Haie klauen dem Meister die Favoritenrolle

Von Cliff Schmit
Im Finale knapp unterlegen, unternehmen die Haie einen neuen Anlauf auf die Krone der Eisbären
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ERC Ingolstadt: In Ingolstadt hat die größte Veränderung wohl außerhalb des Eises stattgefunden. Mit Niklas Sundblad übernimmt ein junger und engagierter Coach das Kommando, der zuvor zwei Jahre bei den Kölner Haien als Co-Trainer aktiv war. Der 40-jährige Schwede wird bei den Panthers wohl einiges verändern. Manche Spieler sprechen von der härtesten Vorbereitung, die sie jemals mitmachen mussten.

Im Kader des letztjährigen Tabellensechsten hat sich nur wenig verändert. Die größte Baustelle hat sich im Tor aufgetan, wo man den Abgang von DEL-Rekordtorhüter Ian Gordon verkraften muss. Markus Janka und Timo Pielmeier werden sich um den Status als neue Nummer eins streiten, wobei der Verein große Stücke auf den erst 24-jährigen Pielmeier hält. Da trifft es sich gut, dass die beiden Verteidiger Benedikt Schopper und Patrick Köppchen auf Anhieb eine wesentliche Verstärkung in der Abwehr darstellen werden. Im Angriff ruhen die Hoffnungen auf Travis Turnbull. Der vielseitige Amerikaner hat in der Vorbereitung exzellent mit Jared Ross und John Laliberte harmoniert.

Ingolstadt hat weiterhin einen der ausgeglichensten Kader in der gesamten Liga. Zudem kehren Ficenec und Gawlik nach schwerwiegenden Verletzungen zurück. Greifen die Umstellungen von Sundblad und leisten sich die Panthers weniger Undiszipliniertheiten als in der Vergangenheit, ist ein Angriff auf die Top-5 sicherlich keine Utopie.

Krefeld Pinguine: Die Pinguine wurden während der Saisonvorbereitung von einer beispiellosen Verletzungsseuche heimgesucht. In der Spitze fielen bis zu neun Akteure aus. Am schlimmsten wiegt sicherlich der Ausfall von Kapitän Herberts Vasiljevs, der sich erst vergangene Woche den Knöchel brach und seiner Mannschaft somit bis Anfang 2014 nicht zur Verfügung stehen wird. Neben dem routinierten Letten muss Rick Adduono zudem langfristig auf Steve Hanusch, Mitja Robar und Francois Methot verzichten.

Center Daniel Pietta, der in den Testspielen an der Seite von Kevin Clark und Adam Courchaine agierte, blickt dennoch optimistisch in die neue Spielzeit und hofft, dass seine Mannschaft den guten dritten Platz der Vorsaison bestätigen kann: "Wir sind mit Lukas Lang, Istvan Sofron, David Fischer, Nick St. Pierre und Oliver Mebus in der Breite des Kaders besser aufgestellt als im Vorjahr."

Bei den Neuzugängen darf man sich vor allem von Istvan Sofron einiges erwarten. Der junge Ungar wirkt zuweilen zwar noch etwas verspielt, könnte sich jedoch zu einem Topangreifer entwickeln. Viel wird davon abhängen, wie Krefeld die zahlreichen Verletzungen zu Saisonbeginn wegstecken wird. Findet man einigermaßen in die neue Spielzeit und hält Goalie Tomas Duba weiterhin so überragend, steht einem weiteren erfolgreichen Jahr nichts im Wege. Bei einem Fehlstart könnte jedoch ein Absturz wie 2012 drohen, als man lediglich Zwölfter wurde.

Iserlohn Roosters: Die Roosters blicken auf eine mehr als enttäuschende Saison zurück. Platz 13, dazu mit 167 Gegentoren eine der Schießbuden der Liga. Auch um das Verhältnis zwischen den Fans und der Mannschaft war es phasenweise nicht zum Besten bestellt. Nach der starken Vorbereitungsphase scheinen die Wogen im Sauerland jedoch wieder einigermaßen geglättet. Fünf Siege konnte das Team von Doug Mason im Vorfeld der neuen Saison feiern, hinterließ dabei vor allem einen wesentlich agileren und verbisseneren Eindruck.

