Der Dieter Bohlen der Liga

Von Max-Jacob Ost
"Klaas Jan, du bist im Recall!" - Felix sucht den Supereinkauf und hat Spaß dabei
© Getty

Felix sucht den Supereinkauf - und alle schauen ihm dabei zu. Aber es wäre ja geradezu verhext, wenn bei den rund 15.000 Bewerbern kein echter Glücksgriff dabei wäre! Und wer weiß: Vielleicht ist es sogar Metzelder?

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Eigentlich bräuchte man einen Transferschluss alle paar Wochen. Wenn Topspieler und solche, die glauben es zu sein, wie am Wühltisch im Sonderpaket verschachert werden und Fans voller Euphorie nur aufgrund von Boulevardmeldungen ihre Trikots neu beflocken lassen, ist das öde Sommerloch weiter entfernt als Albert Streit von der Torjägerkanone.

Wie gerne wäre man an solchen Tagen Fensterputzer der einschlägigen Geschäftsstellen. Einmal erleben wie Felix Magath sagt: "Ich nehm, den, den, den, den und dann, mh.... den hier in blond. Zum Mitnehmen bitte, können Sie einpacken. Quittung? Nein danke, brauch' ich nicht. Zahle eh auf Pump, äh, Kreditkarte." Das wäre doch was.

Alles Langweiler außer Magath

Und das Tolle ist: Der Spaß hört mit Ende der Transferperiode noch gar nicht auf. Jetzt heißt es, den Spielernamen des vietnamesischen Hoffnungsträgers auswendig zu lernen, mit "Me-tzel-der-fuß-ball-gott" seinen Anrufbeantworter zu besprechen und das Schalke-Trikot mit "Misimovic" aus dem Laden zu holen. Ja, man merkt es diesen Zeilen vielleicht an: Ohne Schalke wäre es gerade so langweilig wie der Themenabend "Rumänische Pantomine" auf dem ZDF-Theaterkanal.

Aber irgendwie ist Magath halt auch nicht anders als Dieter Bohlen: Er braucht die Aufmerksamkeit und geschätzte 50 Leute im Recall. Mit der eigentlichen Arbeit fängt er erst dann an. Seinen Küblböck hat er mit Metzelder ja schon, jetzt braucht er nur noch jemanden, der Fußball spielen kann. Aber das ist wie mit vierblättrigen Kleeblättern: Man braucht nur eine Wiese von der Größe Australiens kaufen und es bestimmt eines dabei. Und beim Suchen schauen wir ihm jetzt alle zu...

 

Metzelder - cool wie James Dean

"Unsicher wirkt Christoph Metzelder nie. Er verliert seine Zweikämpfe mit bemerkenswerter Coolness und vertändelt Bälle mit einem Ausdruck höchster Gelassenheit. Der neue Anchorman der Schalker Defensive hat bislang noch in keinem Spiel überzeugen können, ist zu langsam, schätzt Situationen falsch ein, wirkt als wäre er 52 Jahre alt.

Er ist also gerade nicht gut und man muss ihn nicht mögen, und doch trägt er nun das königsblaue Trikot, was viele Fans nicht davon abhielt, ihn bereits vor dem Anstoß auszupfeifen. Ein Transparent "Feind bleibt Feind" war zu sehen und nach wiederholten Fehlern steigerten sich diePfiffe in wüste Beschimpfungen."

Königsblog: Ein schlechter Tag

 

"Aki (polternd): "Hömma, du Klappspaten. Wie bist du denn auf die glorreiche Idee gekommen, du könntest dir das Gleiche rausnehmen wie ich? Und dann ziehst du so eine Nummer ab. Sowas dilettantisches habe ich ja noch nie gesehen."

Susi (völlig verständnislos): "Mensch Aki, komm mal wieder runter. Ich hab nicht den blassesten Schimmer was du meinst. Was soll ich getan haben?"

