Russland-Ukraine-Konflikt: Die Auswirkungen auf den Sport - 27. bis 28. Februar

Von SPOX/SID
Die Zentrale des DFB befindet sich in Frankfurt am Main.
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Russland-Ukraine-Konflikt: Alle Entwicklungen vom Sonntag

Sonntag, 27.02., 23.36 Uhr: Polen, Tschechien und Schweden kritisieren FIFA-Sanktionen gegen Russland

Polens Verbandspräsident Cezary Kulesza bezeichnete die Sanktionen durch die FIFA (siehe 20.30 Uhr) als "inakzeptabel". Der Funktionär führte bei Twitter aus: "Wir sind nicht an einem Spiel des Scheins interessiert. Unser Standpunkt bleibt unverändert: Die polnische Nationalmannschaft wird KEIN Spiel gegen Russland bestreiten. Ganz egal wie die russische Mannschaft heißt."

Das Playoff-Spiel in der Qualifikation zur WM in Katar zwischen Polen und der Elf aus Russland ist für den 24. März angesetzt. Der Sieger des Duells soll anschließend auf den Gewinner des Spiels Tschechien - Schweden treffen.

Auch Tschechiens Verband FACR lehnt ein Aufeinandertreffen mit Russland weiterhin ab. "Am Standpunkt der tschechischen Nationalmannschaft wird sich nichts ändern", teilte die FACR am späten Sonntagabend mit.

Der schwedische Verband SvFF rückt ebenfalls nicht von seiner Haltung ab. Präsident Karl-Erik Nilsson zeigte sich in einer Mitteilung "verärgert" über die Entscheidung der FIFA: "Wir haben bereits früher mitgeteilt, dass wir unter diesen Umständen nicht antreten wollen, und das bleibt bis auf Weiteres so."

Sonntag, 27.02., 20.45 Uhr: England boykottiert Russland-Spiele

Als Konsequenz aus dem Angriff auf die Ukraine wird vorerst kein englisches Fußball-Nationalteam mehr gegen eine Mannschaft aus Russland antreten. Das gab der englische Verband FA am Sonntag bekannt. Die Entscheidung sei "aus Solidarität mit der Ukraine" gefallen.

In "absehbarer Zukunft" werde es auf keinem Spiellevel Duelle geben, unabhängig von den Altersklassen. Der Boykott gelte auch für den Para-Fußball. Die FA verurteilte die "Gräueltaten" der russischen Staatsführung.

Sonntag, 27.02., 20.30 Uhr: FIFA verhängt erste Sanktionen gegen Russland

Keine Heimspiele, keine Flagge, keine Hymne: Der Fußball-Weltverband FIFA hat nach dem russischen Angriff auf die Ukraine erste Sanktionen verhängt. Es werden keine internationalen Spiele in Russland mehr ausgetragen, Heimspiele finden auf neutralem Boden statt. Zudem wird bei Spielen der Nationalmannschaft die Hymne nicht mehr gespielt, auch die russische Fahne wird nicht zu sehen sein.

Zudem darf die Nationalmannschaft nicht mehr unter dem Namen Russlands ihre Spiele bestreiten. Sie läuft künftig unter dem Namen ihres Verbandes RFU auf. Das gab die FIFA am Sonntagabend bekannt. Die Entscheidung sei einstimmig und in enger Abstimmung mit der UEFA getroffen worden. Zudem behält sich die FIFA vor, weitere Sanktionen zu verhängen. Ein Ausschluss Russlands aus den WM-Playoffs erfolgte nicht.

Die FIFA verurteilte gleichzeitig noch einmal die "russische Gewalt bei der Invasion" und brachte ihre "tiefste Solidarität" mit allen betroffenen Menschen zum Ausdruck. Zudem forderte der Weltverband "die Wiederherstellung des Friedens und die sofortige Aufnahme eines konstruktiven Dialogs".

Sonntag, 27.02., 19.35 Uhr: Ukrainische Fechter verweigern Duell mit Russland

Ukrainische Degenfechter haben sich beim Weltcup in Kairo am Sonntag geweigert, zum Duell gegen Russland anzutreten. Stattdessen reckten sie Banner empor, unter anderem mit der Aufschrift: "Stop the war! Save Ukraine!" (Stoppt den Krieg! Rettet die Ukraine!).

