"Frauen spielen einfach nicht auf Männer-Niveau"

Von Für SPOX berichtet über eSport: Johannes Kallenbach
Die Snogard Dragons gewannen in dieser Saison kein einziges Spiel und stiegen direkt wieder ab
© Getty

Roman "roman" Ausserdorfer gilt als einer der besten Counter-Strike-Spieler Deutschlands. Mit dem Team Alternate hat er die 15. ESL Pro Series (EPS) Saison dominiert und sich als Tabellenführer für die Finals in Köln qualifiziert. Bei SPOX spricht er über die Chancen auf den Titel, schwache Gegner sowie unterlegene Frauen und erklärt, warum die deutschen Teams international nicht mithalten können.

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SPOX: Hallo Roman, mit Alternate hast Du Dich für die EPS-Finals qualifiziert. Als Tabellenführer mit nur einer Niederlage. Das sah ziemlich locker aus...

Ausserdorfer: Die Saison war im Großen und Ganzen wirklich nicht schwer zu meistern. Wir wollten die Finals erreichen, am besten als Tabellenführer. Das haben wir geschafft. Deshalb sind wir zufrieden. In der kompletten Saison haben wir nur gegen Mousesports verloren - und das war ein Ausrutscher direkt nach einem anstrengenden Turnier in Dubai.

SPOX: Sind die anderen Clans einfach zu schlecht?

Ausserdorfer: Leider ja. Es gab zwar einige Teams mit Potential und auch viele starke Einzelaktionen der Spieler. Aber es gab kein Team, das Mousesports oder uns überlegen gewesen wäre. Starke Teams? Ja. Aber nie eines, das uns das Wasser reichen könnte.

SPOX: Wer könnte in Zukunft an Euer Niveau rankommen?

Ausserdorfer: Schwer zu sagen. n!factuly, hoorai, Team Bavarian Heaven, ESC ICYBOX und my* sind Kandidaten. Die haben starke Spieler und das Potential, aus sich rauszukommen. Aber ob, und wenn ja, wer davon stärker werden könnte, kann ich nicht einschätzen.

SPOX: Mit den Snogard Dragons war erstmals ein reines Frauenteam in der höchsten deutschen eSport-Liga dabei - und hat jedes Spiel verloren. Was sagst Du dazu?

Ausserdorfer: Ich finde gut, dass sie es versucht haben. Ich hätte ihnen ein paar Siege gegönnt. Schade, dass das nichts wurde. Sie spielen einfach nicht auf dem Männer-Niveau.

SPOX: Was fehlt ihnen noch, um in der EPS mithalten zu können?

Ausserdorfer: Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Aber Männer spielen generell mehr und aggressiver - dadurch sind sie wohl einfach besser. Es ist doch in den meisten klassischen Männer-Sportarten so, dass die Männer immer noch besser sind.

SPOX: Zurück den Finals. Da hattet Ihr bei den letzten drei Ausgaben gegen Mousesports das Nachsehen. In dieser Saison sieht es aber so aus, als könntet Ihr die konstant besseren Leistungen zeigen. Was macht Euch jetzt stärker als den Rekordmeister?

Ausserdorfer: Wir waren einfach ehrgeiziger. Außerdem glaube ich, dass die Spieler bei Mousesports interne Probleme hatten und es deshalb nicht reibungslos bei ihnen lief.

SPOX: Macht Euch das zum Favoriten?

Ausserdorfer: Favoriten würde ich nicht unbedingt sagen. Aber wir sind zumindest gleichauf mit Mousesports. Das heißt: In Köln wird es sehr knapp werden.

SPOX: Was wird den Ausschlag geben?

Ausserdorfer: Die Tagesform und Einzelaktionen. Mehr nicht.

SPOX: International sieht das anders aus. Da konntet weder Ihr noch Mousesports Euch in Szene setzen. Was fehlt im Vergleich zu den Top-Teams aus Schweden oder Polen?

