Angst vor Spanien? Also bitte...

Von Max-Jacob Ost
Philipp Lahm, Weltmeister-Kapitän: Beim Europameister-Ernst-Nehmen
© Getty

Spanien. Ein Land, das sich von schnauzbärtigen Quallenlenden eine ganze Insel wegnehmen lässt. Und vor denen sollen wir Angst haben? Nicht wirklich. Die Blogschau sieht die Sache wie immer etwas nüchterner und objektiver.

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Werter Leser, es wird Zeit die Hosen runter zu lassen. Viel zu lange haben wir uns versteckt hinter falscher Bescheidenheit. "England? - Ganz schwierig. Da brauchen wir viiiel Glück." - "Argentinien? - Auweia, das war es dann wohl. Aber Messi ist ein echt Lieber..." - "Spanien? Oh Gott! Warum Spanien? Warum Spanien? Warum?!"

Ich sage: Damit muss jetzt Schluss sein. Denn sehen wir die Sache doch mal als Negativbild zu einem Fanmeilen-Fan, also nüchtern. Spanien ist auch nicht mehr als ein schlecht platzierter Kalauer am Sonntagnachmittag. Ein Teil ist quasi deutsches Gebiet. Markiert durch tausende Handtücher am Pool und Eimern neben dem Hotelbett in die Sangria rückwärts getrunken wurde. Und jetzt schauen wir uns doch mal die Deutschen an, die dazu fähig waren, eine ganze spanische Insel zu bevölkern.

Invasion der Quallenlenden

Ein Blick in die Abgründe der Evolution. Sandalen mit Frotteesocken. Quallenlenden. Triple-Bierbäuche (die proletarische Dreifaltigkeit). Schnauzbärte. Etikette? Weit und breit nur an den verwaschenen Badehosen mit Neonfarben aus den 80ern zu finden. Hätte Gott gewollt, dass diese Menschen in unserem geregelten Alltag auftauchen, hätte er Mallorca aus seiner Konstruktionszeichnung radiert.

Wir halten also fest: Was bei uns durch das Sat.1-Frühstücksfernsehen und RTL II von der Außenwelt abgehalten wird, vereinnahmt eine ganze Insel. Und da sollen wir Angst vor der spanischen Mannschaft haben? Die haben es ja nicht mal ganz zur Insel geschafft! Also bitte. Wer die Inselnationen England und Argentinien ausschaltet, hat nicht nur Geografiekenntnisse sondern auch keine Angst vor Spanien.

Und noch vor Anpfiff des Halbfinals legen wir auf dem Rasen in Johannesburg schon einmal ein Handtuch ab. Denn da ist reserviert. Für Thomas Müller.

[Per Handtuch wurde hier reserviert: Platz für die besten Blogs der Woche. Sind wieder früh aufgestanden, die Blogger... oder waren nach dem Gilmore-Girls-Abend bei VOX noch wach]

"Wir spielen gegen Real Valencia Barcelona"

"Das Pech der Spanier ist, dass Fernando Torres auch aufgrund einer langen Verletzung vor dem Turnier nicht in Form ist. Ihm fehlt Selbstvertrauen, Spritzigkeit und Spielwitz. Das Spiel der Iberer ist demnach auf Villa zugeschnitten - und von daher ausrechenbar. Auch Mittelfeld-Ass Iniesta hat noch nicht das Niveau erreicht, das man von ihm gewohnt ist. Nichtsdestotrotz ist eine Super-Leistung der deutschen Mannschaft notwendig, um diese spanische Mannschaft aus dem Turnier zu schießen. Nach dem Kantersieg gegen Argentinien und dem mühsamen Halbfinaleinzug der Spanier gegen Paraguay scheinen die Voraussetzungen für Löws Elf gut zu sein. Doch Halbfinale ist Halbfinale - und immerhin spielen wir am Mittwoch gegen Real Valencia Barcelona."

FernglasFCB: Espana por favor

 

"Nun geht es im Halbfinale gegen Spanien, das nicht so dominant auftritt, wie man es nach den letzten Jahren erwarten durfte. Ein Freifahrtschein ist das jedoch bei weitem nicht. Gegen Paraguay gab es zwar wenig zu sehen, das Löw große Sorgen bereiten müsste, aber allein die Selbstverständlichkeit, mit der die Spanier ihre Spiele gewinnen, gibt ihnen alle Chancen sich gegen das junge deutsche Team durchzusetzen."

Meine Saison mit dem SVW: Deutschland - Argentinien

 

"Erreicht Per Mertesacker auch nur annähernd seine Zweikampfwerte aus dem Spiel gegen Argentinien (100 %), steht die Innenverteidigung sicher. Arne Friedrich ist neben Schweinsteiger in meinen Augen der beste Spieler des Turniers. Philipp Lahm muss sich wahrscheinlich hauptsächlich um David Villa kümmern, der zumeist über die linke Seite angreift. Jerome Boateng oder Marcel Jansen müssen sich dann um Sergio Ramos kümmern, der sich während des gesamten Spiels mit in den Angriff einschaltet. Die Doppel-Sechs, bestehend aus Schweinsteiger und - wenn rechtzeitig fit - Sami Khedira müssen Xavi, Iniesta und Alonso sinnbildlich auf die Füße treten und ihr Spiel zerstören. Das wird jedoch, befürchte ich, nicht über die gesamte Spielzeit funktionieren."

