...und Matthäus hat einen Joker

Von Max-Jacob Ost
Wäre die perfekte Glücksfee für sich selbst: Lothar Matthäus
© Getty

Vieles gab es zu bereden in den deutschen Sportblogs. Daum, Magath, Rangnick, Dortmund, die neuen Nationalmannschaftstrikots und, und, und. Doch ein Gastauftritt schlägt einfach alles: Die SPOX-Blogschau ist hoch erfreut, Lothar Matthäus unter den Bundesligatrainern zu begrüßen!

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Funkel peilt über den Daum

"Als Heribert Bruchhagen von der FAZ Mitte August 2007 darauf angesprochen wurde, dass Trainer Friedhelm Funkel 'die Ausstrahlung, der Unterhaltungswert, der Klopp-Faktor sozusagen' fehlen würde, antwortete der Vorstandsvorsitzende: 'Nehmen Sie einen Trainer wie Christoph Daum, er erfüllt wohl alle diese Punkte - und trotzdem bin ich froh, dass nicht er, sondern Friedhelm Funkel unsere Mannschaft trainiert.' Heribert Bruchhagen, der damals kritisierte, dass es in Frankfurt eine 'ausgeprägte Wirf-ihn-raus-Mentalität' gibt, hat nun nach Willi Reimann und Friedhelm Funkel mit Michael Skibbe den dritten Trainer vor dem Ende der Vertragslaufzeit entlassen und - für nicht wenige überraschend - eben jenen Christoph Daum verpflichtet, der vor fast vier Jahren im Vergleich mit Funkel für Bruchhagen nicht die erste Wahl gewesen wäre."

The Diva and the Kid: Befreiungsschlag

 

"Inzwischen gibt es Videos von der Pressekonferenz. Heribert Bruchhagen erläutert, wie die Entscheidung gefallen ist. Man hat alle Faktoren Pro und Contra gegeneinander abgewogen. Was spricht dafür, was spricht dagegen. Eine dialektische Aufstellung gemacht. Er sagt tatsächlich 'dialektisch' und da, in diesem Moment, wird mir klar: Hier ist nicht einfach eine Entscheidung getroffen worden. Nein, im Waldstadion hat der Geist geweht, der Geist der Frankfurter Schule. Anders ist es ja nicht zu erklären: Heribert Bruchhagen trifft wahr- und wahrhaftig in der Stunde der größten Not vollkommen rational eine vollkommen abgedrehte Entscheidung. These. Antithese. Und zwischendrin: Der Moment aufblitzender Erkenntnis: Christoph Daum. Jetzt ist klar: Nur so und nicht anders konnte der neue Trainer der Eintracht heißen."

Rotundschwarz: Daum. Dialektisch.

 

...und Matthäus hat einen Joker

"Wie machen wir das nun für die nächste Saison? Ganz klar! Alle Trainer kommen in die Auslosung, Lothar Matthäus spielt die Glücksfee und hat einen Joker. Den Joker darf er einsetzen, nachdem er einen Trainer gezogen hat und bevor er den Verein zieht. Setzt unser Lothar den Joker ein, hat er endlich seinen heiß begehrten Trainer-Job in der Bundesliga und irgendein Nachwuchsspieler bald keine Freundin mehr.

Apropos Trainer (-Diskussionen)... Weiß jemand woran man erkennt, dass der FC Bayern München wirklich die deutsche Meisterschaft aufgegeben hat? Sie streuen keine Gerüchte durch die BILD-Zeitung, dass Jürgen Klopp in der nächsten Saison Trainer werden könnte. Ansonsten wäre das nämlich eine tolle Gelegenheit gewesen, um Unruhe bei der Konkurrenz zu stiften."

