Schweiz stürzt auch Kanadas Starensemble

Von Thomas Jahn / Felix Götz
Sie machen´s schon wieder! Die Schweiz schlägt mit Kanada den nächsten Favoriten der WM
© getty

Bei der Eishockey-WM 2013 in Schweden und Finnland hat die Schweiz den nächsten Favoriten in die Schranken gewiesen. Die Eidgenossen triumphierten nach Shootout mit 3:2 gegen Kanadas Starensemble. Im Skandinavien-Duell sicherte sich Norwegen durch einen späten Siegtreffer gegen Dänemark die Tabellenführung in Gruppe S. Die USA drehten ihr Match gegen Lettland, Weißrussland setzte sich in einer engen Partie gegen Slowenien durch.

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Gruppe S

Schweiz - Kanada 3:2 SO (1:0, 0:1, 1:1)

Tore: 1:0 Hollenstein (13:11), 1:1 Ladd (34:33), 1:2 Read (47:35), 2:2 Niederreiter (53:14), 3:2 Suri (SO)

Strafen: 3:4

Dass die Schweizer es mit den großen Teams dieser Welt aufnehmen können, bewiesen sie schon beim jüngsten 3:2-Erfolg über Gastgeber Schweden. Auch gegen das Überteam aus Kanada legten die Eidgenossen im ersten Drittel einen bärenstarken Auftritt hin.

Während die beinahe ausschließlich aus NHL-Stars zusammengewürfelte Truppe aus Nordamerika anfangs nach Teamchemie suchte, zeigten die perfekt abgestimmten Schweizer knallharte Defense und hielten den Favoriten im ersten Drittel bei mageren drei Schüssen (Schweiz: 12). Folgerichtig überwand Denis Hollenstein Keeper Mike Smith mit einem knallharten Schlagschuss zur Führung der Europäer (14.).

Doch für das von Lindy Ruff gecoachte Team Kanada ging es im zweiten Abschnitt schließlich aufwärts: Steven Stamkos, Claude Giroux und Co. kamen stark verbessert aus der Kabine und ließen sich auch von einer minutenlangen Unterbrechung aufgrund einer zercheckten Scheibe nicht vom Kurs abbringen. Andrew Ladd hielt nach Pass von Flyers-Verteidiger Luke Schenn den Schläger hin und besorgte den Ausgleich (35.).

Auch beim nächsten Treffer der Kanadier hatte ein Philadelphia-Profi seine Hände im Spiel. WM-Debütant Matt Read feuerte den Puck nach Bandenpass von Jordan Eberle von halbrechts zum 2:1 an Keeper Martin Gerber vorbei ins linke Toreck. Geschlagen waren die Eidgenossen aber noch längst nicht. Nach einem Lattenknaller kam es vor Kanadas Tor zum Massengewühl, wo Niederreiter die Scheibe irgendwie zum Ausgleich über die Linie drückte (54.) und sein Team so in die Verlängerung brachte.

Anschließend hielten sowohl Smith als auch Schweiz-Keeper Martin Gerber ihre Kasten sauber, so dass der Shootout entscheiden musste. Erst nach acht Runden fiel dort die Entscheidung. Dort sicherte Reto Suri den Eidgenossen den zweiten Turniersieg gegen einen der Titelfavoriten, nachdem zuvor jeweils nur ein Treffer auf jeder Seite gefallen war.

Norwegen - Dänemark 3:2 (1:0, 1:0, 1:2)

Tore: 1:0 Trygg (01:03), 2:0 Bastiansen (37:05), 2:1 Lassen (45:09), 2:2 Boedker (49:58), 3:2 Thoresen (57:28)

Strafen: 7:6

Das skandinavische Duell startete mit einem Paukenschlag nach 63 Sekunden: Nachdem Mathias Olimb die dänische Defensive wie Slalomstangen umkurvt hatte und an Keeper Patrick Galbraith gescheitert war, verwertete Mats Trygg den Rebound zur norwegischen Führung. Dänemark, das sein Auftaktspiel gegen Kanada verlor, stand nun unter Zugzwang, zeigte jedoch vor dem Tor von Lars Haugen zu wenig Killerinstinkt.

Den bewies schließlich Anders Bastiansen auf Seiten des Gegners im zweiten Durchgang. Mit einem Geschoss von der Blauen Linie überwand er Galbraith zum 2:0, sein bereits drittes Tor im laufenden Wettbewerb. Im Schlussabschnitt kamen die Dänen dank Stefan Lassens Brachialschuss (46.) bis auf ein Tor heran und witterten plötzlich wieder Morgenluft. Und tatsächlich gelang dem Team von Coach Per Backman fünf Minuten später der Ausgleich: Nach Zuspiel seines Bruders Mikkel, netzte Mads Boedker aus dem Slot zum 2:2 ein.

Wer glaubt, die späte Aufholjagd hätte das Momentum eigentlich auf Seiten der Dänen verlagern müssen, wurde dann von Patrick Thoresen eines Besseren belehrt: Mit einem Rückhandschuss knapp drei Minuten vor Schluss sicherte er Norwegen den wichtigen Dreier. Damit stehen die Norweger mit sechs Punkten an der Tabellenspitze der Gruppe S, während Dänemark die Rote Laterne innehat.