"Wir können nicht fechten und Hände schütteln mit einem Team, dessen Land gerade unsere Städte besetzt und Bomben auf unsere Häuser wirft und versucht, ganz Europa in einen großen Krieg reinzuziehen", sagte der ukrainische Degenfechter Maxim Harawski dem Deutschlandfunk: "Wir wollen eine Nachricht an die ganze Sportgemeinschaft schicken, die uns unterstützt: Stoppt den Krieg, stoppt Russland von diesem kriminellen Vorgehen und dieser Anti-Humanität. Es ist schrecklich, was da gerade passiert."

In einer Videoaufzeichnung der Szene auf Twitter ist zu sehen, dass auch Mitglieder des russischen Teams der Aktion Beifall spenden.

Sonntag, 27.02., 19.21 Uhr: Svitolina spendet alle Preisgelder

Die ukrainische Weltklasse-Tennisspielerin Elina Svitolina hat angekündigt, ihre Preisgelder der kommenden Turniere den Streitkräften und der Bevölkerung in ihrem von Russland attackierten Heimatland zu spenden. "Ich verpflichte mich, das Preisgeld meiner kommenden Turniere weiterzugeben, um die Armee und humanitäre Bedürfnisse zu unterstützen und zu helfen, dich, unser Land, zu verteidigen", postete Switolina bei Twitter in einem "Brief an mein Heimatland".

Die 27-Jährige, derzeit die Nummer 15 der Weltrangliste, schrieb weiter: "Ich bin im Moment weit weg von dir, weit weg von meinen Lieben, weit weg von meinem Volk, aber mein Herz ist ganz mit euch gefüllt. Ich bin am Boden zerstört, meine Augen hören nicht auf zu weinen, mein Herz blutet unaufhörlich. Ich bin die Ukraine, wir sind die Ukraine."

Sonntag, 27.02., 19.03 Uhr: DOSB unterstützt DBV bei Aufnahme ukrainischer Boxer

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unterstützt den Deutschen Boxsport-Verband (DBV) bei der Aufnahme von 33 ukrainischen Aktiven, Trainern und Betreuern, die nach Beendigung des Strandja-Memorial-Turniers in der bulgarischen Hauptstadt Sofia nicht mehr in ihre Heimat zurückreisen.

In enger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium des Innern und dem DOSB hatte der DBV das gesamte Team der Ukraine eingeladen, unmittelbar nach dem Ende des Turniers in Sofia nach Deutschland zu reisen, wo die Sportler von Montag bis zum 23. März am Bundesstützpunkt Heidelberg an einem Trainingslehrgang des DBV teilnehmen. Dem Trainingslager schließt sich ein Sparringslehrgang an, für den das ukrainische Team bereits eingeplant gewesen war.

Torsten Burmester, Vorstandsvorsitzender des DOSB, erklärte: "In dieser Situation können wir als organisierter Sport schnelle, konkrete Hilfe leisten, die bei den Sportlerinnen und Sportlern direkt ankommt. Der DBV hat mit dieser Initiative ein Zeichen für den humanitären Sport gesetzt, für den wir alle einstehen."

Sonntag, 27.02., 18.58 Uhr: Nationalspieler Voigtmann verlässt ZSKA

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine verlässt Basketball-Nationalspieler Johannes Voigtmann (29) ZSKA Moskau und kehrt vorerst nach Deutschland zurück. Das gab der Spitzenklub aus der russischen Hauptstadt am Sonntag bekannt. Drei weitere Profis kehren ZSKA den Rücken.

"Die Handlungen stellen einen Verstoß gegen die Vertragsbedingungen und die Vereinsordnung dar, aber der Verein zeigt für die persönliche Situation jedes einzelnen Spielers Verständnis", teilte der EuroLeague-Klub mit. Die Spieler gehen laut ZSKA "aus persönlichen Gründen im Zusammenhang mit der aktuellen Situation zwischen Russland und der Ukraine sowie deren möglichen Folgen". Ihre Zukunft beim Klub werde geklärt, "wenn sich die politische und sportliche Situation in Europa wieder normalisiert".

Moskau hätte am Donnerstag in der EuroLeague bei Bayern München antreten sollen, der deutsche Pokalsieger bemühte sich aber erfolgreich um eine Spielabsage. Nach derzeitigem Stand müssen die russischen EuroLeague-Vertreter künftig ihre Heimspiele zumindest gegen ausländische Teams zunächst auf neutralem Boden austragen.

