Bremerhavener Eishockey-Märchen geht weiter

SID
Die Fischtown Pinguins stehen bereits im Viertelfinale
© getty

Als wenige Minuten vor Mitternacht Uwe Krupp und die Eisbären Berlin endlich jubelten, stießen in Bremerhaven die Rekord-Neulinge noch immer auf ihren Coup an. "Die Leute sind gar nicht mehr nach Hause gegangen", sagte Manager Alfred Prey nach dem 6:5-Erfolg der Fischtown Pinguins gegen Ex-Meister ERC Ingolstadt und dem senationellen Einzug ins Play-off-Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) dem SID: "Vom 16-jährigen Jungen bis zur 70-jährigen Oma haben alle gar nicht mehr aufgehört zu hüpfen."

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Die Emotionen schlugen hoch, als ausgerechnet das Team mit dem kleinsten Etat der Liga als erster Aufsteiger in der DEL-Geschichte die Runde der letzten Acht erreichte. Das Eishockey-Märchen an der Nordseeküste wird ab Dienstag (19.30 Uhr) weitergeschrieben, wenn die Bremerhavener beim Titelverteidiger Red Bull München aufs Eis gehen. "Für uns ist das Happy End schon geschrieben", meinte Prey: "Die Leute haben gefeiert, als wären wir deutscher Meister geworden."

Fast zwei Stunden nach den Außenseitern aus dem hohen Norden fielen sich auch die Spieler des DEL-Rekordmeisters in die Arme. 103 Minuten und 17 Sekunden hatte es gedauert, bis der Kanadier Jamie MacQueen die Eisbären zum 3:2 bei den Straubing Tigers schoss - im sechstlängsten Spiel der Ligageschichte.

Trainer Krupp kennt sich mit Marathonspielen aus: Bei seinem Stanley-Cup-Triumph 1996 mit der Colorado Avalanche hatte er noch 74 Sekunden später getroffen. Als Coach hielt er sich 21 Jahre später nicht lange mit dem Jubeln auf. "Jetzt denke ich schon an Mannheim", sagte der frühere Bundestrainer und blickte bereits auf das erste Viertelfinalduell am Dienstag (19.30 Uhr) gegen die Adler.

"Was hier abgeht, ist sensationell"

In Bremerhaven genossen sie dagegen das Hier und Jetzt. "Was hier abgeht, ist sensationell", sagte Trainer Thomas Popiesch: "Es tut der ganzen Region wahnsinnig gut. Die Leidenschaft ist unglaublich." Der 51-Jährige hat den vielleicht größten Anteil am sensationellen Erfolg des Neulings. Aus einem zusammengewürfelten Haufen mit 17 Neuen, die in den Mini-Etat von 3,5 Millionen Euro passen mussten, formte der Coach eine verschworene Gemeinschaft. "Ich habe noch nie erlebt, dass jemand so viel arbeitet", lobte Prey.

Der Manager und seine Mitstreiter waren im vergangenen Sommer ein Risiko eingegangen, als sie die Lizenz der ausgestiegenen Hamburg Freezers übernahmen und in die DEL einstiegen. Doch es gab weder Niederlagen in Serie noch leere Ränge. Im Gegenteil: "Die ganze Region steht wie eine Mauer hinter uns", sagte Prey. Fast jedes Heimspiel war ausverkauft, die Eisarena insgesamt zu 97 Prozent ausgelastet.

In der Best-of-seven-Serie gegen Meister München gibt es nun mindestens zwei weitere Heimauftritte. "Jedes Spiel ist ein Geschenk", betonte Prey und blickte dem ungleichen Duell mit dem Branchenführer, der 12,5 Millionen Euro umsetzt, gelassen entgegen: "Wir haben schon alles erreicht, von uns erwartet niemand mehr was."

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