"Deutsche Tugenden sind unsere Stärke"

Von Interview: Felix Götz
Vor dem Duell gegen Lettland sprach Christian Ehrhoff (M.) über die Stärken seines Teams
© getty

Christian Ehrhoff ist der Dauerbrenner im deutschen Eishockey-Nationalteam. Im SPOX-Interview sprach der Verteidiger über die aktuelle Situation der Deutschen bei der WM in Finnland und Schweden. Deutsche Tugenden seien wichtig, doch man müsse auch anerkennen, dass jede teilnehmende Mannschaft in der Lage sei, jedes andere Team zu schlagen.

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SPOX: Herr Ehrhoff, das DEB-Team hat die zwei freien Tage unter anderem dazu genutzt, eine Runde Bowling zu spielen. Moritz Müller hat nach eigenen Angaben einen Sahnetag erwischt und gewonnen. Wie lief es bei Ihnen?

Christian Ehrhoff: (lacht) Die erste Runde war richtig schlecht, die zweite war ganz okay. Ich habe aber schon deutlich besser gebowlt.

SPOX: Wie hat die Mannschaft die restliche freie Zeit genutzt?

Ehrhoff: Wir haben hauptsächlich relaxed und die kleinen Wehwehchen behandeln lassen. Am Donnerstagabend waren wir noch gemeinsam etwas essen. Am Freitag haben wir im Stadion das Abschlusstraining gehabt - nichts Besonderes also.

SPOX: Kein Spieler bei der WM erhält mehr Eiszeit als Sie. Wie stecken Sie das weg?

Ehrhoff: Das Turnier ist ja spätestens Ende nächster Woche vorbei. Bis dahin halte ich das durch. Ich bin zwar nach den Spielen müde, wenn man aber vernünftig isst und trinkt und gut behandelt wird, dann geht es bis zur nächsten Partie schon wieder.

SPOX: Bundestrainer Pat Cortina ist begeistert, die Medien loben Sie ebenfalls für die bisher so starke WM. Genießen Sie das oder ist der Druck dann umso größer, die guten Leistungen ständig bestätigen zu müssen?

Ehrhoff: Ich weiß, dass ich unter Druck stehe. Das war von Anfang an so. Aber so banal es auch klingt: Ich versuche einfach in jedem Spiel mein Bestes zu geben und der Mannschaft möglichst gut zu helfen. Mal abwarten, was am Ende herauskommt.

SPOX: In den Spielen gegen Finnland, Russland und die Slowakei hat Deutschland stark gespielt, letztlich sprang aber nur ein Punkt dabei heraus. Wie wichtig war es für die Psyche, dass es gegen Österreich endlich mit dem ersten Dreier geklappt hat?

Ehrhoff: Das war super wichtig. Gerade weil es das Spiel war, in dem wir bisher am meisten unter Druck standen. Es war sicher nicht unser bestes Turnierspiel, aber wir waren überglücklich, dass es drei Punkte geworden sind.

SPOX: Was man von der deutschen Mannschaft bisher immer gesehen hat, war großer Einsatz. Ist das die größte Stärke im deutschen Spiel?

Ehrhoff: Die deutschen Tugenden, also vor allem der Kampfgeist, ist sicherlich unsere größte Stärke. Wir arbeiten von Anfang bis Ende verdammt hart und funktionieren als Team. Zudem stellt uns der Coach gut ein. Erst versuchen wir defensiv gut zu stehen, dann richten wir den Blick nach vorne.

SPOX: Eine Schwäche ist hingegen der Abschluss, oder?

Ehrhoff: Da hatten wir bisher nicht das große Glück, sonst wäre noch mehr drin gewesen.

SPOX: Sie sprechen von Glück. Ist es aber nicht auch eine Frage der Qualität?

Ehrhoff: Der Torabschluss ist sicher das, was wir noch am meisten verbessern können.

SPOX: Möglichst schon gegen Lettland. Gewinnt Deutschland, ist das Viertelfinale noch möglich. Setzt es aber eine Niederlage, ist Abstiegskampf angesagt. Wie geht man ein so wichtiges Spiel an?

Ehrhoff: Wir sollten nicht von Abstiegskampf oder Viertelfinale sprechen. Es geht darum, sich voll und ganz auf das Spiel gegen Lettland zu konzentrieren. Wir dürfen nicht den Fehler machen, die Letten zu unterschätzen. Diese WM hat doch bisher gezeigt: Jede teilnehmende Mannschaft ist in der Lage, jedes andere Team zu schlagen. Ich erwarte ein hartes Spiel.

SPOX: Generell fällt mal wieder auf. Gegen starke Gegner tut sich das DEB-Team leichter, gegen die kleineren Mannschaften wird es kompliziert. So vielleicht auch gegen Lettland?

Ehrhoff: Es ist traditionell so, das kann man so sagen. Wir sind eben nicht das Team, das aufgrund von technischen Fähigkeiten sechs oder sieben Tore machen kann. Deswegen sind die Spiele gegen vermeintlich schwächere Gegner immer eng.

SPOX: Sie sind einer, der in allen Partien vorneweg geht. Warum war es Ihnen so wichtig, bei dieser Weltmeisterschaft dabei zu sein?

Ehrhoff: Nach der verpassten Olympiaqualifikation habe ich Kritik geäußert. Deshalb kam es für mich jetzt überhaupt nicht in Frage, Urlaub zu machen. Es ist mir wichtig, dem Team zu helfen. Ich möchte dabei helfen zu zeigen, dass das deutsche Eishockey nun auf dem richtigen Weg ist. Außerdem will ich für mich persönlich einen versöhnlichen Saisonabschluss haben. Die Spielzeit mit Buffalo war mit dem Verpassen der Playoffs schließlich sehr enttäuschend.

SPOX: Man merkt Ihnen auch an, dass Sie mit sehr viel Spaß bei der Nationalmannschaft sind. Warum ist das so?

Ehrhoff: Es macht mir riesigen Spaß. Die Jungs sind immer gut drauf, die Chemie in der Mannschaft stimmt. Wir haben immer eine gute Zeit zusammen. Außerdem ist es eine Ehre, als Kapitän für Deutschland aufzulaufen. Davon träumt man als Kind.

Die Eishockey-WM im Überblick