DEB stimmt über Reindl-Reform ab

SID
Franz Reindl will das deutsche Eishockey auf Vordermann bringen
© getty

Die Vision ist ehrgeizig, aber die Zeit knapp. 2026 will Franz Reindl deutsche Eishockey-Spieler um Olympia-Medaillen spielen sehen - 50 Jahre nach dem Bronze-Coup von Innsbruck. Die Weichen sollen schon am Samstag (10.00 Uhr) gestellt werden.

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Dann stimmt der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) in Frankfurt/Main über das Konzept seines neuen Präsidenten ab. Widerstand gegen die radikale Reform gibt es vor allem von den mächtigen Landesverbänden.

"Bis 2026 sind es noch elf Jahre, aber die Spieler gibt es schon. Wir müssen sie jetzt erwischen", sagt Reindl im Gespräch mit dem SID: "Wir haben alle zusammen Fehler gemacht. Wir sind auf Rang 13 in der Welt abgerutscht, mit der U20 und den Frauen abgestiegen. Jetzt müssen wir es ändern, sonst ist es zu spät."

Deshalb will er künftig direkten Zugriff auf die Talente - schon in jungen Jahren. Bislang sind die 15 Landesverbände für die jüngsten Nachwuchsspieler zuständig, erst mit 14 wechseln sie in der Regel in den DEB-Bereich.

"Der eine gut, der andere schlecht"

Reindls Plan: Die Nachwuchsbundestrainer sollen das ganze Jahr über die 58 besten Klubs betreuen, Zertifikate für deren Arbeit vergeben und die Ligen nach deren Leistungsfähigkeit einteilen - ohne Auf- und Abstieg.

"Jetzt macht jeder, was er will. Der eine macht's gut, der andere schlecht, der andere gar nicht", sagt Reindl: "Wir wollen, dass die Richtlinienkompetenz des Fachverbandes greift."

Drei weitere Bundestrainer will Reindl einstellen, darunter einen für Wissenschaft und Trainerausbildung. Insgesamt 980.000 Euro sollen künftig jährlich in die Nachwuchsarbeit fließen, rund 400.000 Euro mehr als bisher. Die notwendigen Finanzmittel sollen unter anderem die Profiligen DEL und DEL2 beisteuern, die dafür wieder DEB-Mitglieder werden.

Beiträge sollen erhöht werden

"Wir holen alle in ein Boot, auch die Profis", sagt Reindl: "Wir lassen sie mitreden, mitentscheiden. Dafür bekommen wir neues, frisches Geld - nicht nur einmal, sondern jährlich." Die 28 Erst- und Zweitligisten haben sich bereit erklärt, künftig 210.000 Euro zusätzlich zu ihren Zahlungen aus dem Kooperationsvertrag (DEL 637.000, DEL2 336.000) beizusteuern.

Zudem will das im vergangenen Sommer gewählte Präsidium um den Bronzemedaillengewinner von 1976 die Beiträge für die DEB-Vereine und die Landesverbände erhöhen, neue Einzellizenzen für Spieler und Trainer sollen weitere 300.000 Euro pro Jahr einbringen.

Damit soll auch das jährliche Minus im Etat ausgeglichen werden. Von 2011 bis 2013 machte der DEB Verluste von insgesamt 1,46 Millionen Euro und brauchte damit den Gewinn der Heim-WM 2010 komplett auf. 2014 schloss der Verband dank kurzfristiger Sparmaßnahmen und neuer Sponsoren mit einem Plus von 159.000 Euro ab.

Ohne die Reform und die geplanten Neueinnahmen droht in diesem Jahr ein Minus von 657.000 Euro, noch im April ist der Kreditrahmen von 500.000 Euro ausgeschöpft. "Dann könnten wir Probleme bekommen, unsere Rechnungen zu bezahlen", sagt Reindl.

NRW und Bayern kündigen Widerstand an

Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Samstag ist für die geplante Neufassung der Satzung eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Die Mehrzahl der DEB-Vereine hat Zustimmung signalisiert.

Aber vor allem die mächtigen Landeseissportverbände NRW und Bayern, die um Einfluss und Finanzmittel fürchten, kündigten Widerstand an. Allerdings haben zahlreiche NRW-Vereine ihren Verbandschef Wolfgang Sorge aufgefordert, für die Reform zu stimmen.

Sollte er mit der Satzungsänderung scheitern, hat Reindl angekündigt, das Sportkonzept "Powerplay 26" dennoch durchziehen zu wollen. "Dann müssen wir notfalls an das Vereinsvermögen ran, aber dann haben wir zumindest begonnen und das Geld endlich in den Sport gesteckt."

Der Antrag, zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit das verbandseigene "Haus des Eissports" in München verkaufen und den erwarteten Gewinn aus der Heim-WM 2017 veräußern zu dürfen, steht in der Tagesordnung - für alle Fälle.

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