Im Blindflug auf die Pole

Von Alexander Mey
mclaren, hamilton, regen
© Getty

München - Der entscheidende Mann beim Qualifying zum Japan-GP trug einen Overall, einen Helm und saß in einem Cockpit. Dennoch hatte er mit der Formel 1 auf den ersten Blick nichts zu tun.

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Die Rede ist von einem Hubschrauber-Piloten, dem Piloten, der den Rettungshubschrauber auf dem Fuji-Speedway steuert.

Erst als er am Samstag sagte "ich starte", konnten auch die F-1-Teams sagen "wir starten". Denn ohne Rettungshubschrauber in der Luft darf kein Auto auf die Piste.

Das Wetter am Fuße des Mount Fuji war mies, so mies sogar, dass die Austragung des Qualifyings auf der Kippe stand. "Ich glaube nicht, dass wir heute noch fahren", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug im Premiere-Interview.

Hamilton schnappt Alonso die Pole weg

Sekunden später straften ihn die aufheulenden Motoren lügen. Der Nebel, der die Austragung des dritten Freien Trainings am Morgen noch verhindert hatte, lichtete sich etwas und ließ doch noch Rennsport zu.

Auf regennasser Piste und bei schlechter Sicht glänzte WM-Leader Lewis Hamilton mit der fünften Pole-Position seiner Karriere. In allerletzter Sekunde schnappte er in 1:25,368 Minuten ausgerechnet seinem Intimfeind Fernando Alonso den ersten Startplatz weg. 70 Tausendstel entschieden das McLaren-interne Duell.

Stolz geschwellte Brust

"Ich habe mich konstant an den Stellen verbessert, an denen ich zuvor Fehler gemacht hatte. Die letzte Runde war dann richtig gut", resümierte Hamilton. Ein leicht geknickter Alonso ergänzte: "Es war okay für mich. Wir sind zwar nicht auf Pole, aber immerhin in der ersten Startreihe. Ich mag nasse Bedingungen und genieße das Fahren bei Regen sehr."

Haug fügte hinzu: "Ich bin sehr happy, denn nichts ist leichter, als es bei diesen Bedingungen zu vermasseln. Wir haben die fünfte Doppel-Pole der Saison geschafft, das ist beeindruckend. Mich macht stolz, dass das Team nach allem, was passiert ist, so gut mit dem Druck umgehen kann."

Heidfeld und Rosberg auf fünf und sechs

Ferrari schaffte es nur in die zweite Startreihe, Kimi Räikkönen stellte sein Auto vor Felipe Massa auf Platz drei. "Es sah eigentlich gut aus, aber wir haben die entscheidende letzte schnelle Runde nicht hinbekommen", sagte Räikkönens Renningenieur Chris Dyer.

Nick Heidfeld startet als Fünfter, eigentlich vor Nico Rosberg, doch der muss nach Motorwechsel anstatt von Platz sechs von Position 16 aus starten. Man wir aber trotz allem nicht über diese beiden reden sondern über einen dritten Deutschen.

Sensationelle Vorstellung von Vettel

Sebastian Vettel nutzte die chaotischen Verhältnisse für eine sensationelle Vorstellung. Der Toro-Rosso-Pilot absolvierte die ersten beiden Sessions souverän und stellte sein unterlegenes Auto auf den achten Startplatz. "Ich bin sehr überrascht", gab ein strahlender Vettel zu Protokoll. "Ich bin das erste Mal überhaupt mit diesem Auto im Regen gefahren, die Voraussetzungen waren also denkbar schlecht. Unsere Änderungen am Auto sind über alle Erwartungen hinaus aufgegangen. Wir hatten lediglich damit geliebäugelt, vielleicht in die zweite Quali-Runde zu kommen. Ein super Tag!"

Ralf Schumacher hatte Pech, als er am Ende der ersten Session mit Sakon Yamamoto kollidierte und ausschied. Er wird auf Startplatz 15 stehen. "Ich dachte, er sieht mich und lässt mir die Tür auf, das hat er aber nicht getan. So etwas passiert, da trägt niemand die Schuld. Das war ein normaler Rennunfall", sagte Schumacher.

Adrian Sutil konnte seine Streckenkenntnis in Fuji nicht nutzen. Im Spyker kämpfte er mit stumpfen Waffen und kam nicht über Platz 20 hinaus.

Hamilton kurz vor dem Aus

Dank der Bedingungen wurde schon die erste Session der Quali ungewohnt spannend. Die Formel ist einfach: Je chaotischer das Wetter, desto chaotischer ist auch der Rennverlauf.

So schaffte es Hamilton erst auf den allerletzten Drücker, sich überhaupt für die zweite Runde zu qualifizieren. Zuvor hatte er immer im Verkehr festgesteckt.

"In der ersten Session war es ziemlich schwierig. Als Lewis es dann doch noch geschafft hat, war ich natürlich erleichtert", beschrieb McLaren-Teamchef Ron Dennis den Unterschied zwischen Startplatz eins und 17.

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