Gähn.

Von Max-Jacob Ost
Manchmal ist die Spannung in der Liga wirklich nicht zum Aushalten
© Getty

Die Liga hat sich überdreht. All der Wahnsinn, der Klamauk, all das fckölnische war für ein paar Wochen ganz nett. Aber langsam kann uns auch das nicht mehr kicken. Die Blogschau erleidet eine ernsthafte Herbstdepression.

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Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Diese Liga hat sich überlebt. Dortmunder Tabellenführer? Gähn. Hannover patscht Mainz mit der Linken eine in die Tornetzhaut? Mäßig spannend. Gomez verschießt einen Elfmeter? Aber natürlich tut er das. 
Vielleicht liegt es am Herbst, aber beim Blick auf die Tabelle möchte man sich derzeit sofort in die Badewanne legen und Kamillentee aus der Schnabeltasse schlürfen. Nicht einmal das Tabellenende ist noch lustig - oder kennt ihr jemand, der noch ernsthaft Witze über den Effzeh reißen kann, ohne sich vor sich selbst zu ekeln? Eben.

Wie eine Rettungsboje im grauen Novembernebel liegen da die Sportblogs Deutschlands vor einem. Fröhlich auf- und abhüpfend erzählen sie uns das was wir hören möchten: Schöne Geschichten. Bei manch einem legt sich die Tabelle höchstselbst auf die Psychiatercouch, andere trauern ihren ehemaligen Trainern nach wie ein Leprakranker seinem Juckreiz. Wenigstens hier ist man Fan, hier darf man sein.

Fernab vom lahmen Klamauk einer überdrehten Liga kann man hier noch entspannt lesen. Wir wünschen viel Spaß dabei. Zur Einnahme dieser Blogschau empfehlen wir ein Vollbad aus Kamillentee in einer riesigen Schnabeltasse.

 

Mit der Tabelle auf der Couch

 ""Ich möchte endlich normal sein", seufzte die Bundesliga-Tabelle, als sie sich auf den Sessel plumpsen ließ. Sie wirkte etwas derangiert und es hatte den Anschein, als wenn sie stürmische Zeiten hinter sich gehabt hätte.

"Wie normal genau?"

"So normal wie alle anderen."

Schweigen.

"Wie welche anderen?"

"Sehen Sie nur in die 2. Liga. Da ist die Mannschaft mit dem höchsten Etat oben, die mit den kleinsten Etats sind unten. Das nenn ich normal. Oder in Spanien. Da sind immer die beiden Großen oben, egal ob Sommer, Frühjahr, Herbst oder Winter. Nicht so wie bei mir."

Die Bundesliga-Tabelle blickte aus dem Fenster, wo sich hinter einer Regenwand der Herbst versteckte."

Trainer Baade: Normal wie alle anderen

 

Funkel ist eine Zumutung

"Um Gottes Willen! Es war ja noch schlimmer, als ich befürchtet hatte! Diese armseligen Nulpen spielten dermaßen grausamen Funkel-Fußball, dass es mir bei jedem zögerlichen Verteidigungsversuch, bei den zahllosen Fehlpässen und den reihenweise vertändelten Torchancen immer wieder eiskalt den Rücken runter lief. Mit Friedhelm Funkel erlebte ich die Rückkehr des Grauens ins Berliner Olympiastadion und musste mich 90 Minuten schütteln.

Wirklich grausam war der Auftritt der Bochumer Mannschaft, der mich arg an das blutleere Gekicke von Herthas vergangener Saison erinnerte. Funkel als Trainer ist eine wahre Zumutung. Aber das gute ist - und daran halten wir uns jetzt fest - Funkel und Hertha, das ist ein für alle Mal Geschichte. Abgehakt."

Hertha BSC Blog: Die Rückkehr des Grauens - nach Bochum


Wollust mit Wollitz

"Es war ja schon ein Aufschrei damals, als sich die Cottbusser "trauten", erstmals in der Bundesliga ausschließlich Ausländer auf den Platz zu schicken. Klingt mittlerweile wie aus einer vergangenen Zeit. Man glaubt es kaum, aber am Wochenende beim 0:0 gegen 1860 München standen neun deutsche Spieler in der Anfangsformation von Wollitz.

Mit Bittroff und Fandrich zwei Spieler aus dem eigenen Nachwuchsbereich. Mit Nils Petersen, 21 Jahre jung, der derzeit beste Torschütze der Zweiten Bundesliga, über den zuletzt (angeblich) auch der FC Bayern schon Erkundigungen eingeholt haben soll. In nur 16 Monaten hat es Wollitz geschafft, die strategische Stoßrichtung des Vereines komplett zu drehen"

Abenteuer Fußball: Fußball mit Energie


Hoffnungsschimmer Breno

"Wie dem auch sei, warum ist er denn unser Held der Zukunft? Ich weiß es nicht, empfinde aber ähnlich. Wahrscheinlich ist einzig das Mißtrauen an Demichelis und van Buyten daran Schuld. Nicht wenige Bayern-Fans wünschen sich eine neue Innenverteidigung. Geschuldet durch die immer wiederkehrenden Aussetzer von Micho und Daniel. Wobei Micho wesentlich auffälliger ist, als van Buyten. Daniel scheint aber inzwischen ein Trauma aus dem Champions League Finale mitgebracht zu haben. Die Hüftsteifheit, die er dort zeigte, setzt sich immer häufiger fort."

