"Hirn ausgeschaltet"

SID
David Wolf sorget für einen Aufreger
© getty

Vizemeister Kölner Haie und Außenseiter ERC Ingolstadt sind nur noch einen Sieg vom DEL-Finale entfernt. Für Aufregung sorgte aber vor allem der Ausraster des Hamburger Nationalspielers David Wolf.

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David Wolf stiefelte wortlos zum Mannschaftsbus. Reden wollte der Eishockey-Nationalspieler nicht über seinen Ausraster. Der Verband an seiner rechten Hand sagte genug.

Fünf Minuten vor Schluss waren dem 24-Jährigen beim 2:5 der Hamburg Freezers im vierten Play-off-Halbfinale beim ERC Ingolstadt alle Sicherungen durchgebrannt: Erst hatte er Gegenspieler Jakub Ficenec niedergestreckt, dann prügelte er mit bloßen Fäusten dessen Kollegen Benedikt Schopper sechs Zähne aus dem Mund.

"Ich entschuldige mich für ihn", sagte Hamburgs Trainer Benoit Laporte und versuchte, den Amoklauf seines Stürmers zu erklären: "Er war frustriert, sehr sauer. Aber er muss seine Emotionen kontrollieren."

Sogar den Schiedsrichter hatte Wolf nach seiner Prügelorgie aus dem Weg räumen wollen. Die ursprünglich verhängte Matchstrafe wurde im Nachhinein in eine Spieldauerdisziplinarstrafe umgewandelt, die Deutsche Eishockey Liga (DEL) wollte am Mittwochnachmittag über eine Sperre entscheiden.

Wohlmöglich letzter Auftritt

Kritik gab es von Bundestrainer Pat Cortina. "Das ist nicht das Verhalten, das ich von Nationalspielern erwarte", sagte der Italo-Kanadier dem "SID". Zu möglichen Konsequenzen wollte er sich aber nicht äußern: "Ich habe nicht gesehen, was vorher war. Deshalb kann ich nicht mehr dazu sagen."

Für Wolf, der in der kommenden Saison bei den Calgary Flames den Sprung in die NHL schaffen will, könnte es der letzte Auftritt im Hamburger Trikot gewesen sein. Die Freezers, als Vorrundenprimus eigentlich als Favorit gestartet, liegen in der "Best-of-seven"-Serie mit 1:3 zurück.

Sie müssten nicht nur am Freitag ihr Heimspiel gegen die Oberbayern gewinnen, sondern danach noch zweimal, um doch noch ins Finale einzuziehen. Dieses Kunststück hat in der DEL-Geschichte erst ein Team fertiggebracht: Die Frankfurt Lions kamen im Viertelfinale 2008 nach einem 1:3-Rückstand gegen die Iserlohn Roosters noch zurück.

Ähnlich aussichtslos ist auch die Lage für die Grizzly Adams Wolfsburg. Nach der 2:3-Heimniederlage liegen die Niedersachsen gegen Vizemeister Kölner Haie ebenfalls mit 1:3 hinten. Im fünften Spiel am Donnerstag (19.30 Uhr/ServusTV) in Köln droht bereits das Aus. "Es ist noch nicht vorbei", warnte allerdings Haie-Trainer Uwe Krupp.

"Nichts mit Eishockey zu tun"

Den Sport völlig in den Schatten stellte jedoch Wolf. "Das hatte gar nichts mit Eishockey zu tun", meinte Ingolstadts Trainer Niklas Sundblad. Und Ex-Nationalspieler Tobias Abstreiter, als Experte bei ServusTV am Mikrofon, urteilte: "Du darfst in solchen Situationen nicht dein Hirn ausschalten."

Wolf, wegen seiner 102 Kilo auf 1,90 m Körpergröße "Eis-Monster" genannt, machte nicht zum ersten Mal als Raubein auf sich aufmerksam. Nicht nur in den Play-offs ist er mit 47 Minuten Strafbankkönig.

Auch in der Vorrunde führte er die Wertung mit 152 Minuten an. "Wenn er ein guter Spieler in der NHL werden will, muss er seine Emotionen kontrollieren", sagte Trainer Laporte. Allerdings nahm er den gebürtigen Düsseldorfer auch in Schutz: "Wir werden ihn jetzt nicht fallen lassen. Er hat der Mannschaft so viel gegeben, wir halten zusammen."

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