Der FSV Tokio Hotel 05

Von Max-Jacob Ost
Lewis Kaulitz und sein Bandkollege beschwören den Monsun. Ein schaurig-schöner Moment
© Getty

Es braucht nicht immer Schönheit und Jugend zum Glücklichsein. Manchmal reicht auch eine lustige Frisur, ein ordentlicher Wumms und eine Banane in der Hand. Der Blick in die Sportblogs Deutschlands.

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Was haben ein Parasit und die Blogschau gemeinsam? Die Nähe zum Kunden. Unter diesem Motto starten wir in dieser Woche in eine neue Offensive. Weg von den selbstreferenziellen Intros, hin zu dem eigentlich Wichtigen: Den Blogs.

Und: Als besonderer Service ersparen wir Euch die 1.348 Blogartikel zur WM-Vergabe. Denn erstens wurde dazu binnen drei Minuten nach der Entscheidung schon alles Wichtige gesagt. Zweitens ist es nie falsch, diese Blogeinträge zu horten. Zur WM sind es noch zwölf Jahre - wer weiß, wie oft bis dahin noch Engpass ist...

 

Kinderspielchen am Spielfeldrand

 "Habe ich unsere Fans gegen Leverkusen noch gelobt, so peinlich war es mir dann beim Spiel am Samstagabend. Ich bin schätzungsweise zwanzig Jahre älter und war sicherlich in meinen Zwanzigern auch kein Kind von Traurigkeit, von daher lege ich das mal unter der Kategorie "jugendlicher Irrsinn" ab. Was mich aber wirklich ärgert, ist die Reaktion der anderen Bayern-Anhänger im gleichen Block.

Die unterstützten mit wütenden Pöbeleien in Richtung Polizei auch diese aufmerksamkeitsdefizitären, vielleicht zehn Jungs, die zuvor eine Plexiglasscheibe eintraten, so dass die Splitter bis auf die Sitzplätze vor uns flogen. Wenn die Masse so ein Verhalten nicht nur toleriert, sondern auch noch anfeuert, dann beschwert Euch bitte nicht beim nächsten Mal über restriktive Polizeimaßnahmen oder strenge Regeln im Stadion. Ihr seid der Grund dafür! [...]

Anlass durchzudrehen war ein Spruchband der Schalke-Fans und eine geraubte Fanclub-Fahne ("Hessenmob"?) im Schalker-Block. Es dauerte 15 Minuten bis sich die Polizei endlich in den Bayern-Block bewegte und Präsenz zeigte. Ein bisschen spät für meinen Geschmack - und auch ein zu viel an Deeskalationstaktik. Hätte man die acht bis zehn Hauptdarsteller, darunter auch unsere zwei Cappos, sofort herausgezogen, wäre Ruhe gewesen.

Doch die Polizei wurde erst aktiv, als Beamte tätlich angegriffen wurden. Peinlich, beschämend und widerlich,  liebe Ultra-Szene, wo Ihr Euch doch immer so gegängelt und kriminalisiert fühlt. Den Grund dafür liefert Ihr in regelmäßigen Abständen selber. Das Theater sorgte dann auch dafür, dass im Fan-Block die Stimmung im zweiten Durchgang gegen Null tendierte."

FernglasFCB: Glück und Neuer vs. Irrsinn und Aufgabe

 

Da soll noch einer behaupten, die "Killerspiele" wären NICHT schuld an allem Übel der Gesellschaft. Jetzt spielen diese durchgedrehten Jugendlichen schon "Capture the Flag" aus "Unreal Tournament" nach. Mrs. von der Leyen, bitte übernehmen Sie!

 

Neue Taschentuchel-Marke: Der Jammer-Lappen

"Ich nehms vorweg: Mit 2:1 gewinnt die Eintracht gegen Mainz 05 - fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem 2:0 der letzten Saison, als abends im Sportstudio der damalige noch-nicht-Weltmeister Sebastian Vettel dem Mainzer Trainer Thomas Tuchel ein Präsent überreicht hatte, was dieser gar nicht lustig fand. Heute steht dieser Becher im Eintracht Museum - was ich wiederum sehr lustig finde.

Tuchel also. Das ist der Trainer, der unter der Woche von sage und schreibe sechs Rundschau-Journalisten interviewt wurde. Und natürlich hat keiner den Google-Test gemacht. Gebt ein: Skibbe jammert. Schlappe 6.970 Einträge werden angezeigt. Und nun geben wir einmal Tuchel jammert ein. Aha: 26.000 Einträge, knapp das vierfache - und wenn wir dabei noch berücksichtigen, wie lange Skibbe im Geschäft ist und wie lange Tuchel - dann wissen wir Bescheid.

