Olic' einziger Feind: Still sitzen

Von Max-Jacob Ost
Olic fehlt noch ein CL-Tor, um mit Messi gleich zu ziehen. Wenn das nicht verrückt ist!
© Getty

Die Blogosphäre feiert sich, die Welt, Olic und den FCB. Die Blogschau ist eingetaucht in endorphingetränkte Lobeshymnen auf den einzigen Spieler, für den Sitzen Folter ist...

Cookie-Einstellungen

Bayern: Einmal das Lyon-Filet für Ivica, bitte!

In der Blogschau ist es diese Saison ein bisschen wie bei der Sendung "Zimmer frei": Die ultimative Lobhudelei ist fester Bestandteil. Aber jetzt mal ehrlich: Was kann ich dafür, wenn die Bayern von Woche zu Woche auf neuen Superlativen durch die Spiele surfen? Eben. Und unter uns: Gibt es tatsächlich einen Menschen auf diesem Globus, der Ivica Olic nicht sympathisch findet? Dieser Typ, nach dem eigentlich sämtliche Batterien benannt werden müssten. Bei dem Du weißt: Wenn es aussieht, als würde er stehen, dreht sich nur die Erde schneller.

Nicht mal Schmerzen kennt er - außer bei langen Busfahrten. Sitzen muss für ihn das sein, was Waterboarding für Normalsterbliche ist. Aber sonst? Köpft mal eben lässig mit der Hirnhaut das 3 zu 0 und fordert die Mannschaftskollegen auf, ihm den van Gaal zu machen und die Hirnmasse abzuknutschen. Dabei so fröhlich lachend wie ein Kind auf dem Spielplatz, das Marko Marin auf der Wippe in luftiger Höhe gefangen hält. Unfassbar der Mann. Im wahrsten Sinne des Wortes, fragt mal die Abwehr von Lyon. Was für eine Maschine!

Gerüchten zufolge wurde er in seiner Kindheit mehrmals an der Grenze zu Israel aufgegriffen - er hatte das Spiel "Reise nach Jerusalem" falsch verstanden und war einfach losgelaufen. Steckt dem Mann ein paar Elementarteilchen in die Tasche und Ihr könnt Euch dieses CERN-Ding sparen! Doch was laber ich hier - was gesagt werden müsste, haben die Blogger schon geschrieben. Also taucht mal schön ein in endorphingetränkte Blogartikel.

Bevor es losgeht, aber kurz noch eine Sache, die fehlt in den Artikeln. In der Euphorie ist die Nachricht über die Komplikationen in der Schwangerschaft seiner Frau fast untergegangen. Deshalb von dieser Stelle aus: Alles Gute an Anatolij Tymoschtschuk, seine Frau und beide Kinder. Ganz so wichtig ist der Fußball eben auch nicht.

Und jetzt viel Spaß beim Ritt durch die Blogosphäre:

"Dass die Bayern nicht mehr daher kommen wie ein überkandidelter Schluck Wasser, der sich für Weizenbier oder Champagner hält, liegt vor allem an Louis van Gaal. Als Trainer hatten die Herren Verschmitzt und Verkniffen (Magath und Hitzfeld) durchaus ihre Qualitäten, aber es brauchte jemand von außerhalb, der in der Lage war, die vielen Köche aus der Vorstandsetage dazu zu bringen, den Löffel abzugeben, rein bildlich gesprochen jetzt. Bei van Gaal legt sogar Kim Il McRummenigge die Ohren an und verkneift sich seine Seitenhiebe auf die eigenen Leute, die er für motivationsfördernd hielt. Von dem Surflehrer aus Kalifornien wollen wir gar nicht reden, van Gaal ist sein eigener Buddha."
Volk ohne Raumdeckung: Lyon chancenlos - van Gaal war der Königstransfer

"Die breite Brust unserer Mannschaft passte wohl vorher kaum noch durch die Tür des Mannschaftsbusses. Für die Rückfahrt zum Hotel wird man wohl die Notscheibe einschlagen müssen, um das Team verfrachten zu können. Lyon hatte anscheinend komplett die Hosen voll. Man kann auch einfach sagen, dass die Männer allesamt ein Baguette im Allerwertesten hatten. War das die Leistung mit der man Madrid bezwungen hat? Meine Güte, Madrid ist ja ein Trümmerhaufen!"
Kaisergrantler: Madrid, wir kommen!

