Finanzlage "bedrohlich"

SID
Franz Reindl macht sich sorgen um den Verband
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Am Freitag startet die neue DEL-Saison. Der Dauerstreit zwischen Liga und DEB soll der Vergangenheit angehören. Sorgen machen die Verbandsfinanzen.

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Die neue Eishockey-Saison beginnt, der Dauerstreit der Funktionäre ist beendet, doch die Finanzen machen Sorgen. Während die Deutsche Eishockey Liga (DEL) erstmals einen Gesamtumsatz von 100 Millionen Euro erreicht, schreibt der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) tiefrote Zahlen. "Es ist nicht schlimm, sondern sehr schlimm", sagte der neue DEB-Präsident Franz Reindl dem "SID": "Es ist bedrohlich."

Nach seiner Wahl vor zwei Monaten hatte der Ex-Nationalspieler eine unabhängige Prüfung der wirtschaftlichen Lage des Verbandes in Auftrag gegeben. Die aktuellen Zahlen, die deutlich schlechter als erwartet ausfallen, will Reindl Anfang November in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vorlegen. Sein Vorgänger Uwe Harnos war diese bei der JHV im Juli schuldig geblieben. In den Jahren 2011 bis 2013 hatte der DEB ein Minus von insgesamt rund 1,3 Millionen Euro gemacht und damit den Gewinn durch die Heim-WM 2010 komplett aufgebraucht.

Der Fehlbetrag im laufenden Jahr fällt offenbar deutlich höher aus als die kalkulierten 250.000 Euro. Hinzu kommt eine Forderung des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen über 300.000 Euro Gewinnbeteiligung an der WM 2010. Bislang hatte NRW-Präsident Wolfgang Sorge, der bei der Wahl im Juli Reindls Vorgänger und Gegenkandidat Harnos unterstützte, diese zurückgehalten. Jetzt, so Reindl, soll sie vollstreckt werden.

"Nur gemeinsam lösen"

"Wir brauchen jetzt Lösungen", sagte der neue DEB-Präsident, "wir müssen sehen, dass wir es gemeinsam stemmen." Dabei will Reindl nicht nur die Verbandsmitglieder, sondern auch die Profiligen DEL und DEL2 ins Boot holen. "Das können wir nur gemeinsam mit unseren Partnern lösen", sagte er.

Die DEL winkt schon ab. "Wir sind nicht bereit, irgendwelche bizarren Deckel aus der Vergangenheit zu bezahlen", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, betonte aber: "Wenn es um transparente, nachvollziehbare Neubudgetierungen für die Zukunft geht, wird sich das Profi-Eishockey dem nicht verschließen."

Beim Thema Geld muss sich zeigen, wie belastungsfähig der neue Konsens zwischen Verband und Liga ist. Zusammen mit Reindl hatte sich Daniel Hopp, Geschäftsführer der Adler Mannheim und DEL-Aufsichtsrat, ins DEB-Präsidium wählen lassen. Der Dauerstreit zwischen Liga und Verband soll damit endgültig der Vergangenheit angehören.

Gute Nachwuchsförderung

Reindl, der sich mit den DEL-Verantwortlichen in den letzten zwei Jahrzehnten manche Auseinandersetzung lieferte, erkennt einen "bemerkenswerten Wandel". Die Nationalmannschaft sei "als Leuchtturm anerkannt, die Liga hat Verantwortung übernommen, zahlt eine Menge Geld - auch für den Nachwuchs".

In ihre 21. Saison geht die DEL am Freitag auch ganz ohne das sonst übliche Sommertheater. Kein Krach mit dem Verband, keine Existenznöte bei den 14 Klubs - selten war es so ruhig im deutschen Profi-Eishockey. "Alle Kennzahlen sind positiv", sagte Tripcke. Erstmals habe das Betriebsergebnis aller Klubs die Grenze von 100 Millionen Euro überschritten, die Zuschauerzahlen stiegen auf 2,7 Millionen, beim Fernsehpartner ServusTV schalteten bis zu 500.000 Fans ein. "Wir werden immer gesünder", sagte Tripcke: "Jeder weiß jetzt, was er tut. Vor 20 Jahren war das noch nicht so."

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