Aki: "Na, die Sache mit dem IM. Ich schufte hier die letzten Monate und schiebe den Blauen ein ums andere Mal unsere Leute unter, die den Laden endgültig vor die Wand fahren und du machst alles kaputt. Metzelder! Mein Gott, so doof kann man doch nicht sein. Selbst dieser bärtige Zottel mit der Pauke, den du immer inne Sportschau siehst, hat doch sofort auf dem Schirm, was da läuft. Der war früher bei uns, hat Trikots von uns verhökert und steht jetzt bei denen bei Gegentoren Spalier. Sowas von anfängerhaft."

Susi: "Ganz ehrlich, der steht nicht auf meiner Gehaltsliste. Ich dachte, das wäre deiner und hab mich schon gewundert, was du da gerade am planen dran bist."

Aki (konsterniert): "Du meinst, der ist echt so scheiße?"

Susi nickt.

Aki: "Wart ma ne Runde. Ich check das eben.""

Schwatzgelb: Aktenzeichen IM ungelöst

 

Franz - bequem wie eine eiserne Jungfrau

"Nein, Franz konnte heute keine Bonuspunkte sammeln. Bis zum Ende der Saison wird er das unschöne Auflassenlassen seiner Gegenspieler nur dann perfektioniert haben, wenn ihm die Schiedsrichter nicht früher das Handwerk legen. Hatte ich für das taktische Foul an Westermann nach vorangegangenem Fehlpass im Mittelfeld noch Verständnis, ärgerte ich mich in der 35. Minute beim nächsten "Shoulder Block" gegen Pitroipa schon sehr. Mit Fußball, wie ich ihn meine, haben solche Wiederholungen nur wenig zu tun."

The Diva and the Kid: Angeeckt

 

Silvestre - nachhaltig wie eine Seifenblase

"Nachdem alle Bemühungen der letzten Saison mehr (Abdennour) oder weniger (Boenisch) gescheitert sind, soll nun ein anderer Weg gegangen werden. Werder scheut die große Investition, sieht für kleineres Geld jedoch keinen Spieler auf dem Markt, der für eine deutliche Verbesserung sorgen könnte. Silvestre soll die kurzfristige Stabilisierung sein, die mittelfristig aber auch dem von Schaaf und Allofs hochgelobten, zuletzt aber kritisierten Boenisch eine Perspektive bietet.

Ob dieser Weg der richtige ist lässt sich selbstverständlich erst im Nachhinein beurteilen, doch das (im Vergleich zu anderen Positionen) zurückhaltende Verhalten auf dem Transfermarkt schürt nicht die Hoffnung auf eine nachhaltige Verbesserung in der Defensive. Oder - um es mit Schaaf und Allofs Worten zu sagen - regt nicht die Fantasie an."

Meine Saison mit dem SVW: Mikaël Silvestre: Erfahrener Haudegen oder altes Eisen?

 

Leverkusen - clever wie Hein Blöd

"Gladbach hat verdient gewonnen. Bayer hat weder clever, noch gut, noch sicher gespielt. Aber die Mannschaft hat von Anfang bis Ende alles versucht und sich nie aufgegeben, was will ich als Fan mehr? Die Entschlossenheit, mit der Vidal sich nach dem 2:4 (58.Minute) und dem 3:6 (70.) noch den Ball geschnappt hat und Richtung Mittelpunkt gelaufen ist, war schon beeindruckend.

Wenn ich das richtig sehe, sah das gestern auch der Großteil des restlichen Blocks so. Vielleicht ist diese Niederlage zu dieser Zeit gar nicht so verkehrt. Ein zweites Mal wird das nicht passieren. Hut ab, Gladbach! Mund abwischen und weitermachen, Leverkusen."

Lauthals: Verkehrte Welt: Bayer 04 - Borussia Mönchengladbach 3:6

 

Sky - angesehen wie ein Tiefdruckgebiet

"Sky steht international für ein Weltklasse-Produkt, besonders im Sportbereich. Ein Produkt von leidenschaftlichen Sportfans, für leidenschaftliche Sportfans. Eben dieses Streben nach Perfektion. Wie heißt der Werbeclaim von BSkyB in Großbritannien: Keine Kompromisse. In Deutschland macht Sky nur Dienst nach Vorschrift und braucht sich dann nicht wundern, wenn man nicht als absolutes Premiumprodukt und damit als zu teuer wahrgenommen wird."

