Oui! Dominic Thiem in Roland Garros erstmals in einem Grand-Slam-Finale

Dominic Thiem ist in Paris fast am Ziel
© getty

Dominic Thiem steht als zweiter Österreicher im Endspiel eines Grand-Slam-Turniers: Der an Position sieben gesetzte Thiem besiegte im Halbfinale der French Open den Italiener Marco Cecchinato in drei Sätzen und trifft am Sonntag entweder auf Rafael Nadall oder Juan Martin del Potro.

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Von Jens Huiber aus Paris

Erster Sieg auf dem Court Philippe Chatrier, erster Erfolg gegen Kei Nishikori - und jetzt das erste Finale bei einem Grand-Slam-Turnier: Dominic Thiem reiht in Roland Garros 2018 eine Premiere an die nächste. Im Halbfinale gegen Marco Cecchinato wurde Thiem seiner Favoritenrolle gerecht, gewann nach einer Spielzeit von 2:17 Stunden mit 7:5, 7:6 (10) und 6:1.

Bis zum achten Spiel verlief das Match ganz nach Wunsch des Niederösterreichers: Thiem nahm Cecchinato gleich dessen erstes Aufschlagspiel ab, servierte dreimal ohne Probleme. Dann allerdings stand es plötzlich 0:40, Thiem glich zum Einstand aus, versenkte einen einfachen Rückhand-Volley im Netz und einen Grundlinienball im Aus. 4:4.

Mutter Thiem reist nach Paris

Die Box von Dominic Thiem hatte nur einen Zugang erfahren, Mutter Karin gesellte sich zur Crew und die Coaches Günter Bresnik, Galo Blanco und Physio Alex Stoiber. Aus Palermo aber, der Heimatstadt von Cecchinato, schien ein ganzer Bus an Unterstützern angereist zu sein - südländisches Temperament, das den Ausgleich Cecchinatos gebührend feierte.

Der erste Satz ging dennoch nach 46 Minuten mit 7:5 an Thiem.

Eine Premiere für den 24-Jährigen: 2016 wie im vergangenen Jahr hatte Thiem in der Vorschlussrunde gegen Novak Djokovic bzw. Rafael Nadal in drei Sätzen verloren. Cecchinato wiederum ließ bei seinem bisher größten Aufritt auf der Tennisbühne keine Nervosität erkennen, ging die Ballwechsel mit, überzeugte immer wieder mit Stopp-Varianten.

Episches Tiebreak von Cecchinato - schon wieder

Thiem vergab im fünften Spiel des zweiten Satzes zwei Breakbälle, Cecchinato konnte sich keine einzige erspielen. Und rettete sich dennoch in ein Tiebreak. In der Runde davor hatte der Italiener gegen Novak Djokovic eine Kurzentscheidung mit 13:11 für sich entschieden.

Beinahe ebenso viel Dramatik gab es auch diesmal - dazu noch stehende Ovationen für Thiem nach dem Punkt zum 3:2, den der Österreicher mit einer unglaublichen Vorhand-Cross holte. Ebenso unglaublich die Chance, die Thiem bei 6:4 ausließ: Wieder ein Rückhand-Volley, der aber den Satzgewinn bedeutet hätte. Thiem konnte bei 8:7 eine weitere Chance nicht nutzen, glich aber mit Stopp und Mini-Break zum 10:10 aus. Nach 110 Minuten segelte ein Vorhandball Cecchinatos ins Aus - Dominic Thiem ging in die Knie.

Der Widerstand des Italieners war bis hierhin bemerkenswert, nun aber war nur noch Thiem am Drücker. Der Lichtenwörther zog im dritten Akt nach nicht einmal 20 gespielten Minuten auf 5:0 davon, servierte mit kleinen Problemen nach 2:17 Stunden zum größten Erfolg seiner Karriere aus.

"Der Schlüssel war der zweite Satz", erklärte Thiem im Interview mit Cedric Pioline noch auf dem Court. Der vergebene Rückhand-Volley hätte kein besonders gutes Gefühl bei ihm hinterlassen, die Sache hätte eng werden können. er werde am Samstag gut trainieren - und dann mit voller Power in das Finale gehen.

Dominic Thiem kann es Thomas Muster gleichtun

Damit hat Dominic Thiem am Sonntag die Chance, als zweiter Österreicher nach Thomas Muster 1995 eines der vier größten Turniere im Tennissport zu gewinnen. Als Gegner wartet in jedem Fall eine große Aufgabe: entweder der zehnfache Champion Rafael Nadal, gegen den Thiem in diesem Jahr eine ausgeglichene Bilanz von 1:1-Siegen hat. Oder Juan Martin del Potro. Gegen den Argentinier konnte Thiem noch nie gewinnen, unterlag zuletzt bei den US Open nach 2:0-Satzführung.

Aber die French Open scheinen für Österreichs Nummer eins ja wie prädestiniert für eine weitere Premiere.

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