Der Trottel mit der Telenovela

Von Max-Jacob Ost
Steve McClaren wäre vielleicht besser zu "Verbotene Liebe" statt zu Wolfsburg gegangen.
© Getty

Es gibt sie, die Vereine ohne die man die Sommerpause nicht überstehen würde. Denn wenigstens bei ihnen ist Unterhaltung garantiert. Wer ist Krösus in der Sommerpausenunterhaltungstabelle? Die Blogschau klärt auf.

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Man kommt nicht drum herum: Wir leben in wahnsinnig schnelllebigen Zeiten. Die Verhältnisse wechseln schneller als die Ehepartner von Lothar Matthäus. Beispiel gefällig? Letzte Woche waren wir uns alle einig, wie schlimm die Sommerpause wäre. Ich war mir mit mir selbst darüber einig, ihr fandet das Intro größtenteils mal wieder bombe (zurecht, übrigens) und alle fanden's prima, dass ich der Sommerpause mal gezeigt habe, wo der Niederländer seinen Muskel hat.

Aber noch schneller als man "Raul" sagen kann, waren wir alle wieder voll bei der Sache. Transfernews checken, Gerüchte abklopfen, Testspiele sehen, usw. Wie ein Blick in die Blogosphäre zeigt, scheint man sich allenthalben mit der Sommerpause arrangiert zu haben wie mit Windows-Fehlermeldungen: Man weiß, die kommen immer wieder. Sie nerven auch gewaltig. Aber man klickt sie halt weg und versucht sie zu ignorieren.

Die Sommerpausenunterhaltungstabelle

Die Blogschau wäre nicht die Blogschau, wenn sie nicht ihre eigenen Schlüsse aus diesem völlig irrationalen Verhalten ziehen würde. Und deshalb präsentiere ich euch, inspiriert von den Blogs der letzten Woche: Die vollkommen subjektive Sommerpausenunterhaltungs-Tabelle:

1. Bayern: Unschlagbar in Führung, da sich nicht einmal ein Neutron neutral zum Stern des Südens verhalten könnte. Tatsächlich bieten die Bayern ein nettes Programm: Von merkwürdigen Trikots, polternden Trainern und gerissenen Medizinchecks. Auch wenn es viele von euch ungern hören: Sommerpausentheaterrekordmeister ist der FCB.

2. Hamburg: Der schlafende Riese der Sommerpause. Nach einer erstklassigen Leistung letztes Jahr knabbert man nun ernsthaft an der Tabellenführung. Die Neudefinition des absurden Theaters.

3. Schalke: Wenn Schalke sich Raul leisten kann, können wir auch ruhig Island in die EU aufnehmen. Mit Magath ist Spaß garantiert. Auch ohne Transfers: Zur Not geilen sich die Fans daran auf, wer zuletzt im Training kollabiert ist.

4. Wolfsburg: Vermutlich ein Telenovela-Projekt von VW. Hoeneß als böser Goldminenbesitzer, die Herren Grafite, Dzeko und Misimovic als arme Arbeiter, die ihrer unglücklichen Liebe (Grafite: woanders, Dzeko: wo's Geld gibt, Misimovic: wo Magath wohnt) nicht folgen dürfen. Tränenreich.

5. Stuttgart: Geschicktes Manöver, Khedira nach Real und Heldt nach Schalke abzuschieben. Denn die Kombination "Real und Schalke" ermuntert zu Sommerpausenassoziationen der besonderen Art. Verdienter fünfter Rang.

6. Köln: Der Effzeh ist wie ein Ball in die Leisten: Primitiv, aber brüllend komisch. Im Umkehrschluss heißt das übrigens: Ein Ball in die Leisten ist wie das Auswärtstrikot von Köln.

7. Dortmund: Noch vergangene Saison standen Nelson und Lucas an der Reling und brüllten "Wie sind die Prinzessinnen der Welt!". Jetzt sollen sie getrennt werden? Menno!

8. Hannover: Ein billiger, aber effizienter Trick, um in der Sommerpause für Unterhaltung zu sorgen: Mike Hanke in den Sturm stellen. Er schickt sich an das Kevin-Kuranyi-Witzevakuum zu füllen.

9. Frankfurt: Nicht einmal bei "Calli speckt ab" wurde intensiver über Bauchumfänge, Laktattests und Zwischenmahlzeiten zwischen Brunch und Mittagessen gefachsimpelt. Und als unterhaltsames Dessert: Ein Haufen haariger Hellenen. Herrlich.

10. Nürnberg: Fränkische Wertarbeit wie jeden Sommer. Gündogan, Mintal und als traditionelles i-Tüpfelchen: Angelos Charisteas. Schön, dass man in Nürnberg auch über sich selbst lachen kann.

Teil 2 der Tabelle gibt es auf der nächsten Seite. Zur Entspannung für die Galle hier erst einmal etwas Sinnvolles: Die besten Blogs der letzten Woche.

 

Robben, Ausrufezeichen. Schade, Ausrufezeichen.

