"Es war ein großer Kulturschock"

Von Interview: Tim Frische
Darin Olver wechselte 2009 von den Straubing Tigers zu den Augsburger Panthern
© Imago

Darin Olver wechselte 2009 von den Straubing Tigers zu den Augsburger Panthern und wurde beim amtierenden Vizemeister auf Anhieb zum Führungsspieler. Beim Deutschland Cup (GER vs. CAN, 20 Uhr im LIVESCORE) wird der Deutsch-Kanadier, der aktuell Rang drei in der DEL-Scorerwertung belegt, zum ersten Mal für den DEB auflaufen. Im SPOX-Interview spricht Olver über das DEB-Team, die Panther nach dem Totalumbruch, Dennis Endras und seine Liebe zur neuen Heimat Deutschland.

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SPOX: Herr Olver, der Deutschland Cup steht an und Sie werden erstmals für das DEB-Team auflaufen. Wie groß ist die Vorfreude?

Darin Olver: Ich war sehr glücklich, als ich von der Nominierung gehört habe. Ich bin aber natürlich auch etwas nervös. Ich weiß noch nicht, welche Rolle ich im Team genau einnehmen werde. Ich werde auf jeden Fall mein Bestes tun, um der Mannschaft zu helfen.

SPOX: Ihre Großeltern sind Deutsche, Sie leben mittlerweile in Deutschland, haben einen deutschen Pass und spielen jetzt für Deutschland. Fühlen Sie sich eigentlich auch als Deutscher?

Olver: Es gibt viele Leute, die sich darüber lustig machen, wenn ich als Deutscher bezeichnet werde, weil ich die Sprache noch nicht wirklich gut beherrsche (lacht). Aber ich liebe es hier, es ist wie meine Heimat. Ich betrachte mich daher schon als einen Deutschen.

SPOX: Haben Sie denn schon Deutsch-Unterricht genommen?

Olver: Nein, das habe ich bislang noch nicht (lacht). Ich nehme es mir vor, dass ich das in nächster Zeit mache. Ich hätte es wahrscheinlich schon mal angehen sollen, aber noch ist es nicht dazu gekommen.

SPOX: Wie kam der erste Kontakt mit dem DEB zustande?

Olver: Mein Trainer Larry Mitchell hat sich sehr dafür eingesetzt, dass ich für Deutschland auflaufen kann. Wie der ganze Prozess vonstatten gegangen ist, kann ich gar nicht genau sagen. Ich habe stets mit DEB-Team-Manager Klaus Merk Rücksprache gehalten, er hat mich über die Entwicklung auf dem Laufenden gehalten.

SPOX: Zum Auftakt geht es für das DEB-Team gegen Ihr Heimatland Kanada. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in das Match?

Olver: Ich freue mich einfach darauf. Es spielen bei Kanada auch noch einige Freunde von mir, die in der vergangenen Saison noch in Augsburg unter Vertrag waren, deswegen ist es doppelt schön.

SPOX: Die WM im eigenen Land verlief sensationell. Glauben Sie, dass Deutschland zu ähnlichen Leistungen auch in Zukunft fähig ist?

Olver: Das kann ich nicht genau sagen. Ich habe das Team damals nicht wirklich verfolgt - und ich habe generell die Mannschaft noch bei keinem großen Turnier spielen sehen.

SPOX: Sie sind schon viel herumgekommen. Sie sind in Kanada geboren, gingen in den USA aufs College und jetzt sind Sie in Augsburg. Fühlen Sie sich wohl, so weit weg von der Heimat?

Olver: Ich würde sagen, Deutschland ist mittlerweile zu meiner Heimat geworden. Ich verbringe die meiste Zeit meines Lebens hier. Ich liebe Augsburg. Die Stadt ist nicht zu groß und auch nicht zu klein. Als ich nach Deutschland kam, war es schon ein großer Kulturschock. Aber wenn man die wichtigsten Sachen meistert, dann ist es gar nicht Mal so anders als zuhause.

SPOX: Lassen Sie uns über die DEL sprechen. Sie sind mit den Panthern derzeit Elfter. Was denken Sie über den bisherigen Saisonverlauf?

Olver: Es läuft natürlich noch nicht so wie im letzten Jahr. Wir hatten einen sehr guten Start, dann hatten wir einige Partien, in denen wir nicht das abgeliefert haben, was wir eigentlich können. Noch haben wir vier, fünf Spiele weniger als viele Konkurrenten, wenn wir die gespielt haben, werden wir sicherlich weiter nach vorne kommen.

