Nur Matthäus kann uns helfen!

Von Max-Jacob Ost
Maradona meets Matthäus: Lacht er ihn an oder lacht er ihn aus?
© Imago
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Über den Sinn und Unsinn von Pyros im Stadion

Seien wir ehrlich: In Deutschland wäre eine von den Fans geführte Diskussion über den Sinn und Zweck von Pyros im Stadion dringend überfällig. Anscheinend sehen das einige Blogger ähnlich:

"Während ich also vor zwei Wochen die Bengalos (...), die der HSV-Anhang in seinen Vereinsfarben abbrannte, zwar mit einem gewissen Unbehagen, aber auch nicht ohne Faszination beobachtete, war mir am Samstag schon etwas weniger wohl, als es wenige Meter neben mir plötzlich knallte - diesmal immerhin nicht über unseren Köpfen. Wenn ich das Ganze richtig gedeutet habe, war auch das Commando Cannstatt nicht sonderlich glücklich darüber: mindestens ein exponiertes Mitglied schien die Verursacher in der Pause deutlich zurecht zu weisen, sodass der VfB in der zweiten Hälfte pyrotechnisch nicht mehr auf sich aufmerksam zu machen vermochte. Im Gästeblock fruchtete die Sozialhygiene nicht im gleichen Maße, sodass dort zunehmend versucht wurde, von außen Einfluss zu nehmen. Ordnungskräfte marschierten auf, was die Frankfurter Fans nicht unmittelbar beruhigen konnte, die dann auch ihre kontroverse Kommunikation mit den Nachbarblöcken weiter intensivierten (woran vermutlich beide Seiten ihren Anteil hatten). Während ich bis dahin geneigt war, mich schulterzuckend dem Spiel zuzuwenden, ging die Sache einigen anderen Stadionbesuchern kurz darauf deutlich näher: als nämlich mehrere Knallkörper über den Zaun in den Innenbereich flogen, fanden das allem Anschein nach die im dortigen Umfeld platzierten Rollstuhlfahrer nicht allzu witzig und verließen mit ihren Begleitern jene Ecke des Stadions. Manchmal fehlen einem dann doch die Worte."
Angedacht: bewaffnet

 

"Im Grunde ist es doch wie mit allen Dingen: Solange man damit keinen Mist baut, kann ich damit leben. Wenn ich dann allerdings sehe, dass FC-Anhänger am Wochenende ihre Bengalos auf Toni Kroos werfen, nur weil der vor ihrer Kurve einen Eckstoß treten muss, oder Nürnberger Fans in Bochum sogar für Schwerverletzte sorgen, weil sie fahrlässig mit solchen pyrotechnischen Gegenständen umgehen, dann leistet man damit genau jenen Vorschub, die den Profi-Fußball am liebsten zur sterilen, politisch-korrekten Null-Spaß-Veranstaltung umbauen wollen. Bei solchen Aktionen hört auch für mich der Spaß und die Freude an beeindruckenden Bildern auf. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, sich (und alle anderen Anhänger des Fußballs) mit allem Vorsatz so in Misskredit zu bringen?!"
Fernglas FCB:
Bärendienst

 

 

"Klar ist, dass die Brandstifter von Bochum den Arsch offen haben - und das sogar sperrangelweit. Klar ist auch, dass die Brandstifter von Bochum einer harten, gerechten Strafe zugeführt werden müssen. Klar ist aber auch, dass ich mich nicht verarschen lasse. Ein Punktabzug wäre eine Verarschung der Emotionen, die ich seit Jahrzehnten in den 1. FC Nürnberg investiere. Sollten dem 1. FC Nürnberg tatsächlich Punkte abgezogen werden, werde ich das Artikelschreiben in diesem Blog einstellen. Und nicht nur das: Ich werde mir die Spiele des 1. FC Nürnberg nicht mehr anschauen. Ich werde das Bundesligageschehen nicht mehr verfolgen."
Clubfans-united:
Mit mir nicht!

 

"Es reicht. - Die Vorfälle am vergangenen Wochenende im Nürnberger-Block beim Auswärtsspiel in Bochum sollten der letzte Anlass für ein rigoroses Durchgreifen gegen das unerlaubte und gefährliche Abbrennen bzw. Zünden von Feuerwerkskörpern, Bengalos und Rauchbomben sein. Zumal sich damit auch eine in letzter Zeit ansteigende Aggressivität und Gewaltbereitschaft verbindet. Bei nahezu jedem Spiel gibt es mittlerweile Aktionen, die nicht nur peinlich sind und scheiße aussehen, sondern regelmäßig unbeteiligte Zuschauer und Fans, Frauen und Kinder in Mitleidenschaft ziehen und den Spaß an einem Auswärtsspiel gründlich versauen. Maßnahmen der Polizei und der Ordner sind das Eine. Es kommt aber jetzt auch darauf an, dass sich die anderen Zuschauer gegen den Terror von einigen Idioten und Kranken wehren."
18:48:
Always Ultras

 

"Denn hier liegt nämlich das eigentliche Problem: Pyrotechnische Erzeugnisse in die Fussballstadien dieser Welt zu schmuggeln ist (vermutlich) überall verboten - trotzdem wird das immer wieder reingelassen. Aber bei lächerlichen Kleinigkeiten (Schokoriegel oder Deospray oder, oder, oder) müssen dann die Einlaß-Ordner ihre Minderwertigkeitskomplexe durch vollkommen überzogene Machtausübung kompensieren."
Block N:
Hieronymus fordert "abschreckende Sanktionen"

