Titel nach dramatischem Finale

Von Interview: Alexander Mey
rosberg, williams
© Getty

München - Entspanntheit hat einen Namen: Nico Rosberg. Bei all dem Trubel um die Fehde zwischen Fernando Alonso und McLaren-Mercedes kann sich der Deutsche ganz entspannt zurücklehnen.

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Rosberg hat seine Hausaufgaben gemacht. In seiner zweiten Saison hat er auch dem letzten Ignoranten gezeigt, dass er eines der größten Talente der Formel 1 ist.

Der Deutsche hebt den Williams auf ein anderes Level wie es einst Michael Schumacher mit dem Benetton gemacht hat.

Der Stand von 15:1 im Qualifying-Duell gegen den am Montag in Rente gegangenen Alexander Wurz zeigt, dass Rosberg sein Auto schneller bewegt, als das eigentlich möglich scheint.

Hauptdarsteller im Wechselkarussell 

Auch wenn der 22-Jährige in den letzten beiden Regenrennen das Glück nicht auf seiner Seite hatte, ist und bleibt er Hauptdarsteller auf dem Wechselkarussell.

Verlässt Alonso die Silberpfeile, dann gilt Nico Rosberg als aussichtsreichster Kandidat auf die Nachfolge des Weltmeisters. Gibt es 2008 ein Teamduell der alten Bekannten Rosberg und Lewis Hamilton? "Also eines Tages könnte ich mir das natürlich schon vorstellen", sagt der Williams-Pilot.

Wie definiert Rosberg "eines Tages"? Bleibt er doch noch ein Jahr bei Williams? Was läuft da mit Toyota? Und welche Schlagzeile würde er gerne einmal über sich lesen? Im SPOX.com-Gespräch bezieht er Stellung.

SPOX: Herr Rosberg, haben Sie auch den Eindruck, dass bei all den Gerüchten um einen möglichen Wechsel zu McLaren-Mercedes Ihre Leistungen auf der Strecke zu kurz kommen?

Nico Rosberg: Nein, habe ich nicht. Für einen jungen Fahrer wie mich kann es nichts Besseres geben, als dass über einen gesprochen wird. Das ist ein Zeichen dafür, dass man gute Chancen hat, in Zukunft in einem Top-Auto zu sitzen und Rennen zu gewinnen.

SPOX: Sie sagen von sich selbst, Sie seien sehr selbstbewusst. Selbstbewusst genug, um noch ein Jahr bei Williams zu bleiben, sollte das große Angebot nach dieser Saison doch noch nicht kommen?

Rosberg: Williams wird im kommenden Jahr noch stärker sein. Ein oder zwei Podestplätze müssen 2008 unser Ziel sein. Ich bin zufrieden, wo ich bin, auch wenn ich natürlich so schnell wie möglich in einem Siegerauto sitzen möchte, wo auch immer das dann sein mag. Am liebsten bei Williams...

SPOX: Sie sind vor einigen Wochen bei der Besichtigung des Toyota-Werks in Köln gesehen worden. Angeblich hatte der Besuch nichts mit eventuellen Wechselgedanken zu tun, oder etwa doch?

Rosberg: Toyota ist ein tolles Team, das uns in diesem Jahr einen echt guten Motor liefert. Mehr will ich dazu nicht sagen.

SPOX: Bei Lewis Hamilton sieht man, wie es laufen kann, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Haben Sie Angst, trotz Ihres Potenzials bei einem Mittelklasse-Team zu versauern?

Rosberg: Nein, habe ich nicht. Wenn man das Zeug zum Spitzenfahrer hat, wovon ich überzeugt bin, dann kann man das auch in einem Mittelklasse-Team immer wieder zeigen.

SPOX: Sie haben ein sehr gutes Abitur gemacht. Welche Schulnote geben Sie sich nach knapp zwei Jahren Formel 1?

Rosberg: In der Schule hatte ich in der Tat einen guten Notenschnitt von 1,9. Für die Formel 1 gebe ich mir zwar keine Note, aber ich bin in diesem Jahr sehr zufrieden. Mein Team und ich haben uns enorm gesteigert und sind jetzt bei jedem Rennen die vierte Kraft, egal wie der Kurs aussieht.

SPOX: Bis zum Belgien-GP lagen sie trotz großer Überlegenheit in der Fahrer-WM hinter Ihrem Teamkollegen Alexander Wurz. Wie sehr hat das genervt?

Rosberg: Endlich bin ich vorne. So rum gefällt es mir auf jeden Fall besser.

SPOX: Die Erfahrung hat gezeigt, dass erfolgreiche Fahrer nicht immer auch beliebte Fahrer sind. Alonso und Schumacher genießen außerhalb ihrer Heimatländer nicht sonderlich große Sympathien. Kann man gleichzeitig erfolgreich und beliebt sein?

Rosberg: Auf jeden Fall ist das möglich. Es kommt allein auf die Persönlichkeit an. Ich würde mal Mika Häkkinen als Beispiel nennen. Er war in vielen Ländern beliebt, sogar im Michael-Schumacher-Land.

SPOX: Sie gelten als sympathischer Pilot. Was würden Sie dafür tun, auch nach großen Erfolgen beliebt zu bleiben?

Rosberg: Mit ist es auf jeden Fall wichtig, ich selbst zu bleiben. Ich werde alles versuchen, dass ich mich nicht zu sehr verändere.

SPOX: Haben Sie jemals unter dem berühmten Namen Rosberg gelitten?

Rosberg: Nicht wirklich, weil ich damit groß geworden bin. Auch wenn die Leute erwarten, dass ich genauso gut werde wie mein Vater und versuchen, Vergleiche zu ziehen.

SPOX: Welche Schlagzeile würden Sie in zwei, drei Jahren gerne über sich lesen?

Rosberg: Nico in dramatischem Finale Weltmeister - das wäre doch ganz in Ordnung.

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