"Ich war geschockt von dem Niveau"

Von Interview: Christian Kresse
Da ist das Ding! mousesports mit dem Pokal
© ESL

Vom 12. bis zum 13. Juni fand die 16. Ausgabe der ESL Pro Series mit den Alienware Finals im Kölner Tanzbrunnen ihr Ende. In sechs Disziplinen wurde vor 3.400 Zuschauern um ein Preisgeld von insgesamt 130.000 Euro gespielt. In Counter-Strike konnte der Titelverteidiger mousesports bereits zum fünften Mal den Pokal gewinnen. Im Interview mit Team-Manager Pouria "puri" Naseri-Goki haben wir über den Ausgang der Alienware Finals, die kommenden Events des Teams und den eSport im Allgemeinen gesprochen.

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SPOX: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Alienware Finals. mousesports ist der Favoritenrolle gerecht geworden und konnte die Saison sogar ungeschlagen beenden. War das das erklärte Ziel oder ist eure deutliche Dominanz nur ein Extra, das sich gut in der Statistik macht?

Naseri-Goki: Natürlich fühlt man sich in seinen Fähigkeiten bestätigt, wenn man ungeschlagen die Finals gewinnt, aber im Endeffekt zählt nur das Ergebnis. Ob wir jetzt ungeschlagen oder mit einigen Mapverlusten die Finals gewinnen, spielt keine Rolle, sondern nur, dass wir am Ende auf dem Treppchen ganz oben stehen.

SPOX: Euer Halbfinalgegner waren die Spieler des Kölner Traditionsvereins n!faculty e.V.. Am Ende konnten sie TBH in einem Krimi über drei Maps und zwei Verlängerungen im Spiel um Platz Drei bezwingen. Wie bewertest du die Leistung der beiden Teams?

Naseri-Goki: Da das Spiel parallel zum Finale lief, konnte ich vor Ort das Aufeinandertreffen nicht beobachten. Ich hab mir dann aber zuhause die HLTV Demo angesehen und war geschockt von dem Niveau. Beide Teams konnten mich spielerisch nicht überzeugen, vor allem in der Kommunikation untereinander. Mir wurde von n!faculty-Spielern gesagt, dass sie sich wegen der Geräuschkulisse kaum verständigen konnten und das war im Spiel beider Teams ersichtlich. Ansonsten waren beide Mannschaften ungefähr auf dem gleichen Level. n!faculty war am Ende einfach abgebrühter.

SPOX: Im Finale stand euch, wie so oft, Team Alternate gegenüber. Das Spiel konntet ihr souverän mit 2:0 gewinnen. War mousesports an diesem Wochenende zu irgendeinem Zeitpunkt schlagbar?

Naseri-Goki: Wenn Manuel "Tixo" Makohl auf de_nuke in der Pistolenrunde das 1on3 nicht geholt hätte, hätte auch Team Alternate die Map gewinnen können. Ich will damit nur sagen, dass jedes Team schlagbar ist. Oft entscheiden Kleinigkeiten darüber wer gewinnt und wer verliert.

SPOX: 19 Siege aus 19 Spielen sprechen aber doch für sich ...

Naseri-Goki: Man darf nicht vergessen, dass sich viele Teams in der EPS am Trainingsminimum befinden. Wir trainieren zwar für  EPS Matches auch nicht die Welt, aber wenn man sich bereits auf einem bestimmten Level befindet, muss man nur ein wenig Zeit investieren, um sich auf diesem Level zu halten. Die meisten EPS Teams müssen es erst auf ein Niveau schaffen, auf dem sie uns schlagen können und dafür muss viel Zeit investiert werden. In dieser Saison gab es wirklich nur zwei bis drei Teams außer den Top 4, die ordentlich trainiert haben. So etwas erleichtert unseren Siegeslauf.

SPOX: Zumindest in Deutschland ist mousesports das Maß aller Dinge. n!faculty-Spieler Jerome "shiddy" Toth äußerte zuletzt, dass das Niveau in Deutschland, aber auch international, sinken wird. Nicht zuletzt wegen Counter-Strike Source und dem steigenden Alter der Spieler...

Naseri-Goki: Viele junge Leute, die anfangen zu spielen, suchen sich natürlich das neuere Spiel aus, um in den eSport einzusteigen. Dadurch sinkt die Spielerzahl von Counterstrike und der Nachwuchs bleibt aus. Als Folge sinkt natürlich auch das Niveau. Man kann schon seit einiger Zeit beobachten, dass der Großteil der Counter-Strike Szene eine "harter Kern" ist, der schon seit langer Zeit in der Szene aktiv ist und kein Zuwachs aus jungen Leuten. Aber das geht vielen Ländern so. Dementsprechend wird nicht nur das Niveau in Deutschland sinken. Ausgenommen in Skandinavien, wo fast ausschließlich Counterstrike gespielt wird und andere Taktik Shooter völlig ignoriert werden.

SPOX: Neben dem Turniersieg hat das Team auch ein Preisgeld von 10.000 Euro ergattert. Hinzu kommen Siegprämien für jeden Sieg während der laufenden Saison, womit sich die Gesamtsumme auf circa 13.000 Euro beläuft. Erhalten die Spieler das komplette Preisgeld oder fallen eventuell Abgaben an mousesports an?

Naseri-Goki: Über derlei Dinge darf ich an dieser Stelle leider nicht sprechen. Das sind Vertragsinhalte, die wir intern halten.

SPOX: Ohne auf vertragliche Details einzugehen: Lohnt es sich in finanzieller Hinsicht ein eSportler auf diesem Niveau zu sein? Können die Spieler ihren Lebensunterhalt mit ihrem Hobby verdienen?

Naseri-Goki: Man muss sich ja nur die Fülle an Events ansehen, die in nächster Zeit stattfinden. Da werden Unmengen an Preisgeldern ausgeschüttet. Solange man erfolgreich ist, lohnt sich der eSport auf alle Fälle.

SPOX: Welche Turniere hat mousesports geplant und wie hoch sind die Gewinnsummen dort?

Naseri-Goki: Angekündigt sind bereits der Arbalet Cup Dallas (80.000 US-Dollar Preisgeld), der WCG National Qualifier, der ESWC (73.500 US-Dollar Preisgeld), die GameGune (22.500 Euro Preisgeld) und vielleicht noch ein Intel Extreme Masters Stop (40.000 US-Dollar Preisgeld), und das nur in den nächsten zwei Monaten. Wir haben also einen vollen Zeitplan. An welchen Turnieren wir teilnehmen, steht noch nicht 100% fest. Aber auf einigen davon wird man uns definitiv antreffen können.

SPOX: Der eSport ist bekannt für seine Schnelllebigkeit. Werdet ihr mit der gleichen Aufstellung bei diesen Turnieren antreten?

Naseri-Goki: Manuel "Tixo" Makohl fehlt wegen Urlaubs auf der GameGune und Fatih "gob b" Dayik darf auf Grund seiner türkischen Staatsbürgerschaft nicht an der deutschen WCG-Qualifikation teilnehmen. Ansonsten spielen wir immer mit der gleichen Aufstellung.

SPOX: Wird mousesports also in diesem Jahr wieder internationale Erfolge feiern und ein Turnier gewinnen können?

Naseri-Goki: Natürlich arbeiten wir darauf hin, um international Erfolge zu feiern. Es wäre doch schade, wenn die Nr. 1 in Deutschland nicht auch international Erfolge feiern kann.

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