91. Minute: Trainer-Auslosung für die Saison 2011/2012


Blogger-Aktion: Das ist Sankt Pauli

"Irgendwann letztens saßen der junge Mann, der hinter dem Lichterkarussell Blog steht und meine Wenigkeit in dem schönen Raval. Wir besprachen die Idee, dass man St. Pauli und seine Fanszene mal wieder positiv inhaltlich nach vorne bringen muss/sollte/könnte. Wir haben in den 80er und 90er Jahren etwas aus dem Nichts geschaffen, was einzigartig ist/war/immer sein wird. Trotzdem kann eine Überprüfung, eine inhaltliche Diskussion, eine Vision nie schaden. Und da wir nun mal Blogschreiber sind, haben wir beschlossen: Wir nutzen unsere Blogs dazu und laden alle ein, die im Internet schreiben, sich daran zu beteiligen. Kurze Zeit später saß man dann mit den Machern der Metalust und von stpauli.nu schon wieder im Raval und nachdem auch sie die Idee toll fanden, ging man an die Arbeit."

Magischer FC: Wir sind St. Pauli! Nur was sind wir?

 

Statt (Anne) Trabant ein Haarband

"Um das neue Trikot des Frauennationalteam wurde schon frühzeitig ein großes Thema gemacht, als es hieß, das 'Trikot von Frauen für Frauen' werde mit einem eigenen und ganz speziellen Konzept entwickelt. Die große Konzepterei um das Jersey erwies sich nun als weniger effektvoll als vorher angekündigt. Designerin Annette Kres machte große Worte um Heim- und Auswärtshemd, die Nadine Angerer mit ihrer lässigen Erklärung zum Torwarttrikot ganz einfach in die Tasche steckte: 'Ich mag im Tor schwarz tragen, es ist meine Lieblingsfarbe, deshalb ist das Torwarttrikot schwarz geworden. Und Gold an den Seiten, weil mich das an die Goldmedaille erinnert.' So einfach kann Trikotdesign sein. Dagegen redet Kres permanent von 'feminin' und 'dynamik' und geht wohl davon aus, dass alle sich darunter etwas ganz genaues vorstellen können.

Zum Beispiel, dass es nun auch ein passendes Haarband im Trikotsatz gibt? Als nächstes werden den Spielerinnen wohl auch passende Frisur und Schminktipps mit in die Kabine gegeben. Das Ganze bewegt sich jedenfalls auf einem schmalen Grat zwischen sportlicher Praktikabilität und klischeeisierter Oberflächengestaltung. Mag ja stimmen, dass Kim Kulig mit tailliertem Trikot besser Fußball spielen kann, aber sehen das die anderen Spielerinnen des Kaders genauso? Finden es alle gut, dass man das Trikot fast nicht mehr in die Hose stecken kann und bauchfreie Szenen somit programmiert, wenn nicht sogar explizit herbeigeschneidert wurden?"

Spielfeldschnitt: Inklusive Haarband

 

Rosafarbene Kurven

"Wir, als Publi­kum, sind in der Summe gna­den­los. Schon man­che Reak­tion auf das aus­schließ­lich Fuß­bal­le­ri­sche ist regel­mä­ßig uner­träg­lich, Häme und Spott wer­den inten­siv gelebt, tau­send­fach mul­ti­pli­ziert. Erst ges­tern, Tor­wart Bailly mit einem schwe­ren Feh­ler und im Anschluss jener bit­tere Applaus für jede gelun­gene Aktion, wen wun­dert es, dass kein Sport­ler bereit ist, auch nur einen Mil­li­me­ter sei­ner Deckung auf­zu­ge­ben, oder sich gar bewusst angreif­bar zu machen.

Im Grunde müs­sen wir, als Publi­kum, uns erkenn­bar ver­än­dern, wenn Tole­ranz als gelebt sicht­bar wer­den und nicht zur Ban­den­wer­bung ver­kom­men soll. Die wirk­li­chen Fans sind gefragt, eine sol­che Ent­wick­lung zu för­dern. Man stelle sich vor, das, was von jenen auf dem Platz im Stil­len erwar­tet wird, der Mut zur Offen­heit, müsste zuerst von jenen gelebt wer­den, die zuschauen. Ein pin­kes T-Shirt für jeden Zuschauer, derschwul ist, bitole­rant, oder der auch nur Ver­än­de­rung will, ein Pink Fri­day. Am inne­ren Zusam­men­zu­cken bei der Vor­stel­lung kann man ermes­sen, wie weit ent­fernt Nor­ma­li­tät ist. Auf den Plät­zen, in uns.