Weißrussland - Slowenien 4:3 (1:1, 1:0, 2:2)

Tore: 0:1 Razingar (13:28), 1:1 Kaznadei (17:19), 2:1 Kitarov (29:44), 2:2 Rodman (41:06), 3:2 Filichkin (43:57 PP), 3:3 Sabolic (54:52 PP), 4:3 Ugarov (55:19)

Strafen: 2:3

Weißrussland hat in Stockholm den ersten Sieg gefeiert. Dabei war der WM-Gastgeber von 2014 im ersten Drittel die schwächere Mannschaft. Doch nach der Führung durch Tomaz Razingar brachte ein Fehler von Goalie Robert Kristan, der einen recht harmlosen Schuss von Ilya Kaznadey durch die Beine ließ, die Weißrussen zurück in die Partie.

Auch im zweiten Abschnitt hatte Slowenien mehr vom Spiel, aber die Weißrussen waren einfach abgeklärter und hatten in Vitali Belinsky einen erstklassigen Torhüter zwischen den Pfosten. Eine der wenigen Möglichkeiten nutzte Alexander Kitarov zur Führung. Goalie Kristan war dieses Mal machtlos, ihm war die Sicht versperrt.

Im letzten Drittel ging es dann richtig rund: Zweimal glichen die Slowenen die Partie aus. Knapp fünf Minuten vor dem Ende kam dann aber Alexei Ugarov frei zum Schuss und traf zum 4:3-Endstand. Der Sieg geht insgesamt in Ordnung, Weißrussland war das insgesamt abgezocktere Team.

Gruppe H

Lettland - USA 1:4 (0:0, 1:2, 0:2)

Tore: 1:0 Kulda (21:11), 1:1 Stapleton (22:11), 1:2 Moss (24:21), 1:3 Butler (50:55 PP), 1:4 Hunwick (52:21)

Strafen: 7:6

Absolute Magerkost wurde den Zuschauern im Anfangsdrittel in Helsinki geboten.

Während Lettland nach der 0:6-Klatsche gegen Russland zumindest defensiv wieder stabiler agierte und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten eine respektable Leistung ablieferte, enttäuschten die ideenlosen Amerikaner auf ganzer Linie. Magere vier Schüsse brachte das Team von Coach Joe Sacco auf das von Edgars Masalskis gehütete Gehäuse, die Letten prüften Ben Bishop immerhin fünf Mal. Tore? Fehlanzeige!

So lahm der erste Abschnitt verlief, so turbulent ging es im zweiten zu: Arturs Kulda netzte nach nur 71 Sekunden mit einem Schlagschuss aus dem Rückraum zur Führung des Underdogs ein, ehe Tim Stapleton quasi im Gegenzug aus einem Pulk vor dem lettischen Tor zum Ausgleich einstocherte. Doch damit nicht genug - nur wenige Minuten danach münzten die US-Boys ihr zweites Powerplay zur Führung um und drehten die Partie durch das Tor von David Moss.

Auch im restlichen Verlauf der Partie wurden die wacker auftretenden Letten nicht für ihren leidenschaftlichen Einsatz belohnt und von den effizienteren Amerikanern böse bestraft. Bobby Butlers Powerplay-Tor (51.) und Matt Hunwicks Hammer von der Blauen Linie (53.) tüteten den zweiten Sieg der USA im zweiten Spiel ein.

Frankreich - Österreich 3:1 (2:0, 1:0, 0:1)

Tore: 1:0 Fleury (3:36), 2:0 Da Costa (4:17), 3:0 Desrosiers (37:10), 3:1 Vanek (47:23)

Strafen: 2:2

Im von den Österreichern selbst als Schlüsselspiel bezeichneten Match gegen Frankreich erwischte das Team von Coach Manny Viveiros in Helsinki einen desaströsen Auftakt.

Nach gut vier Minuten liefen die Österreicher bereits einem 0:2-Rückstand hinterher. Erst nutzte Damien Fleury einen dicken Patzer von Verteidiger Robert Lukas, 41 Sekunden später durfte Teddy da Costa völlig frei abziehen.

Insgesamt spielten die Österreicher nicht schlecht, die Chancenauswertung war allerdings mangelhaft. Drei Mal landete der Puck am Pfosten, allein zwei Mal im zweiten Drittel. Hier dominierte Österreich, doch Julien Desrosiers erzielte nach einem Konter eiskalt das 3:0.

NHL-Star Thomas Vanek von den Buffalo Sabres brachte Österreich im Schlussabschnitt zwar noch einmal ran, Frankreich gewann letztlich aber trotzdem recht souverän. "Ich bin stolz, wie die Mannschaft gekämpft hat", sagte Viveiros denoch. Für die Österreicher war es die zweite Niederlage im zweiten Spiel. Gegen Lettland und Deutschland müssen nun Punkte her, sonst droht der Abstieg.

Der Spielplan der WM