"Nach einem Spiel wie heute sind die Superlative nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Da rechnet man mit einer ganz knappen Kiste und die Bayern filetieren den Gegner ganz genüsslich wie ein japanischer Küchen-Großmeister einen gerade bestellten Fugu. Das war ganz große Spielkunst beim 0:3 in Lyon. Wir stehen im verdammten CL-Finale!"
Gaalaktisch: Held-Ivica! Madrid, wir kommen!

"Ivica Olic: Für null Euro gekommen und jetzt unser wichtigster Stürmer - wer hätte das vor der Saison gedacht? Nicht mehr wegzudenken. Was der rennt, läuft und ackert - und dabei vergisst er das Tore schießen auch nicht. WELTKLASSE! Sieben Tore hat er in der aktuellen CL-Saison erzielt. Nur Messi (8) ist besser. Drei Tore in einem Halbfinale sind bisher auch nur einem Spieler geglückt: Alessandro del Piero."
Bayern-Fansite: Madrid, Madrid, wir fahren nach Madrid!

"Thomas Muller was, as ever, key to their system defensively, constantly harassing Lyon's central midfielders when they got the ball, with Ivica Olic getting through his usual amount of running upfront. Many have questioned how Bayern can afford to play two out-and-out wingers in a 4-4-2 system - the reason is that part of their running has been outsourced to the forward, and their sheer attacking threat in wide areas subdues the opposition full-backs sufficiently."
Zonalmarkin: Lyon disjointed, Bayern take advantage

 

HSV: Das Real Madrid des Trainermarktes

Seien wir ehrlich: Die Entlassung von Bruno Labbadia war so überraschend wie Regen in Hamburg. Im Prinzip muss man dem "Klinsmann der Herzen" sogar ein Kompliment machen: Nicht Wenige dachten sich schon am 18. Spieltag "Mann, wie lange kann sich dieser Trainergott denn noch beim HSV halten?" Denn - und auch das muss endlich mal offen ausgesprochen werden - der HSV ist bekanntermaßen bester Zulieferer für das Arbeitsamt der Hansestadt. Ein Wunder, dass die Behörde noch nicht auf den Trikots der Spieler für sich wirbt. "Vor dem HSV ist nach dem HSV: Wir vermitteln Sie weiter. 98% unserer Kunden sind heute erfolgreiche Spargelstecher!" - wäre doch wirklich mal eine Idee.

Auch für Deutschland eine gute Nachricht. Im globalen Job-Vernichtungswettbewerb braucht sich Hamburg hinter niemand verstecken! Selbst bei General Motors ist man neidisch auf die norddeutsche Entlassungsquote. Gerüchten zufolge soll Bernd Hoffmann bald gegen eine üppige Gage in seiner Freizeit Opel-Werke schließen, afrikanischen Tulpenpflückern die 24-Stunden-Schicht nahebringen und Griechenland aus der EU entlassen. So hat jede Krise ihr Gutes. Die Karriere des Bernd H. ist einfach beeindruckend. Es gibt wirklich keinen einzigen Grund, so pessimistisch zu sein, wie der geschätzte "xxlhonk":

"Wenn man jetzt nicht die EL gewinnt, dann war es das schlechteste Jahr unter Bernd Hoffmanns voller Verantwortung. Der vorgegebene Anspruch wurde von der Mannschaft mit den Füßen getreten und der Misserfolg und das Chaos in Hamburg schmerzhafte Wirklichkeit. Und das ist es was mich, bei aller Freude über die endlich erfolgte Entlassung, tief getroffen hat. Ich habe mich gestern das allererste Mal in meinem Leben dafür geschämt HSV Fan zu sein."
xxlhonk: Anspruch und Wirklichkeit. Teil 1 und Teil 2

Ein hilfreicher Tipp an alle gefrusteten HSV-Fans: Nehmt's nicht so schwer und erfreut Euch lieber an vollkommen neuen Buzz-Words wie "Kaderzäsur"! Hört sich an wie ein Euphemismus für "blutiger Militärputsch in Venezuela", meint aber sowas Lustiges wie "verkaufen wir junge Talente überteuert nach England":