Sportmedienblog: Für wie blind hält SKY eigentlich den Zuschauer?

 

Hertha - spielerisch wie eine Autobahn

"Seit gestern weiß ich: das wird ein hartes Jahr auch für die Zuschauer. Immerhin machte der Coach im Interview hinterher deutlich, dass er über die spielerischen Defizite im Bilde war, auch wenn ihm Christian Ziege, der auch da war (Sky ist in der zweiten Liga manchmal lustig aufgestellt) die Leistung ein wenig schönreden wollte. Die Punkte (6 aus 2) machen die Leistung schön."

Herthabsc: Fortuna BSC

 

Baku - günstig wie ein van der Vaart

"Vorher lernte man noch die Polizeiwillkür in Aserbaidschan kennen. Eine noch wenige Stunden vorher genehmigte Choreo wurde plötzlich aus Jux und Dollerei verboten. Die 30 Euro für ne Gästekarte sind ja im Prinzip kein Wucher, aber wenn es für das gleiche Spiel die gleichen Heimkarten für 1 bis 3 Euro gibt und sogar für 10 Euro VIP-Karten mit kostenlosem Essen für einheimische Fans, dann ist das die pure Abzocke.

Auf eigene Faust gings dann noch Richtung Heimblock, da man dort angeblich Bier bekommen sollte. Es fand sich letztendlich sogar tatsächlich ein "Lokal", das in Deutschland wahrscheinlich gegen mindestens 50 Sicherheitsauflagen verstoßen würde und eher nach einer heruntergekommenen Küche aussah, in dem es dann auch echtes Bier gab."

Dem G.W.S. sein Blog: Baku, immer eine Reise wert

 

Fortuna Köln - krisenfest wie die SPD

"Vor der Saison hatte DFC immer wieder betont, dass sie mit Mink in die neue Saison gehen wollten, weil sie seinem sportlichen Konzept vertrauten. Ich bat dann im internen Forum darum, dieses sportliche Konzept einfach mal offenzulegen, was mir auch zugesagt wurde. Was eine Weile später kam, waren rund fünf Zeilen, in denen der Trainer in einem Newsletter seine Spielphilosophie beschrieb, sowie, auf den losbrechenden Proteststurm hin, ein paar vom DFC-Pressesprecher nachgeschobene Spiegelstriche, teilweise mit Banalitäten.

Es gibt also bei der Fortuna kein niedergeschriebenes sportliches Konzept. Das ist mir für ein Wirtschaftsunternehmen wie DFC, das den Aufstieg in diesem Jahr eigentlich unbedingt braucht, zu wenig. Das ist mir auch vom sportlichen Alleinverantwortlichen zu wenig - und das ist der Trainer."

The boy in the bubble: Pro und Contra Matthias Mink

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte:

Wenn sich Männer verschiedener Vereine im Schmerz vereinen, hat bestimmt eine Kicker-Stecktabelle und Textilvergehen etwas damit zu tun. Wobei es sich dabei auch einfach nur um eine weitere Episode in der Akte Robben handeln könnte. Breitnigge erledigt die bittere Chronistenpflicht. Und für Leser mit Zeit hat Schalkefan die Transfers unter Magath mal aufgelistet. Wie bitter diese Chronistenpflicht wiederum ist, muss sich noch zeigen. Zum krönenden Abschluss etwas, um den Blutdruck der geschätzten Effzeh-Fanboys unter den Kommentatoren runterzubringen. Dafür verantwortlich zeigt sich Die Welt aus Sicht der Südtribüne mit seinem Aufklärungsartikel.

 

Die nächste Blogschau erscheint am nächsten Mittwoch, den 8. September. Alle früheren Ausgaben finden Sie im Blogschau-Archiv oder unter https://www.spox.com/blogschau

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