Eine neue Zeitrechnung bricht an

Von Christoph Köckeis
Die Kölner Haie profitieren vom Ende des Lockouts in der NHL
© Getty
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Weiter auf 8: In vier Jahren durchlebten die Scorpions jede Gefühlslage. 2010 bejubelten sie die Titel-Premiere, ein sportlicher Offenbarungseid folgte. 2012 traten sie als Schlusslicht den Urlaub an. In dieser Saison ist eine Entwicklung erkennbar.

Grundsolide liefert Hannover ab, selbst die Krönung des Neubeginns scheint greifbar. Drei Punkte rangiert man hinter den fixen Tickets, die Qualifikationsrunde sollte als Achter reine Formsache sein.

Obwohl die Offensive sich alles andere als Playoff-würdig zeigt: 100 Treffer sind der drittschlechteste Liga-Wert, das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Powerplay-Statistik. Positives vermeldet hingegen die medizinische Abteilung: Das Lazarett lichtet sich, mit Ausnahme der Langzeitverletzten Chris Herperger und Denis Shvidki.

Von 5 auf 9: Es gibt Tage, an denen sie Mannheim oder Berlin verzweifeln lassen. Wie zuletzt während einer Fünf-Spiele-Winning-Streak. Und es gibt Tage, an denen sie ihren Head Coach Doug Mason beinahe in Depressionen treiben. Dann verfallen die Roosters zurück in alte Marotten.

Zu häufig wird das Wesentliche vernachlässigt. Abwehrarbeit etwa: Mit 121 Gegentoren weist man die viertschwächste Bilanz auf, das Penalty-Killing ist unzureichend. Oder Disziplin: In der Fairplay-Wertung belegt man ob der Vielzahl unnötiger Strafen nur Rang elf.

Hinzu kommt das miserable Überzahlspiel: Zwar gehören DEL-Topscorer Mike York sowie Michael Wolf zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Aber danach kommt lange nichts. Eine Schlacht um das rettende Ufer wartet.

Von 9 auf 10: Das Winter Game sollte die Initialzündung sein. Nach dem prestigeträchtigen Erfolg über die Eisbären schielten viele Richtung obere Tabellenregionen. Die Euphorie verflog jedoch, bevor sie überhaupt richtig aufkam.

Sechs von sieben Begegnungen gingen seither verloren, Platz zehn ist massiv bedroht. Bengt-Ake Gustafsson, der Jeff Tomlinson hinter der Bande beerbte, monierte jüngst Mentalitätsdefizite bei den Führungspersönlichkeiten. Ein Weckruf zu rechten Zeit?

Womöglich wollte der langjährige Betreuer der schwedischen Nationalmannschaft damit Routiniers wie Ex-NHL-Crack Steve Reinprecht bei der Ehre packen. Um das Konkurrenzdenken zu schüren, fahndet man überdies nach einem Offensiv-Verteidiger und Stürmer.

Von 7 auf 11: Der Anspruch ist gestiegen. Nach der erfolgreichsten Saison der Vereinshistorie nicht zu verübeln. Die Realität beim Halbfinalisten hält dem nicht stand. Anstatt vorne mitzumischen, hofft man das vorzeitige Aus abzuwenden.

Auf Straubing warten zwölf Schicksalsspiele. Mit Triumphen über Iserlohn und Ingolstadt festigte man zuletzt Platz neun. Zur Verfassung des Vorjahres mangelt es vor allem an Disziplin und Effizienz im Powerplay.

In den Keller rutschten ebenso die Zahlen von Laurent Meunier und Matt Hussey. Einzig Blaine Down, aus der Schweiz dazu gestoßen, wusste vollends zu begeistern. Die Richtung stimmt. Den Blick auf die Tabellen vermeiden die Tigers laut GM Jason Dunham trotzdem.

Von 14 auf 12: 3, 1, 3 - nein, wir haben nicht das Zählen verlernt. Vielmehr handelt es sich dabei um die Regular-Season-Platzierungen der letzten Jahre. Wolfsburg schien sich im Kreise der Spitzenteams etabliert zu haben. Zum Leidwesen der Anhänger hielt in diesem Jahr die Trostlosigkeit wieder Einzug.

Die Abgänge einiger Leistungsträger konnten nicht kompensiert werden. Zu viele Spieler im Aufgebot sind Mitläufer. Zu wenige haben die Qualität, um Verantwortung zu übernehmen, den Unterschied zu machen. Mit 127 Gegentoren ist man, der Tabelle entsprechend, Vorletzter.

Um in der heißen Phase nicht vor der Mattscheibe zu verharren, scheint ein Wunder von Nöten. Gegen Ingolstadt und Mannheim gaben die Grizzlies ein Lebenszeichen ab. Bei Leader Köln setzte es indes eine Pleite, die vorherzusagen war.

Von 10 auf 13: Sportlich bestimmten die Münchner nur zwischenzeitlich die Schlagzeilen. Die NHL-Aushängeschilder Paul Stastny und Blake Wheeler hievten ihren Kurzzeit-Klub unter die Top Ten. Als sie wieder Richtung Übersee aufbrachen, rissen sie ein tiefes Loch.

Obwohl den EHC nur ein Pünktchen von der Vorausscheidung trennt, herrscht im Umfeld konstant Aufregung. Verantwortlich dafür sein die Übernahmepläne durch Red Bull. Vor einem Jahr rettete der Getränkeriese den Klub, auf ein konkretes Signal für die Zukunft wartete die Führungsetage bislang vergeblich.

Medienberichten zufolge plant der Konzern, den Fokus seiner Aktivitäten vom österreichischen Branchen-Primus Salzburg auf den Standort München zu verlagern. Ob der Ungewissheit erklärte der scheidende Coach Pat Cortina: "Wir haben viel mit den Spielern geredet. Aber klar lenkt das ab."

Von 12 auf 14: In Düsseldorf wird Eishockey gespielt. Noch immer. Nach dem Ausstieg von Haupt- und Namenssponsor Metro nicht selbstverständlich. Existenzängste plagten die Führungsetage, ein Rückzug aus der obersten Spielklasse stand im Raum. Doch die DEG lebt - soweit zum Erfreulichen.

Nach Budgetkürzung und Abwanderungswelle - gleich 18 Spieler flüchteten - rückte der sportliche Erfolg in den Hintergrund. Zum Rest der Liga hält das Schlusslicht einen Respektabstand von zwölf Punkten. Den jungen Wilden hapert es schlichtweg an Erfahrung, Feuerkraft und Stabilität.

In anderen Städten würde demnach der Zuschauerschnitt einbrechen, nicht so in der Rhein-Metropole. Noch immer strömen im Durchschnitt beachtliche 4.100 treue Supporter in den ISS Dome. Sie identifizieren sich mit dem regionalen Kurs der DEG.

DEL: Der Spielplan 2012/2013