Sonntag, 27.02., 15.28 Uhr: Russlands Biathleten boykottieren restliche Weltcupsaison

Die russischen Biathletinnen und Biathleten werden den Rest der Saison nicht mehr an Weltcup-Wettbewerben teilnehmen. Das gab der nationale Verband RBU auf seiner Webseite bekannt. Grund für den Boykott ist die Entscheidung des Weltverbandes IBU, russische und weißrussische Athletinnen und Athleten aufgrund des russischen Einmarsches in die Ukraine nur noch unter neutraler Flagge starten zu lassen.

Die RBU nannte die Entscheidung "rechtwidrig, unvernünftig und kategorisch inakzeptabel". Es handele sich um eine "direkte Diskriminierung unseres Landes und unserer Athleten", die nicht den olympischen Prinzipien entspreche. Daher werde man weder im Weltcup noch im zweitklassigen IBU-Cup antreten. Russland kündigte an, seine Rechte vor Gericht zu verteidigen.

Sonntag, 27.02., 13.58 Uhr: Frankreich fordert WM-Ausschluss Russlands

Der französische Fußball-Verband FFF will sich für einen Ausschluss von Russland von der WM-Endrunde in Katar (21. November bis 18. Dezember) einsetzen. Diese Ankündigung machte Verbandschef Noel Le Graet am Sonntag in der Zeitung Le Parisien und reagierte damit auf den Angriff Russlands auf die Ukraine. "Die Welt des Sports und insbesondere des Fußballs kann nicht neutral bleiben. Ich werde mich sicherlich nicht gegen einen Ausschluss Russlands aussprechen", sagte Le Graet.

Die französische Nationalmannschaft ist WM-Titelverteidiger in Katar, wobei der Titel 2018 in Russland errungen wurde. Die russische Auswahl ist noch nicht für die Weltmeisterschaft 2022 qualifiziert, sondern muss sich über die WM-Playoffs ein Ticket sichern.

Allerdings wollen der erste Playoff-Gegner Polen (24. März) sowie die möglichen weiteren Gegner, Schweden oder Tschechien, gegen Russland in den Qualifikationsspielen nicht antreten.

Sonntag, 27.02., 12.42 Uhr: Volleyball-Weltverband kehrt Russland den Rücken

Der Volleyball-Weltverband FIVB hat am Sonntag die Verlegung von zwei Runden der Nations League bekannt gegeben. Die beiden Turniere sollten ursprünglich in Russland stattfinden, die neuen Gastgeber stehen noch nicht fest.

"Als Reaktion auf die sich verschlechternde Situation in der Ukraine hat die FIVB den russischen Verband heute darüber informiert, dass die beiden Nations-League-Turniere im Juni und Juli mit sofortiger Wirkung verlegt werden", teilte der Verband mit.

Sonntag, 27.02., 12.41 Uhr: Nächster Rückzug aus der KHL

Als Konsequenz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat sich Dinamo Riga dem finnischen Spitzenklub Jokerit Helsinki angeschlossen und sich aus der russisch geführten Eishockey-Profiliga KHL zurückgezogen. Das gab der lettische Klub am Sonntag bekannt.

"In einer solchen Zeit der militärischen und humanitären Krise sehen wir keine Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Kontinental Hockey League", heißt es in einer Mitteilung des Klubs.

Jokerits Vereinschef Jari Kurri hatte den Rückzug bereits am Freitag bekannt gegeben. Jokerit hätte am 1. März in den Play-offs gegen Spartak Moskau antreten sollen.

Sonntag, 27.02., 12.00 Uhr: Auch Tschechien boykottiert Russland-Spiele

Breite Boykott-Front gegen Russland in den WM-Play-offs: Der polnische, der schwedische und der tschechische Fußballverband wollen angesichts des weiteren Vorrückens russischer Truppen in der Ukraine nicht zu WM-Quali-Spielen gegen Russland antreten. Das teilten die Verbände am Wochenende mit.

Nachdem Polen und Schweden schon am Samstag Boykott-Vollzug vermeldet hatten, zog am Sonntag auch der tschechische Verband nach und kündigte an, zu einem möglichen Duell gegen die Russen nicht antreten zu wollen.

Russland-Ukraine-Konflikt: Das sagt Thomas Tuchel

Sonntag, 27.02., 11.56 Uhr: Das sagt Tuchel zum Ukraine-Konflikt

Vor dem Ligapokal-Finale am Sonntag gegen den FC Liverpool (17.30 Uhr) sprach Tuchel über den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland. "Weil es so frisch ist, haben wir beim Spiel vielleicht ein schlechtes Gewissen. Ist es uns erlaubt, voll reinzugehen und ausgelassen zu jubeln? Ist es angemessen?", fragte der deutsche Trainer.