Wenn die Mainzer gewinnen, dann ist dies Konzept, Fußball mit Matchplan ergo Gottes Wille, umgesetzt durch dessen verlängerten Arm, Trainer Tuchel und die Boygroup. Wenn die Mainzer verlieren, dann liegt dies: Am Schiedsrichter. Und zwar immer. Weil sie selbst ja so lieb sind. Und zwar immer!"

Beves Welt: Arschgeigen

 

Der FSV Mainz 05 ist ein bisschen das Tokio Hotel der Liga. Jung, überdreht, aber nach den ersten stürmischen Erfolgen irgendwie nur noch in Insiderkreisen dazu fähig, Ohnmachten zu erzeugen. Frankfurt ist dagegen wie Motörhead. Ein bisschen verlottert, irgendwie immer schon da, hart, direkt, mit merkwürdigen Frisuren und manchmal etwas miefig. Aber dafür gibt's bei Frankfurt immer klare Ansagen. Und manch ein Schönling bekommt eine vor den Latz. Siehe Tokio Hotel 05.


Ein schwarzgelbes Sättigungsgefühl

"Wir dürfen und wir müssen von der Meisterschaft träumen, wir dürfen und wir müssen aber nicht vergessen, dass wir aktuell unseren Traum leben. Der Weg bis hierhin war geprägt von Leidenschaft, Kampfgeist, Demut und einer schier unersättliche Gier nach Erfolgen. Ob in der Mannschaft oder auf den Tribünen. Diese Gier ist noch lange nicht gestillt, noch haben wir - auch auf den Tribünen - null Komma null erreicht. Und doch laufen wir Gefahr, die aktuellen Erfolge als kloppgegeben abzutun.

Bereits nach dem 4-1 gegen Mönchengladbach war Allerortens die Rede von einem Pflichtsieg. Das schleichende Erfolgsgift kämpft sich langsam zur Lebensader des Stadions vor und lähmt diese. Im Europa-League-Spiel gegen Karpaty konnte man es gut beobachten. Die Tribünen sangen auf einmal gegeneinander, eine vorher nicht gekannte Sättigung war erreicht."

Schwatzgelb: Die Klasse von 2010

 

Wir danken den Schreibern von "Schwatzgelb" sehr herzlich für diese neue Erkenntnis: Die Fans des FC Bayern München sind Meerschweinchen. Warum? Meerschweinchen haben kein Sättigungsgefühl.


Aus dem Osten, aus dem Sinn...

"Aufgrund der Vorfälle beim Auswärtsspiel in Dresden waren laut DFB-Urteil keine Fans des FC Hansa bei den Auswärtsspielen in Sandhausen und Wiesbaden zugelassen. Während in Sandhausen die Kontrollen wohl noch nicht so ganz ausgereift waren und 70-100 Rostocker ins Stadion gelangten, sollte oder wollte man es in Wiesbaden besser machen. Die Ansage lautete:"Besucher, die außerhalb der PLZ-Bereiche 60,61,62,63,64,65,55,56,34,35,36 wohnen oder geboren sind, erhalten keinen Zutritt in die Arena." Sichergestellt werden sollte das durch Kontrolle der Personalausweise (die bisher zwar keine Postleitzahl enthalten, aber das nur am Rande). [...]

Ganz so streng wollte man es aber wohl doch nicht sehen, selbst wenn SVWW-Pressesprecher Eckart Gutschmidt behauptet, dass auch Besucher "aus Düsseldorf, Aachen oder Köln" abgewiesen worden seien. Ich habe selbst, während ich an den Kontrollen stand, mitgehört, wie Leute, die in Offenburg (Baden-Württemberg), Bremen oder in Ostfriesland geboren wurden, durchgewunken wurden. Hingegen wurden offensichtlich alle mit einem Geburtsort "im Osten", also in einem der (nicht mehr ganz so) neuen Bundesländer, abgewiesen. Ein Fall war dabei so absurd, dass es schon wieder lustig ist: Besucher ist laut Personalausweis in Berlin-Kreuzberg geboren und wurde mit der unverhohlenen Begründung "Ossi" abgewiesen, durfte dann aber nach dem Hinweis, dass Kreuzberg in West-Berlin liegt, doch passieren."

Stehblog: Du kommst hier nicht rein!