Outen wird sich also so schnell nie­mand. Und das ist auch gut so."

Freitagsspiel: Pink Friday

 

Stille im Dortmunder Stadion

"Der Mix, der uns im Moment im Stadion trifft, ist einfach tödlich. Wir haben auf der einen Seite die Dauerkartenbesitzer, die jahrelang zum Spiel gehen, aber sich inzwischen mehr Gedanken darum machen, wann man die Meisterschaft feiert als darum, dass man diese Meisterschaft auch erst noch mal gewinnen muss. Die Schale ist quasi im Kopf schon vergeben, weswegen es vielen irgendwie schwer fällt, sich noch mal zu motivieren. Man muss ja die Mannschaft nicht bei etwas unterstützen, was sie quasi eh schon erreicht hat. Das ist pervers, aber es ist so. Es herrscht eine gigantische Erwartungshaltung und man möchte feiern. Wenn da eine kleine Stellschraube nicht passt - z.B. weil sich der Gegner sich nicht sofort auf den Rücken wirft und ergibt - ist ein lähmendes Entsetzen mit Händen zu greifen. Hinzu kommen noch jede Menge Leute, die noch nie im Westfalenstadion waren und die wahrscheinlich noch mit potenzierter Erwartungshaltung an die Sache rangehen.

Soweit alles schlimm, aber verständlich. Ich spreche es ja ungern aus, aber wir werden uns daran wohl gewöhnen müssen. Das nächste mal richtig kesseln wird es, nachdem wir jahrelang im Mittelfeld rumdümpeln und plötzlich so ein Trainergigant wie Klopp um die Ecke kommt. Aber erstmal heißt es wohl 'Bonjour Tristesse'. Und nein, auch wenn die Deutschen gerne einen Schuldigen suchen, es gibt niemand Einzelnen, der daran Schuld ist. Weder die neue Soundanlage, noch die Vorsänger, noch die 'Erfolgsfans' oder sonst was. Es ist ein tödlicher Mix, der uns lähmt."

Hamburg Schwarz-Gelb: Der Support, das unbekannte Wesen

 

Louis van Gaals Rasselbande

"Heute scheint es wie aus einem anderen Leben. Aber kaum eine Mannschaft rüttelte Mitte der Neunziger so am Establishment aus Italien wie die von Ajax Amsterdam. Das Team von Louis van Gaal war das letzte Team aus einer nicht ganz so finanzstarken Liga, das vor dem Bosman-Urteil und dem schrittweisen Fallen aller Ausländerbeschränkungen geschafft hat, über einen längeren Zeitraum eine dominante Rolle in Europa zu spielen.

Heute ist jeder Spieler, der größeres Talent zeigt, sofort auf der Insel oder in Spanien. Doch die Rasselband von damals - Durchschnittsalter 24,7 Jahre - liest sich auch viele Jahre danach noch wie ein Who is Who. Der Höhepunkt dieser Ära? Natürlich der Titel der Champions League."

Ballverliebt: Ballverliebt Classics - Das letzte große Ajax

 

Schalker Meisterschaftsgeblubber

"Mich nervt das Meisterschaftsgeblubber schon lange. Wenn die Ultras im Dauersingsang meinen, dass es doch gelacht wäre, würde Schalke die Meisterschaft nicht 'holen', dann weiß ich genau warum ich was gelacht finde. Wenn im Gassenhauer 'Königsblauer S04' davon die Rede ist, dass nur Schalke Deutscher Meister sein könne, ist mir das tatsächlich peinlich. Wenn jeder Schalker Neuzugang im obligatorischen Einstiegsinterview sagen muss, dass er mit Schalke 04 den Titel holen will, kommt mir das wie eine Art Wahn vor.

