"Wie wärs mit Weltmeister?"

SID
8 Spiele, 8 Siege: Die Schweizer sind bislang nicht zu stoppen
© getty

Nach ihrer Rekord-Siegesserie greift die Schweiz nach einer WM-Medaille (Halbfinale, SUI vs. USA, Sa., 19 Uhr im LIVE-TICKER). Im zweiten Halbfinale kommt es zum Gastgeber-Duell zwischen Schweden und Finnland (Sa., 15 Uhr im LIVE-TICKER).

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Nach dem ersten Halbfinaleinzug seit 15 Jahren nahm Trainer Sean Simpson gleich die ganze Nation in die Pflicht. "Alle Schweizer sollten stolz auf dieses Team sein", meinte der Coach der "Eisgenossen" nach dem achten WM-Sieg in Folge.

Zumindest im Blätterwald ließ man sich nicht zweimal bitten. Die Berner Oberländer Zeitung sah "die Schweiz auf den Spuren des großen Russland", und der Walliser Bote fragte gar: "Wie wärs mit Weltmeister?"

Die Euphorie in der Schweiz ist riesig nach dem 2:1 gegen den zwölfmaligen Weltmeister Tschechien. Nachdem der Viertelfinalfluch nach acht vergeblichen Versuchen endlich überwunden ist, sie "die Mauer eingerissen" haben (Le Matin), soll auch die erste WM-Medaille seit 60 Jahren her.

Nichts anderes hat Simpson, vor 13 Jahren deutscher Meister mit den München Barons, im Sinn. "Wir sind jetzt ein ganz gefährlicher Gegner. Wir spielen um eine Medaille", sagte der Kanadier.

"Müssen auf dem Boden bleiben"

Die erste Chance darauf hat die "Nati" im Halbfinale am Samstag (19.00 Uhr) in Stockholm gegen den Olympiazweiten USA. Sollte der neunte Sieg in Folge nicht gelingen, bliebe noch das kleine Finale am Sonntag.

Routinier Martin Plüss, der schon beim vierten Platz 1998 unter Simpsons Vorgänger Ralph Krueger dabei war, setzt bei seiner zwölften WM auf traditionelle Schweizer Tugenden: "Wir hoben nach jedem Sieg hier nie ab. Wir müssen auch jetzt auf dem Boden bleiben."

Beim Blick in die Zeitungen daheim dürfte das gar nicht so leicht fallen. Von "bärenstarken Schweizern" schrieb die Neue Luzerner Zeitung, vom "Rendezvous mit der Geschichte" die Tribune de Genève, "nicht zu bremsen" fand die Neue Zürcher Zeitung ihre "Nati".

Auch Schweden hat Historisches vor

Trainer Simpson, der im Vorjahr mit Platz elf in die Kritik geraten war, hatte bereits vorher etwas Besonderes erwartet: "Wir haben vor dem Turnier gesagt, dass diese WM für uns speziell werden soll. Dass wir nicht einfach zur WM fahren und halt mal schauen, was dabei herauskommt." Wie speziell es noch wird, zeigt sich am Wochenende.

Historisches hat auch Gastgeber Schweden im Sinn. Die Tre Kronor, die im Penalty-Krimi Olympiasieger Kanada mit 3:2 ausschalteten, wollen den WM-Heimfluch besiegen. Seit die "Große rote Maschine" der damaligen Sowjetunion 1986 in Moskau triumphierte, hat kein Heimteam mehr WM-Gold gewonnen.

Die Schweden, die den letzten ihrer acht WM-Titel 2006 in Riga holten, scheiterten bei ihren letzten beiden Versuchen auf eigenem Eis knapp: 2002 im Halbfinale von Göteborg mit 2:3 nach Penaltyschießen gegen die Slowakei und 1995 im Finale von Stockholm gegen den Erzrivalen Finnland mit 1:4.

Schweden dankt Fredrik Pettersson

Der Nachbar aus dem Osten ist am Samstag (15.00 Uhr) wieder der Gegner und weckt böse Erinnerungen. Vor zwei Jahren in Bratislava ging Schweden im Finale mit 1:6 unter. Diese Rechnung soll nun im heimischen Globen beglichen werden.

Dass es überhaupt wo weit kam, hatten die Schweden Fredrik Pettersson zu verdanken. Nachdem die Stars Henrik und Daniel Sedin ihre Penaltys verschossen hatten, traf der Stürmer des KHL-Klubs Donbass Donezk mit einem Schlagschuss. "Ich habe ihm gesagt: Wähle deine Variante", berichtete Trainer Pär Marts.

Der 60-Jährige hätte wohl bei einem erneuten Scheitern im Viertelfinale seinen Job verloren. Nach dem 3:4 vor einem Jahr an selber Stelle gegen Tschechien war die Kritik harsch gewesen. Nun stehen Schwedens Eishockey-Stars wieder da, wo sie hingehören - zum zwölften Mal in 13 Jahren unter den besten Vier.

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