"Mir soll keiner(!) erzählen, dass Robben davon nix wusste. Genau wie das Ärzte-Team der Elftal! Die wussten ganz genau was für ein Risiko sie da eingehen! Das schlimmste ist jedoch, das ich (und ich glaube jeder andere Sportler oder Fußball-Fan ebenfalls) ihn verstehen kann! Es war WM und die Titelchancen der Elftal hoch! Klar, das er alles versucht um zu spielen. Was ich jedoch nicht akzeptieren kann ist das kollektive Schweigen! Es hätte doch nur einer was sagen müssen, also Robben jetzt, oder die vom Ärzte-Team! MW hätte ihn schon längst behandeln können und alles wäre halb so schlimm!"

Mia-san-mia: Danke Holland

 

Gladbach - Liverpool: You'll never sleep alone

"Tausende Schals und noch mehr Kehlen, die spätestens beim Refrain für Gänsehaut-Exzesse sorgen. Wer den müden Kick im Anschluss gesehen hat, wird sagen, diese drei Minuten waren es so oder so wert, den FC Liverpool zu einem Freundschafts-, beileibe zu keinem ernsten Testspiel an den Niederrhein zu holen.Nach acht Minuten sah es dann so aus, als stünde der Borussia-Park im Laufe des Spiels vor noch größeren Momenten. Daniel Ayala zeigte, warum er als einer der wenigen Liverpool-Profis keinen deutschen Wikipedia-Eintrag vorweisen kann. Selbst Karim Matmour konnte anschließend nicht anders, als den verunglückten Querpass mit der Fußspitze ins Tor zu befördern."

Entscheidend is auf'm Platz: Borussia - Liverpool: "Wer nicht hüpft, ist eingeschlafen"

 

Eintracht - Chelsea: Smells like 4-4-2

"Und was bleibt am Ende des Tages, wie man so schön schwülstig ganz gerne hinterfragt ohne wirklich eine Frage zu stellen? Es bleibt die Erkenntnis, dass Nikolov, warum auch immer, wieder die Nummer eins sein wird, dass an einem gesunden Amanatidis kein Weg vorbei führt, dass Tzavelas durchaus ein Spycher-Nachfolger werden könnte, dass es Köhler mal wieder geschafft hat, dass alles nach einem 4-4-2 riecht, dass es am Ende völlig egal ist, ob man dass, was hinter den zwei vorne spielt jetzt "flach" oder wie auch immer nennt und dass dann doch alles wieder ganz anders kommt."

Blog-G: Summer of Champions

 

Siegenthaler: Vergleich mit Müller-Wohlfahrt? Blödsinn.

"Der HSV-Vorstand dürfte trotzdem zu den Gewinnern gehören, denn die die (Hamburger) Öffentlichkeit hat die Schurken in Frankfurt, München und in der Schweiz und nicht in Hamburg ausgemacht. Dass die DFL und der DFB angesichts des nahenden Beginns des Arbeitsvertrages von Urs Siegenthaler zum 1.8. jetzt an die Öffentlichkeit gingen und damit die nukleare Option zündeten, kann ich nachvollziehen. Ich kann auch das Unwohlsein nachvollziehen, wenn DFB-Spielerdaten durch die Person Siegenthaler (Scouting und Gegnerbeobachtung für den HSV) beim HSV auf den Tisch landen (könnten).

Weil immer wieder der Vergleich zu Dr. Müller-Wohlfahrt und seine Verbindung zum FC Bayern erwähnt wird: Dr. Müller-Wohlfahrt ist durch die ärztliche Schweigepflicht (das nicht nur irgendein Larifari-Gentlemen Agreement ist, sondern im Strafgesetzbuch verankert ist) zur Verschwiegenheit gebunden. Ich finde es schade das Urs Siegenthaler nicht kommt. Die Weichen für ein Nichtfunktionieren wurden aber schon früh vom HSV gelegt. Die Sorgen der DFL halte ich für nachvollziehbar. Insofern musste alles so kommen, wie es gekommen ist."

Allesaussersport: Der HSV und der Sündenbock

 

Formel 1: Mensch, Bastl!

"Mensch, Sebastian! Das kann doch nicht wahr sein. In dieser Saison reichte es bislang für sieben Pole Positions, allerdings konnten diese lediglich in einen Sieg umgemünzt werden. In Ungarn klappt der Start endlich halbwegs vernünftig, so dass der Heppenheimer an der Spitze einsam seine Kreise ziehen konnte und dann dieser Schnitzer während der Safety Car-Phase... Offensichtlich möchte der deutsche Red Bull-Pilot nicht Weltmeister werden. Anders kann mir ich diese vielen, besonders unnötigen Fehler nicht erklären. Noch weniger erklären kann ich mir die Leistungen von Michael Schumacher, der zunehmend wie eine schlechte China-Kopie des einst ruhmreichen Rekordchampions wirkt."

Sebastinho: Tops & Flops Ungarn-GP

 

Seite 2: Die zweite Hälfte der Sommerpausentabelle und viele gute Blogs