Der Aufschwung der Roosters hängt sicherlich auch mit einigen Neuverpflichtungen zusammen. Goalie Mathias Lange sowie Hock-Ersatz Marty Sertich stellen auf Anhieb ernstzunehmende Alternativen dar. Angreifer Tyson Mulock bringt aus Berlin das Selbstvertrauen von fünf Meisterschaften mit. In der Abwehr könnten sich Mike Brennan und Bobby Raymond schnell zu Publikumslieblingen entwickeln.

Es ist schwer vorauszusagen, wo Iserlohn schlussendlich landen wird. Das Team scheint ausbalancierter zu sein. Fragezeichen gibt es allerdings noch bezüglich des Über- beziehungsweise Unterzahlspiels. Hinzukommt, dass Mark Bell noch längere Zeit ausfällt. Können die Roosters gegen die direkte Konkurrenz punkten, sind die Playoffs ein realistisches Ziel, anderenfalls könnte schnell wieder Tristesse im Sauerland einkehren.

Nürnberg Ice Tigers: Bei den Ice Tigers hat sich vor allem in der Führungsetage so einiges getan. Mit Christoph Sandner (Geschäftsführer), Martin Jiranek (Sportdirektor) und Tray Tuomie (Trainer) steht ein rundum erneuertes Triumvirat an der Kommandobrücke.

Auch auf dem Eis gibt es in Nürnberg einige neue Gesichter. In der insgesamt gelungenen Vorbereitung (nur zwei Niederlagen in zehn Spielen) hinterließ vor allem Rückkehrer Fredrik Eriksson einen bleibenden Eindruck. Der 30-jährige Schwede hat sicherlich das Zeug sich zu einem der gefährlichsten Abwehrspieler der Liga zu entwickeln. In der Offensivreihe stellten Steven Regier und David Elsner unter Beweis, dass sie den Ice Tigers auf Anhieb weiterhelfen können. Dies ist auch bitter nötig, verließen mit Eric Chouinard, Ryan Bayda und Dusan Frosch gleich drei der sechs besten Scorer des Vorjahres das Frankenland.

Wo die Reise des letztjährigen Tabellensiebten in dieser Spielzeit hingehen wird, ist allerdings schwierig vorauszusagen. "Wir möchten ein Team mit Charakter und Zusammenhalt formen," gibt sich Sandner zurückhaltend. Die Ice Tigers verfügen sicherlich über jede Menge Potenzial, außerdem soll die Stimmung innerhalb der Mannschaft exzellent sein. Bleiben die Schlüsselspieler gesund und das zuletzt explosive Umfeld ruhig, sollten die Playoffs kein unrealistisches Unterfangen werden.

Augsburger Panther: Die Panther gehen bereits vor Saisonbeginn am Stock. Mit Goalie Patrick Ehelechner sowie den Verteidigern Michael Bakos, Patrick Seifert und Rob Brown drohen gleich vier Defensivspezialisten für die ersten Spiele auszufallen. Da tröstet es ein wenig, dass die sieben Neuzugänge in der Vorbereitungsphase einen ordentlichen Eindruck hinterlassen haben. Vor allem an den drei Offensivleuten Mike Connolly, Ryan Bayda und Ivan Ciernik könnten die Panther viel Freude haben. Im Tor hat Markus Keller unter Beweis gestellt, dass er Ehelechner zumindest kurzfristig ohne größeren Qualitätsverlust vertreten kann.

Während die Mannschaft von Larry Mitchell bei den Testpartien sowohl in Über- als auch in Unterzahl überzeugen konnte, drückt der Schuh noch immer bei der Chancenverwertung sowie dem Kreativspiel. Vor allem gegen ebenbürtige Gegner fand der Puck zu selten den Weg ins Netz. Zusätzliche Motivation könnte dabei die neue Spielstätte der Panther freisetzen. Ab dieser Saison werden die Augsburger endlich in dem für 6500 Zuschauer umgebauten Curt-Frenzel-Stadion auflaufen.

Was die Zielsetzung anbelangt, geben die Schwaben zunächst Platz zehn aus. "Es kommt erst einmal darauf an, die Einladung zum Fest zu bekommen. Anschließend können wir anfangen zu träumen", so Manager Duanne Moeser.

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