Hörmann droht Greiss mit Olympia-Ausschluss

SID
Alfons Hörmann will Greiss Likes nicht akzeptieren
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Nach dem Instagram-Like zu einem Hitler-Vergleich droht Eishockey-Nationaltorwart Thomas Greiss der Ausschluss aus dem deutschen Olympia-Team, doch bei der Heim-WM gibt es keine Konsequenzen für den NHL-Profi. "Wer so agiert oder kommuniziert, kann nicht Teammitglied in Pyeongchang sein", teilte Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund dem SID mit.

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Greiss hatte im sozialen Netzwerk Instagram einem Post ein "Like" gegeben, der die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton mit Adolf Hitler vergleicht. "Nie verhaftet, nie verurteilt, genauso unschuldig wie Hillary", heißt es neben einem Bild Hitlers.

"Alle Sportler haben eine wichtige Vorbildfunktion in der Öffentlichkeit. Politischer Extremismus hat im Sport schlichtweg nichts zu suchen", erklärte Hörmann weiter: "Gerade die besondere Bedeutung der Werte des Sports für die Olympiamannschaft - unser Team Deutschland - werden wir weiterhin im Sinne von "Null Toleranz" verteidigen. Deshalb wäre ein Beibehalten dieser Kommunikation ein klares Ausschlusskriterium für diesen oder andere Spieler."

Greiss hat sein "Like" mittlerweile wieder zurückgezogen, nachdem er vom DEB darauf angesprochen worden war. "Er ist kein Rechtsextremist, er ist kein Nazi", sagte DEB-Vizepräsident Marc Hindelang, "aber Hitler ist ein No-Go. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, er hat es entliked." Der 31-Jährige hatte unter anderem auch unter eine Fotomontage des jetzigen US-Präsidenten Donald Trump mit einem Schwert in der einen und dem abgeschlagenen Kopf von Hillary Clinton in der anderen Hand ein "Gefällt mir" gesetzt.

Hindelang: Greiss' Verhalten hat keine Konsequenzen

Bundestrainer Marco Sturm erklärte nach dem Training am Freitagmorgen, er habe erst "vor vier Minuten" davon erfahren, kenne aber die genauen Inhalte nicht. "Ich stelle keine Fragen, das interessiert mich nicht", sagte Sturm: "Alles, was außerhalb des Eishockeys ist, ist jedem Spieler selbst überlassen. Das kann ich nicht kontrollieren." Greiss' Verhalten hat keine Konsequenzen, erklärte Hindelang, "er wird weiter im Kader bleiben, er wird nicht suspendiert".

"Abscheulich" nannte Öczan Mutlu, der sportpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, die Bilder, die Greiss "gefallen" hatten. "Ob sie tatsächlich noch vom Recht auf freie Meinungsäußerung erfasst werden, müssen Polizei und Justizbehörden prüfen", sagte Mutlu. Über sportliche Konsequenzen hätten die Sportverbände zu entscheiden, dabei sei "die besondere Vorbildfunktion von Spitzensportlerinnen und -sportlern" zu berücksichtigen.

Einsatz bei Olympia unwahrscheinlich

Derzeit ist ein Einsatz von Greiss bei den Olympischen Spielen 2018 eher unwahrscheinlich, weil die NHL ihre Saison nicht unterbrechen will. Allerdings hat Präsident Rene Fasel vom Weltverband IIHF die Hoffnung auf eine Einigung noch nicht aufgegeben.

Hindelang erklärte, Greiss habe die "Likes" im US-Wahlkampf vor mehr als einem halben Jahr gesetzt, "er war sehr emotional, da ist es passiert. Man kann niemandem vorwerfen, für oder gegen Trump oder Clinton zu sein, die Art und Weise ist natürlich nicht in Ordnung". Greiss lebt seit mehr als zehn Jahren in den USA und ist mit einer Amerikanerin verheiratet. In der Mannschaft sei über das Thema gesprochen worden, "die Meinungen sind geteilt, er hat auch Unterstützung erfahren".

Im Spiel am Freitagabend gegen Dänemark sitzt Greiss nur auf der Bank - allerdings aus gesundheitlichen Gründen. Wegen einer Oberkörperverletzung könne er noch nicht wieder spielen, erklärte Sturm: "Er ist noch nicht bei 100 Prozent."

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