Lockdown-Angst im Sport: Profis und Amateure eint die Sorge

SID
Auch in Mannheim wird derzeit ohne Zuschauer gespielt.
© imago images / HMB-Media

Am Montag fährt Deutschland im neuerlichen Corona-Lockdown herunter - und der Sport ist in Sorge. Profis und Amateure fürchten die Folgen der einschränkenden Maßnahmen.

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Ein letztes Training, ein letztes Spiel, ein letzter Gang in die Kabine. Auf Fußballplätzen und in Sporthallen zwischen Mecklenburg und München hieß es am Sonntag Abschied nehmen von Hobby und Teamkollegen. Und wer in anderen Teilen des Landes gar nicht mehr aktiv werden durfte oder wollte, fand auch in der Fußball-Bundesliga keinen Trost. Pünktlich zu Halloween schlug dort wieder die dunkle Stunde der Geisterspiele.

Deutschland kehrt in den Corona-Lockdown zurück - und der Sport ist nicht erst ab Montag in Sorge vereint. Der Amateursport steht mindestens bis Monatsende still, potenzielle Olympiateilnehmer fürchten Folgen für Form und Fitness, die Profiligen aus Handball, Basketball oder Eishockey bangen um Existenzen und selbst König Fußball blickt den kommenden vier Wochen mit großem Unbehagen entgegen.

Von allen Betroffenen steht die Fußball-Bundesliga noch am besten da, auch wenn am Wochenende trotz gelobter Hygienekonzepte in Köln, Frankfurt oder Mönchengladbach wieder ohne Fans gespielt wurde. Doch der Ball rollte immerhin, was auch den zentralen Geldfluss sicherstellte. Die wichtigen TV-Erlöse dürften die Bundesliga bis auf Weiteres über Wasser halten. "Es tut uns weh, aber wir sind absolut nicht bedroht", sagte Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl.

In Zeiten der Pandemie ist das ein Privileg. Der von der Bundesregierung und den Ministerpräsidenten verfügte Besucher-Ausschluss im Profisport ist für andere viel härter. "Das trifft die Handballer extrem. Die Klubs werden große Probleme bekommen, wenn die ganze Saison so weitergeht", sagte Bundestrainer Alfred Gislason im ZDF-Sportstudio.

Der Isländer wartet seit seiner Inthronisierung im Frühjahr auf sein DHB-Debüt. Am Donnerstag soll es in Düsseldorf beim Geisterspiel der EM-Qualifikation gegen Bosnien und Herzegowina endlich so weit sein, am Montag versammelt Gislason die DHB-Stars um Kapitän Uwe Gensheimer um sich - ausgerechnet am ersten Tag des Lockdowns. Zweifel am Debüt bleiben, denn es sei nicht "ganz klar, ob es jetzt in einigen Tagen klappt", sagte Gislason.

Handball, Basketball und Eishockey von Zuschauern abhängig

Der Handball lebt von den Zuschauereinnahmen, genauso wie der Basketball oder das Eishockey. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL), deren Geschäftsführer Gernot Tripcke wenig Verständnis für die neuen Corona-Maßnahmen im Sport aufbrachte ("Die illegale Party in einem privaten Keller verhindert man nicht durch das Verbot von Zuschauern bei einem Eishockey-Spiel"), hat mit dem angepeilten Saisonstart in der zweiten Dezemberhälfte noch Zeit zu reagieren.

In der Basketball Bundesliga (BBL) soll es schon kommenden Freitag losgehen. Gunnar Wöbke, Geschäftsführer der Fraport Skyliners aus Frankfurt, brachte bereits eine Verlegung des Saisonbeginns ins Spiel. "Aus meiner Sicht müssen wir ernsthaft darüber nachdenken", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Und die Amateure? Sie stehen vor ganz anderen Problemen. Selbst wenn die Corona-Maßnahmen nicht verlängert werden, ist die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Dezember alles andere als sicher. Womöglich waren die Spiele am Wochenende die letzten des Jahres 2020. "Ein Kaltstart im Dezember ist ausgeschlossen", sagte Vizepräsident Hermann Winkler vom Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) mit Blick auf die Regionalliga im Gespräch mit Sport im Osten.

Die Hoffnung, das Schicksal der Amateure nicht zu teilen, haben die deutschen Spitzensportler. Bundeskader-Athleten, so auch die Hoffnung beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), sollten einheitlich als Profis behandelt werden und weiter ihrem Beruf nachgehen.

"Jetzt ist eigentlich die Zeit, in der bei uns das Training anziehen müsste, damit wir im Frühjahr zu den Qualifikationsturnieren in Topform sind", sagte der deutsche Topfechter und Präsident des Vereins Athleten Deutschland, Max Hartung, dem SID: "Es ist aber im Moment schwer vorstellbar, dass wir angesichts der Einschränkungen, beispielsweise bei den Kontakten, so arbeiten können wie in den vergangenen Jahren."