Mit Vollgas durch den Feuerring

Von Alexander Mey
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© Getty

München - Wussten Sie eigentlich, dass der Fujiyama gar nicht Fujiyama heißt?

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Ein Blick ins Lexikon verrät: Ein Übersetzungsfehler eines japanischen Schriftzeichens ist dafür verantwortlich, dass die westliche Welt den höchsten Berg Japans so nennt. Der Japaner nennt seinen Berg Fujisan, für Europäer bietet sich einfach nur Fuji an. 

Warum liest man so etwas im Lexikon nach? Zum einen als Vorbereitung auf die nächste Party, bei der man mit diesem Wissen vortrefflich als Klugsch... glänzen kann.

Zum andern, wenn man sich auf den am Wochenende stattfindenden Japan-GP (ab 6.30 Uhr im SPOX-Live-Ticker und ab 5.45 Uhr bei Premiere) vorbereitet. Wer weiter liest, lernt noch etwas von den Präfekturen Yamanashi und Shizuoka, der Eurasischen und der Philippinenplatte sowie dem pazifischen Feuerring, zu dem auch der Fujiyama - äh, der Fujisan - gehört.

Nur Formel-3-Fahrer kennen den Kurs

Wenig ist über den Rennkurs am Fuße des - nennen wir ihn ab jetzt einfach Fuji - zu erfahren. Kein Wunder, schließlich ist die von Hermann Tilke entworfene Strecke nagelneu.

Na ja, nicht ganz nagelneu, denn seit 2005 kann man darauf bereits Rennen fahren, was vor allem die japanische Formel 3 häufig tut.

Sutil fuhr 2006 vier Rennen in Fuji

Über den Umweg Formel 3 ist SPOX.com auf jemanden gestoßen, der sich mit dem Fuji Speedway auskennt - Adrian Sutil.

Während fast alle anderen Formel-1-Fahrer bis zum ersten Training am Freitag (ab 2.55 Uhr bei Premiere) in Sachen Streckenkenntnis weitgehend im Dunkeln tappen, ist Sutil in seiner Meistersaison 2006 im Rahmen der Formel 3 vier Rennen dort gefahren.

Viel Grip oder viel Topspeed?

Der Spyker-Pilot erklärt die Tücken des Kurses: "Der Fuji Speedway ist sehr modern, eine schöne Strecke, die vor allem die Kulisse des Mount Fuji besonders macht. Sie ist sehr schnell und hat eine extrem lange Gerade." Mit fast 1,5 Kilometern Länge sogar die längste Gerade im Rennkalender.

Doch die Gerade ist es nicht, die den Kurs anspruchsvoll macht. "Besonders der letzte Sektor ist schwer zu fahren. Man muss einerseits viel Grip haben, aber auf der Geraden auch sehr viel Topspeed. Beide Fahrzeug-Einstellungen - viel Flügel für den Grip oder wenig Flügel für die Gerade - können manchmal zur gleichen Rundenzeit führen", erklärt Sutil, der dem Layout des Kurses auf einer Skala von 1 bis 10 eine 7 gibt.

Da ist Fingerspitzengefühl gefragt. Und Streckenkenntnis ist sicher kein Nachteil. "Ich denke, im ersten Freien Training habe ich noch einen Vorteil", sagt der Deutsche. "Aber in der Formel 1 sind die besten Fahrer am Start. Von denen sollte jeder in der Lage sein, eine neue Strecke schnell zu lernen. Ich glaube, dass meine Erfahrung am Ende nicht so viel ausmacht."

Organisatorisches Chaos befürchtet

So viel zum Sportlichen. Aber wenn man schon einmal mit einem Ortskundigen reden kann, dann muss man sich natürlich auch über Land und Leute informieren - und über das, was viele vor der F-1-Premiere auf dem neuen Kurs befürchten: ein organisatorisches Chaos.

Schließlich hat Sutil nur 15 Minuten von der Strecke entfernt ein Jahr lang gelebt. Er kennt die Umgebung und kann daher bestens Auskunft darüber geben, wie schwierig es wirklich ist, in der eher ländlichen Gegend anzureisen und eine Unterkunft zu finden.

Eine Stunde als dehnbarer Begriff

"Es ist schon ziemlich schwierig, dort anzureisen. Aber ich denke, es ist auch nicht schlimmer als es zuletzt in Suzuka war", erklärt Sutil die Tatsache, dass es im Prinzip nur eine große Zufahrtsstraße gibt. "Hotels gibt es hier zwar einige, aber man muss schon manchmal ein bisschen weiter fahren."

Sutils Trost: "Das Schöne ist, dass Tokio nur eine Stunde entfernt ist."

Eine Stunde vielleicht für einen Rennfahrer. Offiziell gibt der Veranstalter die Entfernung von Tokio mit dem Auto mit 80 Minuten an - und das auch nur ohne Stau. Einfach den Tomei Expressway bis Gotenba und dann noch 15 Minuten durch die Walachei bis zur Strecke.

Fahr Busse und Bahn

Wer sich die zu erwartenden Verkehrsstaus nicht antun möchte, kann sich auch in einen wahrscheinlich überfüllten Express-Bus reinquetschen oder mit dem Zug fahren. Wer richtig viel Geld übrig hat, kann sogar nach Tomei Gotenba fliegen und dann mit dem Taxi zur Strecke fahren.

Bei erwarteten 140.000 Zuschauern nur am Rennsonntag wird wohl keine der Anfahrtsoptionen ein großer Spaß werden.

WM-Kampf auf dem Pulverfass

Umso größer wird hoffentlich der Spaß am Rennen, denn immerhin kämpfen mit Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen noch drei Fahrer um den WM-Titel.

Harte Zweikämpfe, viele Emotionen: Der Japan-GP 2007 könnte zum Pulverfass werden.

Nicht nur in sportlicher Hinsicht übrigens. Denn der Fuji ist ein Vulkan. Ausgebrochen ist er zuletzt 1707. Also vor genau 300 Jahren.

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