"Offensichtlich war man überzeugt, dass man mit Labbadia langfristig etwas aufbauen könnte - darin hatte man sich jedoch geirrt. Die Stetigkeit, mit der die Bundesligaleistungen schlechter wurden, stießen alle Maximen um und führten besonders im Hinblick auf das mögliche Finale im eigenen Stadion zu diesem finalen Schritt und Schnitt. Moniz wird das Team also bis Saisonende übernehmen, und der HSV muss wieder einmal einen neuen Trainer suchen. Das hat für mich auch etwas Positives, da es nun nach einem wirklichen und umfassenden Umbruch aussieht. Neuer Sportchef - Siegenthaler, neuer Trainer - Mister X, Neugestaltung des Jugendkonzepts und Änderung der Transferpolitik, einhergehend mit einer wahrscheinlichen Kaderzäsur."
Beatsox: Ein teures Experiment

Und noch was, liebe HSVer: Hört auf, euch mit Fragen zu zermartern wie "uh1963". Macht es lieber wie Euer künftiger Trainer Lothar Mätthaus. Der Mann stellt keine Fragen, er gibt Antworten! Einfach so. Er braucht nicht mal Zusammenhang oder Anlass. Klasse!

"Diese ungeklärte Frage allein, bringt den HSV-Fan in die nächste verzwickte Situation. Wie reagiere ich auf einen möglichen, wenn auch unwahrscheinlichen, Erfolg in der Europa League? Kann ich diesen Profis zujubeln, die in den letzten Wochen alles vermissen ließen und evtl. nur für sich selbst gegen den Trainer, gegen den Verein und schlussendlich auch gegen mich als Fan gespielt haben? Ich bin zerrissen, ich muss auf die Couch, denn ich bin Fan des HSV, schon lange, ohne (!) Unterbrechungen, und wie Midget sagen würde, aus Tradition!"
uh1963:
Der Trainer ist weg - noch Fragen?

Konstruktiv soll es an dieser Stelle des fröhlichen "dem HSV den Spiegel vorhalten" (und damit ist nicht das Hamburger Magazin gemeint!) gerne auch sein. Deshalb freue ich mich außerordentlich über den Vorschlag bei "Donvanone". Er schlägt die Gründung des HSVfB vor. Möchte also zwei halbseitig Gelähmte glücklich vereint endlich wieder rennen sehen:

"Das ganze läuft dann so ab, dass der HSV-Teil immer die Hinrunde bestreitet und der VfB-Teil die Rückrunde. Aktuell hätte der HSVfB damit 4 Punkte Vorsprung vor den Bayern (könnten 7 sein, wenn der HSV in der Rückrunde den VfB hätte gewinnen lassen) und damit schon so gut wie Meister. Letzte Saison hätte das auch geklappt, da wäre der HSVfB mit 3 Punkten Vorsprung vor den Wolfsburgern Meister geworden. Eine Idee mit Zukunft? Ganz sicher!"
Donvanone:
HSVfB - Die neue Macht in der Bundesliga?

Apropos konstruktiv: Was zum Övrebö hat ein Verweis auf Jürgen Klinsmann hier zu suchen? Auf "Safftis Spottplatz" erinnert man an einen anderen großen Reformer - natürlich gänzlich ohne Bezug zur aktuellen Trainerdiskussion. Ergänzend dazu empfohlen: Eine Satire von rowdy.

"Mit versteinertem Gesichtsausdruck verließ er das Clubgelände. Wohl wissend, dass er keine Freunde mehr an seiner nunmehr ehemaligen Arbeitsstätte hat, dass ihm die Fans keine Träne hinterher weinen werden. Ob er so schnell noch einmal Angebote aus der Bundesliga bekommen wird? Der Jürgen Klinsmann, der vor exakt einem Jahr bei den Bayern rausflog?"
Safftis Spottplatz:
Runter vom Trainerkarussell
Rowdy:
Labskaus auf Maultaschen

Beenden wir unseren heimeligen Rundgang durch die Untiefen der HSV-Blogs mit der Frage: Wer darf denn nun als nächster HSV-Trainer das Haltbarkeits-Wettrennen gegen einen Eiersalat auf der Sonnenbank antreten? Wer wird der neue Mann am Ruder dieses Vereins, der zur Zeit nur deshalb internationale Perspektive hat, weil er am Hafen liegt?