Dass Schalke 04 für zwei Spieler geschätzte 27 Millionen Euro an Ablösesummen zahlt, andererseits aber seine eigenen Fans anpumpt und man sich fragen muss, ob die Klubfinanzen die Reparatur des Stadiondaches zulassen, ist ebenfalls Schalker Wahnsinn. Dieser Verein hat unübersichtlich viel Schulden und lässt es sich partout nicht anmerken, bis wieder von drohender Insolvenz die Rede ist und der Aufsichtsratschef sagt, dass man auf der Nase liege."

Königsblog: Heldt macht Hoffnung

 

Flennende Dortmunder

"Am letzten Spieltag werden in Dortmund Tränen fließen - so oder so. Entweder wir feiern die Meisterschaft und werden bei einem rührenden Abschied von Dede feuchte Augen kriegen. Oder die Mannschaft verspielt noch den Titel und es wird bitter - besonders für die Fans, die zu früh berauscht waren von der vermeintlichen schwarz-gelben Dominanz und sich reichlich blauäugig gaben."

Any Given Weekend: Es wird in Tränen enden

 

Blogger - ein Völkchen klarer Worte

"Heiter aber kann diese Entlassung nicht stimmen. Auf Baumann folgt als Interimstrainer Jo Enochs, ein Mann ohne Trainerschein, dem alles zu fehlen scheint, was ein moderner Trainer braucht: Methode, Ausstrahlung und ein zweitligataugliches Verständnis von Fußball."

VfLog: Ade, kaba!

 

"Die NHL wird Ihnen präsentiert von Aspirin"

 "Es ist noch gar nicht lange her, da sagten Gary Bettman und Colin Campbell, Commissioner und Vizepräsident der National Hockey League, den Rüpeln in ihrer Liga den Kampf an. Nachdem in der Vorsaison die Anzahl der Gehirnerschütterungen erneut angestiegen war und Spieler wie Marc Savard teilweise monatelang nicht mehr auf dem Eis standen, griff die Liga durch: Regel 48 sollte dafür sorgen, dass derartige Verletzungen in Zukunft eingedämmt werden. Die Attraktivität des Spiels sollte aber bestenfalls trotzdem nicht verloren gehen.

Mittlerweile hat sich gezeigt, dass die Liga im Kampf gegen Checks in Kopfhöhe, blindsided headshots, machtlos ist. Die Erklärung dafür ist recht einfach: Die NHL hat kein Problem mit unfairen Spielern und deren Aktionen. Sondern vielmehr mit den Konsequenzen ihrer eigenen Regelverschärfungen."

Eishockey Blog: Eine Saison bereitet Kopfschmerzen

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

RB Leipzig ist wie das fette Kind aus der Nachbarschaft, das nur in Sandalen auf dem Ascheplatz erscheint: Niemand will mit ihm spielen. Weiß man im Blog Textilvergehen. SKY ist dagegen ganz anders. Man würde gerne damit spielen, aber man darf nicht. Siebel will es so, wie das Sportmedienblog berichtet.

Da sämtliche Vergleiche zu Christoph Daum bereits gemacht wurden, müsst Ihr hier auf eine Überleitung verzichten. Machen wir es schnöde. Wer einmal redende Eintracht-Blogger hören möchte, sollte in den Eintracht Frankfurt Podcast hineinlauschen. Und wer sehen möchte, warum Daum perfekt zu Frankfurt passt, wird vom Trainer Baade aufgeklärt. Außerdem: Das Beste aus zwei Jahren Effzeh-Stammtisch und der ultimative Abstiegskandidatencheck. Zuletzt wie immer ein Schmankerl: Warum man T-Shirt-Botschaften nur unter dunklen Trikots verstecken - oder wenigstens seine 100. Bude schießen sollte. 

Die nächste Blogschau erscheint in einer Woche, am Mittwoch, den 30. März.

Alle früheren Ausgaben findet Ihr im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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