Keine Show ohne Uwe Krupp

Von Florian Regelmann
Uwe Krupp wechselt nach der WM 2011 in der Slowakei zu den Kölner Haien
© Getty
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Sturm: Die Zuschauer in der Olympiahalle mussten wohl ab und zu mehrfach hinschauen, um zu sehen, wer da gerade für Deutschland stürmt. Mit Captain Michael Wolf, Kai Hospelt, Patrick Hager und Philip Gogulla standen nur vier WM-Helden im Kader. Gerade den etablierten Kräften gebührt ein Sonderlob. Auch wenn viele Youngster überzeugten, hießen die besten deutschen Spieler Wolf und Hospelt (3 Tore).

Es ist bekannt, dass Wolf vielleicht der Lieblingsspieler von Krupp schlechthin ist, aber wer den Iserlohner wirbeln sieht, der kann diese "Liebe" schon verstehen. Es gibt kaum einen Torjäger, der so mannschaftsdienlich spielt und so hart arbeitet wie Wolf. Selbst wenn er nicht scort, hilft er der Mannschaft. Ein größeres Kompliment gibt es eigentlich nicht.

Die jungen Spieler konnten sich an Wolf und Co. aufrichten. Die beiden Münchener Martin Buchwieser und Martin Schymainski spielten vor gar nicht allzu langer Zeit noch in der 2. Liga - und jetzt fügen sie sich ohne Probleme ins Nationalteam ein. Schon bemerkenswert. Besonders im Fokus stand auch Augsburg-Topscorer Darin Olver.

Kurios: Der Deutsch-Kanadier war am Ende des Turniers neben Jerome Flaake, der nur ein Spiel machen durfte, der einzige Stürmer, der ohne einen einzigen Scorerpunkt blieb. Er war aber trotzdem einer der absolut besten Spieler. Olver harmonierte prächtig mit Patrick Reimer und strahlte aufgrund seiner individuellen Klasse und großartigen Übersicht bei vielen Shifts Gefahr aus.

Krupp wollte sehen, wie sich Olver auf internationaler Bühne schlägt - er hat es gesehen. Olver sollte sich fix ins WM-Team gespielt haben. Was insgesamt positiv auffiel: Deutschland besitzt auch im Sturm inzwischen eine Tiefe, die es vor Jahren noch nicht mal im Ansatz hatte. Bezeichnenderweise war es die nominell vierte Reihe um die starken Daniel Pietta und Simon Danner, die das Spiel gegen die Schweiz nach Rückstand drehte und so die Titelverteidigung sicherte.

Pietta gehört zu den Topscorern der DEL, spielt in Krefeld in der Top-Reihe - hat sich aber erst jetzt zum ersten Mal im Nationaltrikot beweisen dürfen. Das sagt einiges über die neu gewonnene Qualität im deutschen Eishockey aus. Krupp muss sich keine Sorgen machen, bei der WM 2011 vier schlagkräftige Linien aufbieten zu können.

Ein Florian Busch in Topform würde dem Team zwar gut zu Gesicht stehen, aber dessen aberwitzige Deutschland-Cup-Absage ("panische Angst" gegen die Anti-Doping-Meldeauflagen zu verstoßen) kann Krupp inzwischen gelassen hinnehmen. Kommt eben ein anderer zum Zug.

Fazit: Es waren 17 unvergessene Tage im Mai. 17 Tage, die mit einem Weltrekord begannen und einer Sensation endeten. 17 Tage, die ganz Eishockey-Deutschland begeisterten. So wird aktuell für die WM-DVD geworben. Deutschlands Halbfinaleinzug, der Fast-Coup gegen das große Russland - die Bilder werden wohl jedem Eishockey-Fan immer in Erinnerung bleiben.

Nun ist die WM aber längst Geschichte und der DEB muss nach vorne schauen. Die Titelverteidigung beim Deutschland Cup war ein erster wichtiger Schritt. Um es ganz klarzustellen: Der Gedanke, dass Deutschland mit dem Sieg beim Deutschland Cup den vierten Platz bei der WM auch nur in irgendeiner Form bestätigt haben könnte, ist völliger Unsinn.

Deutschland traf in München auf eine kanadische DEL-Auswahl, die mit mittelmäßigem Interesse zu Werke ging, auf eine bessere Schweizer Junioren-Mannschaft, und auf die Slowakei, die schon länger nicht mehr die Klasse von früher hat. Ja, der Sieg ist schön und wichtig für die Außenwirkung, aber sportlich heißt er so gut wie nichts.

Bei der WM in der Slowakei trifft Deutschland in der Gruppe auf den Gastgeber, Russland und Slowenien. Es gilt, Slowenien zu schlagen und die Abstiegsrunde zu vermeiden. Sonst nichts. Dennoch kann man mit einem guten Gefühl in die Zukunft blicken. Die Nachwuchsprogramme tragen erste Früchte, die Nationalmannschaft hat ein klares Gesicht.

Allzu große Sorgen, dass man Slowenien nicht schlagen kann, muss man sich deshalb nicht machen. Mit etwas Glück und guter Tagesform ist auch das Viertelfinale möglich. Die Top 8 sind wieder viel näher, als sie es vor einigen Jahren waren. Und diese Erkenntnis ist schon verdammt viel wert.

Uwe Krupp wird General Manager bei den Haien

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