"Eishockey war noch nie besser als heute"

Von Interview: Florian Regelmann
Uwe Krupp geht in seine zweite Saison als Head Coach der Kölner Haie
© Getty

Am 14. September startet die neue DEL-Saison. Uwe Krupp geht in sein zweites Jahr als Cheftrainer bei den Kölner Haien. Der Ex-Bundestrainer über die Meistervision, eine mögliche Zukunft als Trainer in der NHL und ein Hans-Zach-Comeback beim DEB.

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SPOX: Herr Krupp, wie haben Sie den Sommer zum Auftanken genutzt? Was waren die Highlights?

Uwe Krupp: Ich habe mal kurz Sonne getankt, aber wir haben schon recht früh wieder mit dem Training in Köln begonnen.

SPOX: Was sind die konkreten Ziele mit den Haien für die neue Saison? Was ist Ihre Vision?

Krupp: Wir haben in der letzten Saison einen guten Grundstein gelegt, auf den wir aufbauen wollen. Wir wollen mit den Kölner Haien wieder nach oben. Das ist unser Ziel. Wo wir auf diesem Weg sind, wissen wir, wenn wir zwei Monate gespielt haben. Es ist immer schwierig, vor Saisonbeginn andere Teams und deren Stärke einzuschätzen, weil jedes Jahr in der Regel personelle Veränderungen gemacht werden.

SPOX: Das ist sicherlich richtig. Dennoch: Wie groß würden Sie die Chance beziffern, dass die Haie diese Saison schon Meister werden?

Krupp: Das kann man nicht in Zahlen beziffern. Nicht nur wir streben danach, wieder oben dabei zu sein. Es gibt sechs Mannschaften, die Meister werden können - da wollen wir mit dabei sein. Die Meisterschaft ist ein großes Ziel, für das es sich lohnt, jeden Tag hart zu arbeiten. Alles wird darauf ausgelegt.

SPOX: Wer sind für Sie die Top-Favoriten? Die üblichen Verdächtigen?

Krupp: Die Ausgeglichenheit der Liga ist ja fast schon sprichwörtlich. Berlin und Mannheim sind sicher die Top-Favoriten, aber es ist alles sehr eng beieinander.

SPOX: Sie sind in der besonderen Situation, Ihren eigenen Sohn Björn zu trainieren. Wie ist es, den eigenen Sohn zu coachen?

Krupp: Er wird behandelt wie jeder andere Spieler. Wir haben in der Kabine ein sehr professionelles Verhältnis. Er weiß, dass er keinerlei Bevorzugung bekommt. Eher im Gegenteil.

SPOX: Kommt er abends beim Dad zum Essen vorbei?

Krupp: Er lebt das Leben eines jungen Profi-Sportlers. Da gibt es Spannenderes, als mit seinem alten Herrn Abend zu essen. (lacht) Aber ab und an treffen wir uns auf ein Steak in der Stadt.

SPOX: Die Familie Krupp lebt Eishockey. Wie viele Stunden am Tag haben Sie eigentlich Eishockey im Kopf?

Krupp: Natürlich versuche ich, den Kopf ab und zu frei zu bekommen. Im Fitnessstudio gelingt das ganz gut. Aber ich beschäftige mich gerne mit Eishockey. Den Sport im Kopf zu haben, macht mir Spaß.

SPOX: Heiner Brand hat kritisiert, dass der THW Kiel seit Jahren nichts für den deutschen Handball getan hätte, weil er als Topverein keine Spieler ausgebildet hat. Geht es dem Eishockey inzwischen da besser als dem Handball oder nicht?

Krupp: Das Thema Nachwuchsarbeit ist abendfüllend. Das kann man nicht in ein, zwei Sätzen abdecken. Klar ist aber, dass das deutsche Eishockey und sein Aushängeschild Nationalmannschaft nur existieren können, wenn die Erstliga-Klubs nachhaltige Nachwuchsarbeit machen. Das hat sich in den letzten Jahren verbessert, aber ich sehe es noch nicht in allen Profiklubs.

SPOX: In der NHL wird gerade schon wieder über Regeländerungen nachgedacht. Welche Eishockey-Regeln würden Sie gerne ändern oder einführen?

Krupp: Gar keine. Eishockey war noch nie besser als heute. Es ist der beste Mannschaftssport der Welt. Eishockey ist schneller, athletischer und spannender als je zuvor.

SPOX: Sollte in der NHL ein Lockout eintreten, sind die Haie interessiert, eventuell jemanden für einige Wochen, Monate zu holen? Gibt es da Überlegungen?

Krupp: Aktuell ist das nicht konkret. Wir bereiten uns mit dem aktuellen Kader auf die Saison vor.

SPOX: Ralph Krueger hat es jetzt zum NHL-Head-Coach geschafft. Wie sehr ist das ein Vorbild für Sie, den gleichen Weg zu gehen?

Krupp: Ralph Krueger ist ein Wegbereiter für europäische Trainer, aber meine Aufgabe ist hier in Köln. Dieser widme ich mich voll und ganz.

SPOX: Okay, ein anderes Thema ist der DEB. Die Nationalmannschaft steht aktuell ohne Bundestrainer da. Was wäre, wenn morgen der Anruf kommt, Doppelfunktion ist okay, wir hätten gerne Uwe Krupp zurück, würden Sie es überhaupt machen?

Krupp: Grundvoraussetzung für erfolgreiche Trainerarbeit ist ein stabiles Umfeld. In einer Doppelfunktion die Nationalmannschaft zu betreuen, halte ich in der momentanen Situation für äußerst schwierig.

SPOX: Angeblich will der DEB Hans Zach zurückholen. Wäre er der richtige Mann?

Krupp: Hans Zachs Qualitäten als Trainer sind unbestritten. Er war der erfolgreichste deutsche DEL-Trainer. Dass sein Name genannt wird, ist nachvollziehbar.

SPOX: Letzte Frage: Die Kölner Fans leiden nicht nur mit den Haien. Aktuell leiden Sie auch schon wieder mit dem FC. Wie sehr leiden Sie mit?

Krupp: Ich verfolge natürlich das Geschehen rund um den FC und drücke dem FC die Daumen. Da wird gerade etwas aufgebaut, was sicherlich Zeit braucht. Ich hoffe, dass alle etwas Geduld mitbringen. Der Kölner feiert und leidet mit seinen Klubs. Die rheinische Mentalität ist durch Begeisterungsfähigkeit geprägt.

Der Spielplan der neuen DEL-Saison

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