Manuel Wachta beendet Siegeszug von Russlands Wunderkind Aljona Kasatkina

Von Claus Lippert
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© Hobbytennistour

Nach drei Einzelsiegen en suite über weitaus höher eingeschätzte männliche Konkurrenz, hat der sensa...

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Nach drei Einzelsiegen en suite über weitaus höher eingeschätzte männliche Konkurrenz, hat der sensationelle Siegeszug der erst 12jährigen Aljona Kasatkina am Dienstag Abend im Semifinale des 17. Jänner-HTT-250-Turniers ein Ende gefunden. Die erstmals bei einem 250er-Turnier der HTT aufschlagende Russin, die auf dem Weg in ihr erstes HTT-Karriere-Semifinale u.a den starken Qualifikanten Christoph Luef, Bosniens Nummer 1 Sasa Ilic und Kiss-Bezwinger Matthias Mohrs ausgeschaltet hatte, wurde im Vorschlußrunden-Duell überraschend deutlich von WAC-Star Manuel Wachta gestoppt. Lediglich 75 Minuten benötigte der 32jährige Wiener um sich mit einem souverän errungenen 6:1, 6:3 Erfolg seinerseits erstmals in seiner HTT-Karriere für ein Endspiel zu qualifizieren. Dort trifft Wachta auf Seniors-Star Alois Posch, der sich im zweiten Semifinale des 5. Saisonturniers im UTC La Ville gegen den topgesetzten Andreas Köpf ebenfalls deutlich mit 6:1, 6:3 durchsetzen konnte. Ein Bericht von C.L

Wachta mit Lehrspiel wie man dem russischen Wunderkind beikommen kann

Der Erfolgslauf der als Wunderkind gepriesenen Aljona Kasatkina bei ihrem HTT-250er-Debüt ist am fünften und vorletzten Spieltag der 17. Auflage des Jänner-HTT-250-Turniers im UTC La Ville nach einem gerade einmal 1:15 Stunden dauernden Geschlechter-Duell gegen Manuel Wachta zu Ende gegangen. Die 12jährige aus Moskau, die am letzten Jänner-Wochenende des neuen Jahres die Konkurrenz mit ihrem atemberaubend frischen und Energie geladenen Tennis einmal mehr faszinierte, fand im zweiten Semifinale in dem 20 Jahre älteren Manuel Wachta ihren Meister, und musste nach zwei klar verlorenen Sätzen ihren Traum vom ersten HTT-Karriere-Finale begraben. In dem steht nun mit Manuel Wachta ihr Bezwinger und jener “junge Mann”, der der bisher vor Kasatkina in die Knie gezwungenen Gegnerschaft mit einem Lehrspiel vorexerzierte, wie man dem 12jährigen Ausnahmetalent aus Russland beikommen kann. Und das nach einem furiosen Start seiner Gegnerin und einem Tag voller sorgenvoller Gedanken vor dem spätabendlichen Duell mit dem weiblichen Kinderstar der HTT.

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Kasatkina mit Traumstart, Wachta als cleverer Taktikfuchs mit einem an diesem Abend bombastisch funktionierden Stoppball

Kasatkina eröffnete das von hobbytennistour.at im LIVETICKER übertragene und von der HTT-Community mit großer Spannung erwartete zweite Semifinale des ersten HTT-250er-Saisonturniers mit jener Wucht & Präzision, mit der sie in den Tagen zuvor die arrivierte Gegnerschaft in die Knie und in ein tiefes Tal der sportlichen Depression schickte. Mit vier Winnern, darunter einem abschließenden Volley holte sich die Moskowiterin zu Null das Auftakt-Game, und schien in jenen phänomenalen Sphären weiterzuspielen, mit denen sie Ilic, Mohrs und & Co in den Tagen zuvor abfertigte. Es folgten die vielleicht wichtigsten vier Minuten dieses Matches, in denen Wachta mit einem ganz stark vorgetragenen Aufschlagspiel und seinem ersten von letztlich drei Assen seine Visitenkarte bei der 12jährigen hinterlegte und ein mehr als Eindruck erzeugendes Zeichen in Richtung der 12jährigen setzte. Kasatkina zeigte Wirkung, kassierte gegen einen mutig returnierenden Wachta das erste Break und fand für den Rest des ersten Satzes nie mehr zu ihrem gewohnt druckvollen und präszise vorgetragenen Tennis. Das lag aber auch an einem glänzend disponierten Gegner, der taktisch höchst clever, auch spielerisch mehr und glanzvollere Akzente setzte, als sein zwei Jahrzehnte jüngerer Widerpart. Zum entscheidenden Paradeschlag Wachtas wurde an diesem Abend des 30. Jänner 2018 der Stopp. Immer wieder punktete der 32jährige mit diesen gefühlvoll gesetzten Kunstschlägen, vorallem aber unterbrach Wachta mit seinen raffiniert angebrachten Backspin-Versuchen den Spielfluss und vorallem das Tempo seines 12jährigen Gegenübers. Somit war der erste Satz nach drei gelungenen Breaks und nach nur 23 Minuten an Manuel Wachta gegangen.