Ausserdorfer: Ich glaube, dass die deutschen Teams theoretisch mithalten können. Das Problem ist nur, dass die Schweden und Polen nichts anderes machen als zocken. Ich würde sogar drauf wetten, dass die deutschen Teams besser wären, wenn sie genauso viel spielen würden. Aber die ausländischen Top-Teams sind eben mit vollem Herz bei der Sache. Für die bedeutet Counter-Strike alles. Sie würden alles für einen Sieg tun. Das fehlt den meisten Deutschen.

SPOX: Okay. Aber ist die Spielzeit wirklich der entscheidende Faktor für erfolgreiches Zocken?

Ausserdorfer: Zugegeben: nicht nur. Mit viel Köpfchen und der richtigen Einstellung kann man auch mit wenig Spielen erfolgreich sein. Erfolg in Counter-Strike hängt von so vielen Faktoren ab. Aber man hat immer einen leichten Vorteil, wenn man viel spielt.

SPOX: Wie viel Zeit investierst Du selbst noch in Counter-Strike?

Ausserdorfer: Als Team spielen wir fast täglich etwa drei Stunden am Abend. Wenn ich Zeit habe, trainiere ich auch gerne privat zwischendurch und am Wochenende. Aber wegen meiner Ausbildung und der eigenen Wohnung habe ich ganz einfach nicht mehr so viel Zeit.

SPOX: Und dennoch giltst Du als einer der besten Spieler Deutschlands. Wieso reicht Dir dieses überschaubare Pensum, um immer noch ganz oben mitzuspielen?

Ausserdorfer: Vielleicht brauche ich einfach nicht soviel Training wie andere...

SPOX: Bezeichnest Du Dich gerade als hochbegabten Spieler? Als Naturtalent?

Ausserdorfer: Hochbegabt würde ich nicht sagen. Ich denke aber, dass ich ein Talent dafür habe, ja. Wie stark das ist, wage ich selbst nicht einzuschätzen.

SPOX: Okay, dann anders gefragt: Was sind Deine Qualitäten als Counter-Strike-Spieler?

Ausserdorfer: Aim, Coolness, verrückte Spielweise, Unberechenbarkeit und Motivation.

SPOX: Da Du nicht so viel trainierst: Was machst Du abseits des Counter-Strike-Servers?

Ausserdorfer: Tagsüber: arbeiten. Danach gehe ich meistens ins Fitnessstudio und dann geht auch schon das CS-Training mit dem Team los. Am Wochenende treffe ich mich dann - wie die meisten Jugendlichen - mit Freunden und gehe feiern, ins Kino, Go-Kart fahren, mache DVD-Abende. Was auch immer. Einfach das, worauf wir gerade Lust haben.

SPOX: Und welchen Stellenwert hat das Zocken für Dich im Vergleich zum regulären Job?

Ausserdorfer: Ich sehe das Zocken eigentlich gar nicht direkt als Job an. Eher als eine Mischung aus Nebenjob und Hobby. Deshalb kann man das nicht vergleichen.

SPOX: Na gut, aber wärst Du nicht gerne in der Lage, Dich voll und ganz auf Deine Karriere als Profispieler konzentrieren zu können?

Ausserdorfer: Wenn es möglich wäre, damit dauerhaft meinen Lebensunterhalt zu verdienen, und nicht nur bis maximal Ende 20, dann ja. Schließlich macht es mir Spaß und ist mein Hobby. Und wer hätte nicht gerne einen Job, der ihm Spaß macht und zugleich sein Hobby ist?

SPOX: Stimmt. Aber da Deine Karriere nun mal begrenzt ist: Was möchtest Du in der verbleibenden Zeit noch erreichen?

Ausserdorfer: Ich möchte auf jeden Fall noch einige Turniere gewinnen - am besten internationale und gut besetzte Events wie die World Cyber Games.

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