Wie schön, dass uns "Pleitegeiger" die Arbeit abnimmt, und die Kandidaten in ihrem Blog auflistet. Jedes Jahr gern genommen, ihre Fortsetzungsreihe: "Pleite sucht den Super-HSV-Trainer-Star" (PSDSHSVTS). Ende nicht in Sicht. Für die Blogschau ist der HSV einfach ein effzehsches Geschenk.

"Und hier ist sie schon, unsere Startnummer 1: Loddamaddäus! Natürlich. Wen wundert's? Loddamaddäus ist sowas wie der Menderes von PSDSHSVTS. Aber wieso auch nicht? Er ist ein Mann des Erfolges und sagt über sich "Ein Loddamaddäus kann es sich nicht leisten, sich zu blamieren." - gut, der HSV auch nicht. Da wären wir ja schon zu zweit. Mit einer "gut intrigierten Gruppe" kennt er sich auch schon aus... was soll da noch schief gehen? Okay, falls es langfristig mit dem HSV doch nicht klappt - auch kein Problem. Er ist es gewohnt, sich auch kurzfristig zu binden. Selbst außerhalb des Stadions."
Pleitegeiger:
PSDSHSVTS ist wieder da!

 

Metzelder: Stammplatz gewonnen, Fanklub verloren

Wie gewonnen, so zerronnen lieber Metze. Zwar wird Dein sich lichtendes Haupt auf Schalke mit offenen Armen empfangen, beim eigenen Fanklub brauchst Du allerdings nicht auf so viel Verständnis hoffen. Das Leben ist ein einziger Karma-Eintopf.

"Marcelo Bordon ist 34 Jahre alt und immer öfter sieht man das auch auf dem Platz. Ich bin mir nicht sicher, dass Felix Magath auf Heiko Westermann als Innenverteidiger setzt. Von der restlichen Gang ist Benni Höwedes mit 22 Jahren der älteste, Zambrano und Matip darf man ohne Widerworte als unerfahren kategorisieren, ob Tore Reginiussen noch zum Bundesliga-Profi heranreifen wird bleibt abzuwarten. Christoph Metzelder ist "erst" 29. Ich denke Christoph Metzelder ist für Schalke eine Chance, und umgekehrt. Dass er lange ein bei Borussia Dortmund gespielt hat, juckt mich überhaupt nicht."
Königsblog: Christoph Metzelder

"Der offizielle BVB-Fanclub Christoph Metzelder FC ist aus aktuellem Anlass mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden. Auf die sonst im Wechselfall angebrachten guten Wünsche für die Zukunft verzichten wir aus Gründen der Pietät ersatzlos."
Fanklub:
Metzelder-FC

 

FCK: Erkennet die Zeichen!

Manchmal ist die Blogosphäre ein bisschen unheimlich. Da steigt der FCK auf und was passiert als erstes? Ein KSC-Fan richtet mahnende Worte an einen Verein, den er eigentlich gar nicht mag. Was passiert als nächstes: Wird "Der Betze brennt" zum neuen Fanklub "Der Metze brennt"?

"Macht euch bitte Folgendes bewusst, egal, wie ihr darüber generell denken mögt: Dies sind nicht mehr die neunziger Jahre. Der 1. FC Kaiserslautern ist ein Traditionsverein, der Verein von Fritz und Ottmar Walter und vieler Helden von 1954. Aber Tradition allein schießt keine Tore. In der heutigen Bundesliga ist der FCK nicht, wird es der FCK auch niemals mehr sein, weil es die regionale Infrastruktur nicht hergibt: ein Big Player. Dazu ist die Stadt zu klein, die Region finanziell nicht potent genug. Eine gute Saison erlaubt immer Ausreißer nach oben. Und mit Glück kann der FCK dann auch mal Europa League spielen. Ich würde mich darüber freuen. Aber erwartet es nicht. Denn enttäuschte Erwartungen der Fans üben Druck auf den Verein aus und münden in schlechten, gar dummen Entscheidungen. Tut mir den Gefallen: Genießt jedes Jahr in der Bundesliga - denn jedes könnte für längere Zeit das letzte sein."
Tagon: Sterbt nicht so wie wir!

 

Zu Teil 2 der Blogschau: Van Gaal - Sadomaso für Journalisten