 Das Vorsortieren von Fans halten wir für eine unterstützenswerte und sinnvolle Maßnahme. Den Ordnungskräften würde die Arbeit aber in der Tat noch erleichtert, wenn Westdeutsche zur Identifizierung eine Banane mit sich führen könnten. Das ergibt nicht nur ein farbenfrohes Bild an den Einlasstoren, es ist sogar ungemein praktisch. Denn da Lebensmittel selbstredend in Stadien nicht eingeführt werden dürfen, kann man direkt alle Südfrüchte am Eingang bei den Affen abgeben.

 

Einen Zwanni für nen guten Zweck

"Diese Derby-Preise mit Top-Zuschlag sind eine Frechheit, erinnern mich stark an die sehr gute Aktion "Kein Zwanni für nen Steher" anlässlich des Derbys BVB vs. Schalke, die mittlerweile begrüßenswerterweise Nachahmer gefunden hat. [...]

Reines Rechenexempel: Stehplatz- und Sitzplatzkarten zusammen = ca. 5.700. Davon ausgehend, dass die überteuerten Sitzplatzkarten sich ohnehin nicht alle werden leisten können, setzen wir mal einfach den Stehplatzkartenpreis an. 20 x 5.700 Euro = 114.000 Euro. Wenn also jeder, statt eine Karte für 20 Euro zu kaufen, die Hälfte an ein Projekt spendet und die andere Hälfte entweder beim Public Viewing oder in einer Sky Kneipe oder daheim vor Stream in Liquides investiert, wären das 57.000 Euro für einen guten Zweck. Und nicht in den Rachen der HSV-Abzocker geworfen."

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Traum vom geviertelten Finale

"Vor einem Jahr mutmaßte ich, Kohli habe seinen Zenit erreicht, was bei seinem Alter ja auch normal sei. Und tatsächlich stagniert Philipp Kohlschreiber. Er ist ein Ausbund an Stabilität. Bei drei der vier Grand-Slam-Turnieren erreichte er die dritte Runde. Seine besten Ergebnisse waren zwei Viertelfinals bei den Masters in Monte Carlo und Toronto. Bei zwei 250er-Turnieren kam er ins Halbfinale.

Die realistischen Ziele, die er sich seit Jahren stecken kann, warten weiterhin darauf, erreicht zu werden: vielleicht mal ein Grand-Slam-Viertelfinale, vielleicht mal ein Platz unter den ersten 20 der Weltrangliste. Den Biss dazu hat Philipp Kohlschreiber auf jeden Fall. Im September engagierte er Miles MacLaghan als Coach. Der Mann trainierte vorher Andy Murray und wird somit als einer der ganz Großen der Branche gehandelt. Nun sind Wundertrainer im Tennis noch seltener als im Fußball. MacLaghan wird seinen neuen Schützling kaum zum Weltranglistenvierten machen können. Aber vielleicht gehn es ja tatsächlich noch mal einen kleinen oder mittleren Schritt nach vorn."

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Die Pointe kommt am Schluss

"Sie wirkt auf der einen Seite sehr entspannt, locker, hat immer ein Lächeln auf den Lippen und wirkt sehr professionell. Im Gegensatz zu den anderen beiden, wirkt sie auf mich abgeklärter, sie strahlt etwas aus, was mir bei den anderen fehlt. Man fixiert sich auf sie und schaut gespannt zu. Vergleichen würde ich sie mit Sebastian Hellmann, von der ganzen Art, nur eben als Frau."

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Was man außerdem unbedingt lesen sollte:

"Gluck auf!" heißt es bei Blogundweiss. Und nein, das ist kein Tippfehler. "Träumen wird ja wohl noch erlaubt sein", dachte sich wohl Bayernfan Probek und schaute mal nach, wer in der Vergangenheit die Champions League im eigenen Stadion gewinnen konnte. Wer sich noch nicht sicher ist, ob das 5:0 von Barca im Classico eine grandiose Einzelleistung war oder ein Mannschaftserfolg - dem sollte diese Grafik von 21 Pässen in 58 Sekunden helfen. Zuletzt, anders als gewohnt, ein Hinweis in eigener Sache: Die Blogs von Usern und Gruppen bei SPOX haben jetzt eigene RSS-Feeds. Wer also immer darüber informiert sein möchte, was zum Beispiel die User der Bayern-Gruppe bloggen, kann das ohne Probleme erreichen.

 

Die nächste Blogschau erscheint wie gewohnt am nächsten Mittwoch, den 15. Dezember. Alle früheren Ausgaben finden Sie im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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