"Würde es jetzt helfen, wenn wir ein Fußballspiel verlieren? Es wird nicht helfen. Wenn es helfen würde, wäre ich froh, das Spiel zu verlieren", betonte Tuchel. Kritik an den Blues aufgrund von Eigner Abramovich werde er nicht als Motivationshilfe nutzen: "Mann kann diese Mentalität schaffen, um sein Team zu schützen. Aber in diesem Fall ist das Thema zu groß, um es zu benutzen und umzudrehen", sagte er: "Wir leiden mit allen."

Sonntag, 27.02., 10.37 Uhr: Judo-Weltverband suspendiert Putin als Ehrenpräsident

Der Judo-Weltverband IJF hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorerst den Titel als Ehrenpräsident und Botschafter des Verbandes entzogen. Die IJF gab die Suspendierung Putins am Sonntag als Reaktion auf den Angriff auf die Ukraine bekannt.

Putin ist seit seiner Kindheit Judo-Liebhaber, betrieb den Sport selbst aktiv und ist Träger des 8. Dan. IJF-Präsident Marius Vizer gilt als persönlicher Freund Putins, unter der Initiative des Staatschefs war unter anderem die WM 2014 nach Russland vergeben worden.

Fragen und Antworten: Das bedeutet der Abramovich-Rückzug für den FC Chelsea

Sonntag, 27.02., 10.00 Uhr: Rostock-Coach Härtel setzt Ukrainer Sikan von Anfang an ein

Für Danilo Sikan, den einzigen ukrainischen Spieler im deutschen Profifußball, war es ein bewegender, aber sicherlich auch nicht so einfacher Moment. Die Schweigeminute vor dem Anpfiff des Zweitligaspiels seines Klubs Hansa Rostock gegen den 1. FC Nürnberg (0:2) aufgrund der Ereignisse in seiner Heimat dürfte Sikans Gedanken um die Sicherheit seiner Angehörigen in Schitomir nochmals verstärkt haben.

"Wir haben am Freitag noch einmal intensiv mit ihm gesprochen. Ich glaube, für ihn ist es das Beste, sich abzulenken, das zu machen, was er wirklich gut kann und was seine Leidenschaft ist", berichtete Hansa-Coach Jens Härtel im NDR und überließ Sikan die Entscheidung, gegen den Club aufzulaufen: "Das hilft ihm, die Situation ein Stück weit auszublenden."

Sikan wollte spielen und kam gegen Nürnberg erstmals von Anfang an zum Einsatz. Vor Wochenfrist hatte der Profi als Einwechselspieler beim 1:1 bei Darmstadt 98 durch sein Tor einen Punkt für Rostock gerettet. Gegen die Nürnberger wurde Sikan in der 66. Spielminute ausgewechselt.

Sonntag, 27.02., 9.55 Uhr: Peters fordert Ausschluss russischer Teams

DFB-Präsidentschaftskandidat Peter Peters hat den Ausschluss russischer Fußballteams aus sämtlichen Wettbewerben gefordert. "Ich kann mit nicht vorstellen, dass irgendeiner ein Spiel gegen eine russische Mannschaft spielen kann", sagte der 59-Jährige im Aktuellen Sportstudio des ZDF.

Dies sei "weder vermittel- noch verantwortbar. Die Dinge haben sich so verändert. Es kann nicht so weitergehen". In der Europa League trifft Bundesligist RB Leipzig im Achtelfinale (10. und 17. März) auf den russischen Vertreter Spartak Moskau.

Die in seiner Zeit als Amtsträger bei Schalke 04 beschlossene Partnerschaft mit Gazprom sehe er nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine kritisch. "Wenn man Fehler macht, muss man die einräumen. Das muss man im Lichte der jetzigen Erkenntnis tun", sagte Peters. Er sehe das Sponsoring als "süßes Gift. Es war süß, weil es Geld gab. Aber nun wissen wir auch, dass es Gift war".

Die Wahl zwischen Werten und Geld dürfe "künftig nicht mehr nur über Geld entschieden werden", führte der Funktionär aus. Er sei optimistisch, dass es bei Schalke 04 auch ohne die Millionen des zu 50 Prozent dem russischen Staat gehörenden Energieriesen weitergehe. "Schalke 04 ist größer als jeder Sponsor und kann das mit seiner Wucht bewerkstelligen", so Peters: "Auch wenn es schwer wird."

 

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