ATP Wien: Thiem-Physio Alex Stober - "Die Coaches sind sehr früh gealtert"

Von Jens Huiber
Alex Stober ist ständiger Begleiter von Dominic Thiem auf der ATP-Tour
© Jürgen Hasenkopf

Alex Stober begleitet Dominic Thiem die meiste Zeit des Tennisjahres. Der Physiotherapeut ist auch beim ATP-World-Tour-500-Turnier in Wien an der Seite der österreichischen Nummer eins. Ein Gespräch in der Halle B der Wiener Stadthalle.

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tennisnet: Herr Stober. Was hat sich bei Dominic Thiem im Vergleich zum letzten Jahr geändert?

Alex Stober: Ich glaube, Dominic hat fast die gleiche Anzahl an Turnieren gehabt. Er hat einen Reifeprozess durchgemacht, körperlich und auch kopfmäßig. Und das spiegelt sich ja auch in seinem Spiel wieder.

tennisnet: Dominic hat auf die Asien-Turniere mit Ausnahme von Shanghai verzichtet. Haben Sie mit ihm in der Zeit nach St. Petersburg gearbeitet?

Stober: Nein, wir sind rechtzeitig in Shanghai angereist und haben da dann noch ein paar Tage gehabt, um uns gut vorzubereiten. Aber nach den US Open war ja eine längere Pause. Dominic war in einem sehr guten körperlichen Zustand, von daher bestand eigentlich keine Notwendigkeit. Der Mike Reinprecht hat da ein paar Kondi-Einheiten mit ihm gemacht, da war ich abstinent.

tennisnet: Dennoch waren Sie wohl derjenige, der am meisten Zeit mit Dominic auf den Turnieren verbracht hat.

Stober: Ich bin der treueste Begleiter, das stimmt.

"Dominic Thiem kann hervorragend abschalten"

tennisnet: Wie sehen denn die Routinen aus, etwa nach einem Match wie gegen Steve Johnson bei den US Open? Dominic hat fünf Sätze gespielt, musste zwei Tage später wieder ran.

Stober: Die Frage wird immer wieder gestellt, aber eigentlich ist es ja mittlerweile Routine. Ich kenne ihn relativ gut und versuche dafür zu sorgen, dass er sich gut erholt. Das macht Dominic auch gut, er kann hervorragend abschalten. Ich schaue, dass er muskulär wieder gut dasteht. Bisher funktioniert das sehr gut, das ist eine sehr unkomplizierte Sache. Man geht auf seinen Körper ein, macht hier und da eine längere Session, was meine Hände halt signalisieren. Und dann ist er wieder voll da.

tennisnet: Sie sind schon sehr lange im Geschäft. Macht Ihnen das Reisen immer noch Spaß?

Stober: Natürlich, ich bin immer noch voll motiviert. Und wenn ich mit so einem Typen wie dem Dominic arbeite, wo ich auch täglich noch eine Challenge habe, und er auch eine super Einstellung mitbringt, dann macht das Arbeiten riesigen Spaß. Chemie stimmt, Stimmung stimmt.

tennisnet: Das heißt: London kann vom Team Thiem gebucht werden?

"Ich habe immer noch intensiven Kontakt zu Angelique Kerber"

Stober: Naja, da unten ist es noch relativ eng. Ich glaube, wir lassen uns noch ein paar Tage Zeit.

tennisnet: Inwieweit beobachten Sie auch noch die WTA-Tour?

Stober: Ich habe immer noch intensiven Kontakt zu Angelique Kerber und bin da auch gut up-to-date.

tennisnet: Eben die hat sich gerade von Wim Fissette getrennt. Kommt das auch für Sie überraschend?

Stober: Eigentlich ja. Ich kenne den Wim Fissette, das ist ein ziemlich harter Arbeiter, der auch feste Ziele hat. Aber irgendwie ist da in der Kommunikation was schiefgelaufen. Irgendwas hat nicht gepasst. Das wollte mir Angie jetzt nicht in einem kurzen Text genau sagen, was Sache ist, aber ich werde es sicherlich erfahren.

tennisnet: Wenn man die Arbeit bei den Herren mit jener bei den Damen vergleicht - worin liegen denn da die Unterschiede?

Stober: Bei den Herren geht man viel offener, kameradschaftlicher miteinander um. Bei den Damen ist alles immer ein bisschen "confidential". Da bekommt man auch untereinander wenige Informationen. Eine lockere Umgangssprache wie bei den Jungs gibt es bei den Damen nicht.

tennisnet: Zurück zu Dominic Thiem. Wie erleben Sie den denn dieser Tage beim Heimspiel in Wien? In Österreich hat er ja ab und zu Probleme gehabt.

Stober: Ich glaube, er freut sich sehr auf das Turnier. Er ist bereit. Und will auch was zeigen.

tennisnet: Bei Ihrer Arbeit mit Dominic Thiem haben Sie ja auch ab und zu mit Dennis Novak zu tun. Wie beurteilen Sie dessen Entwicklung?

Stober: Mit Dennis ist mittlerweile eine intensive Freundschaft entstanden, da werfe ich sicherlich ab und zu ein Auge drauf, wenn es die Zeit zulässt.

"Fabio Fognini? Ein verrückter Hund."

tennisnet: Die Weltranglisten-Platzierung entspricht nicht den Fähigkeiten von Dennis, oder?

Stober: Das ist jetzt nicht ganz meine Expertise. Aber klar müsste Dennis in seinem Turnierplan ein bisschen mehr die Herausforderung suchen. Wenn er schon so riesige Turnier spielt wie Wimbledon oder die US Open, dann finde ich schon, dass er auf diesem Niveau weitermachen muss. Auch, um seine persönliche Erfahrung zu bereichern.

tennisnet: Vor uns trainiert nun gerade Fabio Fognini. Was können Sie über den sagen?

Stober: Verrückter Hund. Interessant. Wird nie langweilig. Einfach ein geiler Typ.

tennisnet: Mit großem Frustrationspotenzial für den Coach ...

Stober: Ich glaube, die Coaches sind sehr früh gealtert mit Fabio. Manchmal ist das sehr verwirrend mit ihm. Aber wenn er erstmal seine Linie gefunden hat, dann ist er sehr gefährlich.