SPOX: Augsburg hat einen Totalumbruch hinter sich, 14 Spieler haben den Klub verlassen. Wie bitter war es für Sie, dass nach der sensationellen Vize-Meisterschaft im Vorjahr praktisch alles von vorne beginnt?

Olver: Natürlich war das schon irgendwie enttäuschend. Wir waren im letzten Jahr auch eine super Truppe. Die musst du sein, wenn du es bis ins Finale schaffst. Jeder war für den anderen da und hat einfach alles für das Team gegeben, um erfolgreich zu sein. Aber es ist auch normal, dass Spieler einen Verein verlassen, so ist das im Profisport. Die meisten haben Familien und müssen auch darauf Rücksicht nehmen, das muss man respektieren.

SPOX: Welchen Anteil am Erfolg der Panther hat Ihr Trainer Larry Mitchell?

Olver: Einen großen, ganz klar. Er weiß, welchen Hockeystil er spielen lassen möchte und kann uns diesen wunderbar vermitteln. Er arbeitet sehr viel, auch sehr viel außerhalb der Eishockeyhalle.

SPOX: Sie hatten vor dem 7:2 gegen Mannheim Ende Oktober alle Heimspiele im umgebauten Curt-Frenzel-Stadion verloren, warum lief es ausgerechnet zuhause nicht?

Olver: Es war nicht nur Pech. Wir haben nicht so gut gespielt, wie wir es eigentlich können. Unsere Special Teams waren nicht besonders gut, das haben wir beim Match gegen Mannheim deutlich besser gemacht. Daher hat es mich auch nicht überrascht, dass wir das Spiel gewonnen haben. Um Partien in dieser Liga zu gewinnen, sind die Special Teams nun einmal ein wichtiger Faktor.

SPOX: Im umgebauten Stadion beschweren sich viele Fans über Sichtbehinderungen im Stehplatzbereich. Inwiefern beeinflusst das auch die Mannschaft?

Olver: Das haben wir auch mitbekommen, aber wir versuchen das von uns fernzuhalten, deswegen betrifft es das Team nicht unmittelbar. Allerdings ist es natürlich schon so, dass wir auch von der Unterstützung der Fans leben.

SPOX: Sie haben Ihr Glück in Augsburg gefunden, aber eigentlich wollten Sie natürlich auch in die NHL. Sie waren der 36. Pick in der 2. Runde des 2004-Drafts. New York verpflichtete Sie, aber ein NHL-Match haben Sie nicht auf dem Konto...

Olver: Das stimmt. Ich wurde von New York gedraftet, aber ich habe nur im Farmteam gespielt und die Rangers wollten mir keinen neuen Vertrag anbieten.

SPOX: Sie sind dann in Bremerhaven in der 2. Liga gelandet. Warum der Schritt über den großen Teich?

Olver: Ich hatte dann auch nicht allzu viele Optionen. Um ehrlich zu sein, hatte ich nach meinem ersten Jahr in Deutschland nicht erwartet, lange hier zu bleiben. Ich hatte gehofft, bald wieder in die Heimat zu gehen. Aber im Moment ist das alles anders und in Augsburg passt einfach alles. Ich lebe hier mit meiner Freundin, wir sind hier beide sehr glücklich und fühlen uns hier wohl.

SPOX: Also vermissen Sie Ihre Heimat gar nicht?

Olver: Natürlich vermisse ich auch meine Freunde und Familie zuhause. Aber als ich im Sommer daheim war, war ich wiederum sogar etwas gelangweilt und hatte schon wieder große Lust darauf, nach Deutschland zu kommen, um Eishockey zu spielen.

SPOX: Sie haben einen jüngeren Bruder, Mark, der bei den Colorado Avalanche unter Vertrag steht. Was erwarten Sie von ihm in der Zukunft?

Olver: Er hat Anfang Oktober seine ersten Spiele für Colorado gemacht, dazu zuvor noch einige Partien für das Farmteam in der American Hockey League. Bislang ist es noch zu früh zu sagen, was man von ihm erwarten kann.

SPOX: Dennis Endras wird nach der Saison Augsburg verlassen und nach Minnesota gehen. Kann er in der NHL bestehen?

Olver: Dennis kann das auf jeden Fall schaffen. Er hält seinen Körper fit, das ist ganz wichtig. Der größte Unterschied zwischen der DEL und der NHL, abgesehen von der Spielstärke, ist die Anzahl der Spiele. Dort gibt es 82 Partien in einer Saison, hier sind es 52. Das ist ein großer Unterschied, da musst du durchtrainiert sein.

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