35 Jahre Wartezeit!

Von Stefan Kusche
DFC, Fortuna Köln, Wolfgang Fahrian
© Imago

Köln - Das Warten geht weiter. Noch immer keine Entscheidung des Westdeutschen Fußballverbandes, ob die Fortuna doch noch am Grünen Tisch in die NRW-Liga aufsteigt.

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Eigentlich warten die Fans der Fortuna schon ewig lange auf einen Aufstieg: Der letzte liegt inzwischen 35 Jahre zurück. Aber damals, im Sommer 1973, schrieb Fortuna-Köln Geschichte. Bundesliga-Geschichte, denn die Südstädter stiegen erstmals in die höchste deutsche Liga auf.

Eine Zweite Liga gab es damals noch nicht, das Fußball-Unterhaus bestand aus fünf Regionalligen. Als Tabellenzweiter der Regionalliga-West erreichte Fortuna Köln die Aufstiegsrunde - zusammen mit dem Karlsruher SC, FSV Mainz 05, FC St. Pauli und Blau-Weiß 90 Berlin.

Ablöse für den Schulrektor

Der Präsident hieß damals Hans Löring, der den Trainer Martin Luppen zum 1. November 1972 zur Fortuna geholt hatte. Luppen kam vom Deutschen Amateurmeister SC Jülich 10, und Löring musste für den hauptberuflichen Schulrektor Luppen sogar eine Ablöse zahlen.

Klangvolle Namen gehörten damals zum Kader der Fortuna: Ex-Nationalspieler Wolfgang Fahrian war der große Rückhalt im Tor, die Abwehrspieler Hans-Günter Neues und Gerd Zimmermann machten in den späteren siebziger Jahren Karriere beim 1. FC Kaiserslautern bzw. Fortuna Düsseldorf.

Die Namen Noel Campbell - ein kampfstarker, rothaariger Ire -, Karl-Heinz Struth oder Günter Oleknavicius sind noch heute den älteren Fortuna-Fans unvergessen.

Luppen und die Nudeldiät 

Akribisch hatte Luppen seine Spieler auf die Gegner der Aufstiegsrunde vorbereitet. "Über meinen Gegner weiß ich jetzt mehr, als über mich selbst", stöhnte ein Fortune über die für 1973 ungewöhnlich präzisen Gegner-Informationen Luppens.

Für Aufsehen hatte auch Luppens Nudeldiät gesorgt. Angeregt durch die Erkenntnisse des Kölner Sportmediziners Professor Wildor Hollmann, setzte Luppen Körner und Nudeln statt des damals üblichen Steaks auf den Speiseplan. "Für den Aufstieg fresse ich auch Gras", soll Fahrian gesagt haben.

Aufstieg geschafft

Der Erfolg gab Luppen Recht. Die Fortuna startete am 23. Mai 1973 mit einem 2:1-Sieg in Karlsruhe, erster Torschütze war Rolf Kucharski. Anschließend eilte die Fortuna von Sieg zu Sieg, mit 12:0-Punkten fuhr die Mannschaft zum vorentscheidenden Spiel nach Mainz.

Ein Punkt hätte schon zum Aufstieg gereicht, den einen holte Fortuna auch. 0:0 hieß es nach 90 hart umkämpften Minuten, die Fortuna war am 20. Juni 1973 im Ziel.

Fast 10.000 Zuschauern in der Radrennbahn in Köln-Müngersdorf, wo der Klub bis 1978 seine Heimspiel austrug, war die 2:3-Niederlage zum Abschluss am letzten Spieltag gegen St. Pauli vollkommen egal.

Party mit Kamelle

Im offenen Doppeldecker feierte die Mannschaft in Karnevals-Manier auf den Straßen Kölns. Zehn Zentner Kamelle und 20.000 Nelken sollen auf die feierenden Fans am Straßenrand geregnet sein.

Zusammen mit dem 1. FC Köln ging die Fortuna in die Bundesligasaison 1973/74, die bis heute die einzige bleiben sollte. Punktgleich mit dem Wuppertaler SV stieg die Fortuna aufgrund des schlechteren Torverhältnisses als Tabellensiebzehnter ab, die Derbies gegen den FC gingen 0:2 und 0:5 verloren.

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