Bloggender-Fußballer: Vorschau Halbfinale

 

Mach es gut, Michael! Der neue Capitano ist einfach größer...

"Philipp Lahm möchte bei der Nationalelf der Kapitän bleiben und ließ sich mit eindeutigen Kampfansagen in der Bild-Zeitung zitieren. Er gibt unmissverständlich zu interpretieren: Ich kann und will auf Ballack in der DFB-Elite verzichten.

Dieses offensive Ellbogenausfahren ist man so vom sympathischen Münchner in der Art nicht gewohnt, kommt aber zum goldrichtigen Zeitpunkt. Hoffentlich sieht Ballack - wenn auch wehmütig - ein, dass bei der Deutschlandauswahl etwas Tolles entsteht, was aber nur möglich ist, wenn er selbst den Weg frei macht.

Die herausragenden Einzelspieler braucht es bei einer solch phänomenal funktionieren Einheit nicht. Und den über alles und jeden thronenden Leader braucht es ganz offensichtlich auch nicht. Wenn Lahm sich in seiner Rolle wohl fühlt und die volle Akzeptanz der Mannschaft hat, dann ist er genau der richtige Kapitän für Deutschland.

Denn genau diese einheitliche Akzeptanz und Anerkennung hat Ballack nicht, wie hier und da des öfteren zu sehen ist."

Baziblogger: Schickt Lahm den "Capitano" ins Abseits?

 

Krake Paul und ihre lustigen Abenteuer

"Doch 2008 änderte sich plötzlich sein Leben. Glücklich und zufrieden schwamm er durchs Becken. Was rieche ich da? Sind das Muscheln? Ich liebe Muscheln! Er schwamm in Richtung des vielversprechenden Geruchs. Was er sah, verwirrte ihn aber gleichzeitig machte es ihn neugierig. Dort waren zwei Muschelgefäße, die jeweils unterschiedlich bunt angemalt waren. Komisch, dachte er sich. Doch Muscheln sind nunmal Muscheln.

Er schwamm hinüber und stutzte. Irgendwie fühlte er sich mehr von dem einen Glas angezogen als von dem anderen. Nach langem Hin und Her entschied er sich für das, was ihn mehr anzog. Er erschrak. Erst jetzt bemerkte er mehrere Menschen, die an der Scheibe standen und jubelten. Er hatte doch nur Muscheln gegessen."

Rolando: Es ist doch ein Krakenleben

 

THO-MAS MÜL-LER FUSS-BALL-GOTT!

"Vier Tore, drei Vorlagen. Unzählige gute Aktionen, auch gegen Weltklasseteams aus England und Argentinien. Auch gegen renommierte Außenverteidiger wie Gabriel Heinze oder Ashley Cole bringt dieser Müller sein Spiel durch. Die Erklärung für sein stets erfolgreiches, effektives Spiel findet sich in seiner Genialität. In seiner Art Fußball zu spielen, ihn zu verstehen und immer schneller, immer anders zu denken als seine Gegenspieler.

Er hat eine grandiose Übersicht, ein ungeheures Auge für den freien Raum und Mitspieler. Er stößt in Lücken, er schafft seinen Mitspielern Platz und hält den Ball selten länger als unbedingt nötig. Direkt, schnörkellos, und so ungeheuer schwer zu verteidigen. Will man den Erfolg Müllers begreifen, muss man Spieler neu, muss man sie anders bewerten. Die Qualitäten eines Özil, eines Podolski oder eines Klose sieht auch das ungeschulte Auge. Die Gründe dafür, dass Müller sich mittlerweile konstant auf Weltniveau bewegt sieht ein van Gaal oder ein Löw."

FelixHase: Der Einstein aus Weilheim

 

Alle außer Deutschland: Konzeptlos nach Hause

"Es sind die fehlenden Offensivkonzepte der bereits abgereisten Fußballgroßmächte, die den Unterschied machten. Zwar sind alle in der Defensive mehr (Portugal, Brasilien) oder weniger (Argentinien, England) diszipliniert. Es steckt jedoch kein durchdachtes Offensivkonzept in der Schublade. Hier verließen sich die Teams zu sehr auf ihre Weltstars: "Ronaldo/Kaka/Messi/Rooney wird es schon richten". Das gleiche hätte eventuell auch den Deutschen geblüht - hätte sich Michael Ballack nicht verletzt."

Rasenschach: Die neuen Weltfußballer - geboren aus dem Kollektiv

 

Südamerikanische Teams: Zu wenig sinnlose Übersteiger

"Apropos Uruguay: schon witzig, dass ausgerechnet die als einziges Team aus Südamerika in die Vorschlussrunde gekommen sind, während Brasilien und Argentinien (und weniger überraschend auch Paraguay) schon auf dem Heimweg sind. Und sollte mein Tipp eintreffen, hätten wir wie 2006 ein rein europäisches Finale, was es zweimal hintereinander seit grauer Vorzeit nicht mehr gab (nur 1934/1938). Und das, obwohl die südamerikanischen Teams "europäischer" als jemals zuvor gespielt haben. Vielleicht sollten sie wieder mehr sinnlose Übersteiger und Hackentricks wagen?"

Das Dorf in der Hauptstadt: WM = Wahnsinns-Mannschaft

 

Teil 2: Wenn Horst und Jaroslav am Flohmarkt verramscht werden