Kaisergrantler: Wundermann Breno Vinicius Rodrigues Borges

 

Das schwarzgelbe Haar in der Suppe

"Aber der DTS98-Blog wäre nicht der DTS98-Blog, wenn es auch nach diesem Sieg nichts zu meckern gäbe. Nein, auf den Nena-Auftritt will ich nicht eingehen, hat eh keinen Zweck, aber zur Leistung der Süd in der ersten Halbzeit und auch generell möchte noch ein paar Wörtchen loswerden. Es ist beschämend, dass sich die Kurve eines Spitzenreiters so schwach präsentiert wie in den ersten 45 Minuten am Freitagabend. Das geht einfach nicht, bei Nena konnten die meisten doch auch lauthals mitsingen.

Das zählt aber nicht, wichtig sind die 90 Minuten, die vollen 90 Minuten und nicht nur wenn es wieder prächtig läuft. Dass bei so einer schwachen Tribünenleistung die wenigen Aktiven dann ihr eigenes Ding durchziehen, ist zwar für das große Ganze nicht förderlich, aber nachvollziehbar. Im Feiern war die Südtribüne in den letzten Jahren immer stark, das zeichnet aber keine gute Kurve aus. Feiern können alle noch so pisseligen Kurven, sogar Hoffenheim, Leverkusen und Wolfsburg. Gute Kurven zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch da sind, wenn es auf dem Rasen nicht so glatt läuft. Vielleicht bekommen wir das ja irgendwann mal hin, ich wäre hoch erfreut."

DTS98: Vorwärts immer...

 

Fußballrhetorik

"Ab dem 3:0 änderte sich das ein wenig. Nach einem ersten vorsichtigen "Es geht noch 40 Minuten!" wies er so lange und mit leicht ansteigender Lautstärke darauf hin, dass unsere Mannschaft zur Zeit ja ständig Führungen aus der Hand gebe, bis der erste die Geduld verlor und ihm sagte, dass von den zahlreichen Saisonniederlagen des VfB noch keine nach einer eigenen Führung entstanden sei (den Hinweis auf eher seltene Führungen des VfB verkniff ich mir). Diesem durchaus schlagenden Argument schenkte er nur insofern Beachtung, als er den Betrachtungszeitraum ausweitete und Formulierungen wie "halt so allgemein" und "seit Jahren" einfließen ließ. Ach, lass ihn reden, dachte ich so bei mir.

Und wie er redete.
Er redete nach dem 1:3.
Er redete nach dem 2:3.
Er redete nach dem 3:3.

Ich hingegen redete nicht mehr viel."

Angedacht: Herbeigeredet

 

Listige Listenschöpfer

"Es gab mal Zeiten, da haben die ATP-Kommunikationsdirektoren Änderungen im Ranglistensystem mit dem Argument verkauft, nun werde für die Fans alles viel besser zu verstehen sein. Davon redet lange keiner mehr. Das Weltranglistensystem erinnert mich an das deutsche Steuerrecht. Im Bestreben, möglichst gerecht zu sein und zugleich immer neue Steuerungseffekte zu erzielen, wird es immer undurchschaubarer.

Wahrscheinlich werden die Spieler bald hoch dotierte Weltranglistenberater engagieren, um ihre Punkteausbeute zu optimieren. Im Gegensatz zum Steuerrecht, in dem die einschlägigen Gesetzestexte und Gerichtsurteile wenigstens öffentlich zugänglich sind, kann man bei der Weltrangliste manchmal nur spekulieren, wie die geheimen Regularien genau aussiehen, die das offizielle ATP-Regelbuch in wichtigen Details ergänzen. Auskünfte bekommt man von der ATP praktisch gar nicht, und wenn, dann nur floskelhaft."

Zacks Tennis: Geheimwissenschaft Weltrangliste

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte:

Beim Effzeh führt man schon seit einiger Zeit eine Schmierenkomödie auf - der "Spielbeobachter" stellt die Protagonisten vor. In Argentinien stieg gestern der Superclasico. Einen Spielbericht gibt es hier. Und als Highlight der Woche: Das furchteinflössende Glückskätzchen der Arminia. Kaum ist der Ziege aus dem Haus...

 

Die nächste Blogschau erscheint wie gewohnt am nächsten Mittwoch, den 01. Dezember. Alle früheren Ausgaben finden Sie im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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