Uwe Krupp setzt auf die Jugend

SID
Ex-Nationaltrainer Uwe Krupp setzt bei den Kölner Haien auf den eigenen Nachwuchs
© Getty

Uwe Krupp wird vom Eishockey-Bundestrainer zum Zulieferer für seinen Nachfolger Jakob Kölliker. Als Chefcoach und Galionsfigur der Kölner Haie setzt er auf die Jugend.

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Uwe Krupp hat schnell gemerkt, was in seinem neuen Job von ihm erwartet wird. "Mit einem Augenzwinkern sagen wir: Der Uwe ist in Köln, dann läuft alles von selbst", sagt der neue Chefcoach der Kölner Haie, der nach fast sechs Jahren als Bundestrainer am Freitag erstmals in der DEL an der Bande stehen wird: "Das kannst du nur mit einer guten Dosis Humor angehen."

Die Rückkehr des ehemaligen NHL-Stars in seine Heimatstadt ist weit mehr als eine normale Trainerpersonalie.

Der 46-Jährige, der sich nach der WM im Mai - nicht ganz freiwillig - von der Nationalmannschaft verabschiedete, ist in Köln Galionsfigur und Hoffnungsträger in einem, quasi der "Super-Hai".

Chance für eigenen Nachwuchs

Er muss nicht nur aus einem Team ohne Stars eine schlagkräftige Einheit formen, die seine Art von Eishockey spielt - "attraktiv, schnell, hart". Er muss auch überhöhte Erwartungen dämpfen, sagen, "wo unsere Grenzen liegen".

"Nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen", heißt die wichtigste Maxime, anders als in der Vergangenheit müssten deshalb die Spielerverpflichtungen "sorgfältig überlegt" sein, zudem soll der eigene Nachwuchs eine Chance bekommen.

Krupps Sohn mit Profivertrag

Nicht nur der der Haie, der traditionell zu den besseren in Deutschland gehört, sondern auch der aus der eigenen Familie. Sohn Björn, 20 Jahre alt, Verteidiger wie einst der Vater, erhielt kurz vor dem Saisonstart einen Profivertrag.

Aber nicht, weil er Trainerfilius ist, sondern weil er sportlich überzeugt: "Er macht sich gut."

Dass Krupp junior nach der Eishockey-Ausbildung in Nordamerika den Weg in die DEL gefunden hat, dürfte den neuen Bundestrainer freuen. Jakob Kölliker, der überraschend als Nachfolger von Krupp senior aus dem Hut gezaubert wurde, macht sich nämlich Sorgen um den deutschen Nachwuchs.

"Es ist nicht förderlich für das deutsche Eishockey, wenn die besten abhauen", sagt der Schweizer über die zahlreichen jungen deutschen Übersee-Spieler.

Vorbild Schweiz und Schweden

"Wie man mit jungen Spielern umgeht, kann man sich in der Schweiz oder auch in Schweden abschauen", sagt der Krupp-Nachfolger. Besonders heikel sei die Situation für die 20- bis 23-Jährigen.

Ohnehin war der Schweizer überrascht, als er im Juli die ersten Gespräche mit den Nationalspielern führte. "Ich war erschrocken, wie wenige von ihnen tragende Rollen in den DEL-Klubs haben", sagt Kölliker.

Der 58-Jährige hat beim Deutschen Eishockey-Bund nur einen Einjahresvertrag unterschrieben, gilt deshalb für viele als Übergangslösung für den Wunschkandidaten Ralph Krueger.

Krupp verfolgt die Entwicklung mit Interesse: "Ich hoffe, es werden nicht nur kurzfristige Entscheidungen getroffen, sondern mit Perspektive."

Krupp drückt Nachfolger die Daumen

Mit seinem Nachfolger hat er selbst erst kurz gesprochen. "Ich habe immer geschätzt, wenn man mir nicht schlau reingeredet hat." Kölliker, der das "physische, intensive, schnelle Spiel" von Krupp weiterführen und weitgehend auf dieselben Spieler setzen will, kündigt an: "Ich werde in einer ruhigen Minute mal einen Kaffee mit ihm trinken."

Den nicht ganz sauberen Abschied vom DEB mit der Hängepartie um eine mögliche Weiterbeschäftigung hat Krupp abgehakt. Er kann sich sogar vorstellen, künftig - etwa als Co-Trainer - wieder für den Verband zu arbeiten: "Das Verhältnis zum Verband ist absolut positiv, und ich stehe dem deutschen Eishockey weiterhin zur Verfügung." Seinem Nachfolger drückt er die Daumen.

Bei Köllikers Debüt an der Bande der DEB-Auswahl beim Deutschland-Cup (11. bis 13. November) will er sich die Spiele ansehen, "wenn sich die Möglichkeit ergibt, auch vor Ort in München". Sein Nachfolger habe seine Unterstützung, betont er. Nicht zuletzt als Zulieferer.

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