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Wachta unterbricht nach 0:2 Rückstand zu Beginn des zweiten Satzes nach insgesamt 1:15 Stunden Spielzeit die große Aljona Kasatkina-Show beim 17. Jänner-HTT-250-Turnier im UTC La Ville

Dieser höchst gelungene Auftritt im ersten Satz gab Wachta jede Menge Selbstvertrauen, das er auch im zweiten Durchgang trotz raschem 0:2 Rückstand letztlich ausspielte. Für ein paar Minuten aber demonstrierte Kasatkina zu Beginn des zweiten Satzes, welch unfassbares Potential in ihr steckt, und warum die in ihrer erst knapp 10 Monate andauernden HTT-Karriere schon sechs Herren der Schöpfung mit einem ITN zwischen 4,5 und 4,8 gedemütigt vom Court schickte. Hammerharte Grundschläge, imposant anzusehen für ein 12jähriges und doch noch zierliches Mädchen, Manuel Wachta wusste nun für ein paar Minuten, wie sich Ilic, Mohrs und Konsorten am zurückliegenden Wochenende fühlten. Er selbst aber war an diesem gestrigen Abend bärenstark unterwegs. Selbstsicher, spielfreudig, mit den richtigen Ideen zum richtigen Zeitpunkt, es passte in seinem zweiten HTT-Semifinale nach Kitzbühel 2012 einfach alles zusammen. Der 32jährige nahm Kasatkina zwei Mal in Serie ihren Aufschlag ab, krallte sich 5 Games in Serie, und blieb bei 5:3 trotz seines vierten Doppelfehlers und einem ersten vergebenen Matchball cool. Einmal mehr setzte er bei Matchball Nr. 2 einen seiner unzähligen Stoppbälle, und nach 1:15 Stunden Spielzeit hatte Wachta mit insgesamt 63 gewonnenen Punkten und nach 28 Winnern bei nur 26 unforced errors die Kasatkina-Show beim Jänner-HTT-250-Turnier beendet, und seinerseits sein erstes HTT-Karriere-Finale erreicht.

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Manuel Wachta in seinem ersten Interview als “Interviewter”

“Ehrlich gesagt hatte ich mich vor der Partie und beim Betrachten ihrer bisherigen Ergebnisse als leichter Außenseiter gesehen. Ich habe heute aber taktisch sicher eine extrem gute Leistung gebracht, habe clever variiert, und die vielen Ratschläge die ich an diesem Tag erhalten habe, beherzigt. Das war wohl entscheidend, denn damit habe ich ihr die Möglichkeit genommen, konstant Druck auf mich auszuüben”, so Wachta in einer ersten Analyse. Angesprochen auf die mentalen Schwierigkeiten die das Duell mit einem 12jährigen Mädchen im Vorfeld mit sich bringen, erklärte Wachta weiter: “Natürlich war es sehr schwierig. Sowohl Arbeitskollegen als auch Freunde und Familie sprechen dich darauf an. Ich musste den ganzen Tag über permanent daran denken, weil natürlich will man sich – bei allem Respekt vor dem Damentennis – nicht an die Fahnen heften lassen, gegen eine 12jährige verloren zu haben. Ich habe halt versucht, mit Spaß an die Sache heranzugehen, so wie ich es auch in den Matches davor getan habe. Leicht war es aber nicht, vorallem nach Kasatkinas Start. Doch nach den ersten zwei, drei Gamegewinnen konnten ich Gott sei Dank den Knoten lösen, und im Großen & Ganzen bin ich mit dieser Situation sehr gut umgegangen”, so der 32jährige, der sich nun auf sein erstes HTT-Karriere-Finale freuen darf. “Ich freue mich auf das Finale, obwohl den Titel zu gewinnen für mich nicht das Wichtigste ist. Es ist natürlich ein Ziel von mir, zumindest einmal ein 250er-Turnier der HTT zu gewinnen, aber ob es morgen schon soweit ist, oder ein anderes Mal, wird man sehen. Ich kenne meinen Gegner überhaupt nicht, und werde es so wie die ganze Woche bisher anlegen. Einfach Spaß am Platz haben und wenn ich eine Leistung wie heute abrufe, dann kann es ein sehr interessantes Finale werden. Ich schätze die Chancen total offen ein”, so der frühere Tennisjournalist Manuel Wachta nach seinem ersten Interview als Interviewter und nicht als Interviewer.