 

Das Argument "Enke"

Auch in Leverkusen kam es am Wochenende zu unschönen Szenen, die Sky-Kommentator Marcel Reif in Verbindung zum Tod Robert Enkes setzte. "Denn alles das, was man als Reaktion auf den Fall Enke an Besserung gelobt habe, sei, so Reif, offensichtlich längst wieder in Vergessenheit geraten. Damit mag Reif in der Sache durchaus Recht haben. Es bleibt aber die Frage, was das Schmeißen von Wurfgeschossen mit der Tragödie um Robert Enke zu tun hat. Natürlich manifestiert sich in solchen Wurfattacken auch so etwas wie mangelnder menschlicher Respekt gegenüber Fußballprofis. Andererseits aber wird man den Eindruck nicht los, als werde der Fall Enke inzwischen als Mahnmal zur Geißelung jedweder Unsitten im Profisport herangezogen."
Voegi:
Vier Monate danach
Trainer Baade:
Mea culpa

 

Französischer Stammtisch in der UEFA

Wie schön wäre es, seine besten Kumpels auch bei der Arbeit um sich zu haben. Hach, UEFA-Präsident müsste man sein. So wie Michel Platini. Der mal eben sechs der zehn wichtigsten Positionen um sich herum mit Landsleuten aus Frankreich besetzt hat. Matt Scott vom Guardian bloggt dazu: "Some observers are interpreting this as Platini's moulding Uefa according to his own template ahead of a push to become Fifa's president. Uefa would not comment on the new appointments."
Matt Scott:
Michel Platini's executive reshuffle sees the Tricolore flying over Uefa

 

In Zeitlupe sterbende Schwäne

Nirgendwo kann man sich so ausgiebig über vermeintliche Elfmeter und Freistöße unterhalten wie in Italien. Grund: Eine ausgeprägte Zeitlupen-Manie.

"Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Immer und immer wieder. Aus hunderten Kamerablickwinkeln werden Abseits, Freistoss- und Elfmeterentscheidungen in dutzenden Fernsehshows ins kleinste Detail analysiert. Die drei großen Printmedien für Sportberichterstattung haben eigene Experten und eine eigene Rubrik zum Thema. Zudem äußern sich in den Tagen nach dem Spiel praktisch alle Spieler, Ex-Spieler, Ex-Schiedsrichter (die Schiris selbst dürfen sich nicht äußern), Greenkeeper und Balljungen zu den Szenen. (...) Und so beginnt jeden Montag eine laut tösende Agonie im Land, die man entweder meidet oder die einem den Spaß am Fußball gründlich verderben kann. Denn natürlich kommt auch die detaillierteste Exegese aller verfügbaren Fernsehbilder niemals zu einem klaren Ergebnis."
Altravita:
Italien in Zeitlupe

 

La Primera Duo

Andere Probleme hat man da in Spanien. Denn eigentlich geht's dort eh nur um Barca und Real. "Ich als Deportivo Fan bin natürlich strikt gegen die Aussagen von Leuten, die nicht mit der Liga bekannt sind und lauten in der Art von etwa: "Spanische Liga ist langweilig, da spielen nur Real und Barca". Dagegen kann man halten, dass die wahre Spannung in den Plätzen darunter stattfindet. Dennoch haben die Aussagen dieser Leute was Wahres. Der gesamte Spielbetrieb dreht sich um Real Madrid und FC Barcelona. Und auch das drumherum."
Lavo:
Die Zukunft Spaniens

 

Vom Winde verweht

Eine Hommage an jeden Freizeitkicker, der sich am Wochenende dem Sturmtief Xynthia stellen musste. Den Kickern von Fortuna Köln und dem VfB Hüls ging es nicht besser: "Es entwickelte sich bei hohen Windstärken ein Spiel, in das beide Mannschaften keinen Spielfluss bringen konnten: Der Fortuna, in der ersten Hälfte mit dem Wind, gerieten alle gut gedachten Steilpässe zu lang. Der Hülser Keeper, gegen den Wind, brachte kaum einen Abschlag auch nur in die Nähe der Mittellinie. Zwar war schnell zu erahnen, dass die Fortuna das Spiel dominierte und die bessere Spielanlage zeigte. Wirklich zu erkennen war das aber nicht, weil kaum eine Kombination zu Ende gespielt werden konnte. So entstand ein Hin und Her, das durch den Wind auch schon mal zu einem Hin und Hin entartete."
The boy in the bubble:
Fortuna Köln -VfB Hüls 3-0

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

Die Vorschau auf die DEL-Playoffs (Medien-Sport-Politik), Ramsey über Ramsey (Ramsey16s Blog), "Uli Hoeneß privat wie nie" (Torschrei), Wohnen in Highbury (Fabian Pramels Blog) und die Geschichte eines 149:0 (Kimoschs Blog). Wer der neue Dzeko werden könnte (Mutu77s Blog), warum die Gelben Karten in St. Pauli bald von den "Vordränglern von der Süd" präsentiert werden (ring2) und wieso sich Coventry City von anderen Premier-League-Klubs abhebt (Any Given Weekend). Und zuguterletzt eine überaus nützliche Information: Schamhaare können vor Verletzungen schützen (Zum Runden Leder).

In diesem Sinne: Gekräuselte Grüße!

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