumacher war gemessen an seinen Leistungen bei Toyota eindeutig überbezahlt. "Klar, aber letztlich ist es doch so, dass man, wenn man die Karriere einmal beendet hat, seine Rechnungen nicht mit der Tatsache bezahlen kann, einmal ein Formel-1-Fahrer gewesen zu sein", rechtfertigte sich Schumacher.

Schließlich hat er Toyota ja nicht gezwungen, so viel Geld für seine Dienste zu bezahlen. Entsprechend nachvollziehbar ist sein Fazit: "Wenigstens von dieser anderen Seite aus gesehen war ich erfolgreich. Im Hinblick auf mein Leben nach der Formel 1 habe ich alles erreicht, in der Formel 1 aber nicht."

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