Achtelfinale: Thiem muss raus aus seinem Wohnzimmer

Von Ulrike Wenrich
Dominic Thiem
© getty

Kein Wohnzimmer: Dominic Thiem muss seine Wohlfühloase für das Achtelfinale gegen Außenseiter Tennys Sandgren verlassen. Trotzdem standen für den Österreicher die Chancen auf den Einzug in die Runde der letzten Acht von Melbourne noch nie so gut.

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Von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Die Bestätigung kam am Sonntagmittag Ortszeit zur besten Kaffee- und Kuchenzeit. Um zum ersten Mal den Sprung ins Viertelfinale der Australian Open zu schaffen, muss Dominic Thiem sein Wohnzimmer verlassen. Das Match des Weltranglistenfünften gegen den amerikanischen Außenseiter Tennys Sandgren (ATP-Nr. 97) findet am Montag in der futuristisch anmutenden Hisense Arena statt. Der Plexicushion-Belag im zweitgrößten Stadion im Melbourne Park ist etwas schneller als in der Margaret Court Arena, die für Thiem in den vorherigen Runden zur Wohlfühloase geworden ist. "Sie liegt mir einfach und ist extrem schön. Nicht zu groß - und nicht zu klein", sagte der 24-Jährige über seine sportliche Lieblingsstätte Down Under.

Doch egal, an welchem Ort - Thiem ist gegen den passionierten Videospieler und Stan-Wawrinka-Bezwinger Sandgren der haushohe Favorit. Mit einem Erfolg am achten Turniertag könnte der Lichtenwörther erstmals außerhalb der French Open das Viertelfinale eines Majors erreichen. "Ich wollte schon bei den US Open weit kommen. Ich werde alles versuchen, es jetzt zu schaffen", sagte der formstarke Thiem, der auch in der dritten Runde gegen den Franzosen Adrian Mannarino (6:4, 6:2, 7:5) überzeugt hatte.

Delpo und die Fans verhinderten Viertelfinaleinzug bei US Open

Die Erinnerungen an das Achtelfinale von Flushing Meadows 2017 lösen bei Thiem auch rund vier Monate später noch unschöne Gefühle aus. In New York hatte sich der "Dominator" nach einer 2:0-Satzführung und zwei vergebenen Matchbällen mit 6:1, 6:2, 1:6, 6:7 (1:7), 4:6 dem Argentinier Juan Martin del Potro geschlagen geben müssen. Und das einen Tag nach seinem Geburtstag. Auf dem neuen Grandstand herrschten dabei wegen der vielen südamerikanischen Fans Bedingungen wie in einem Fußball-Stadion "Es war natürlich eine ganz schmerzhafte Niederlage", meinte Thiem mit Blick auf das so greifbare, aber letztlich doch verpasste Viertelfinale im Big Apple.

Doch keiner wäre überrascht, wenn der Schützling von Trainer-Ikone Günter Bresnik am Montag sein Viertelfinal-Ticket lösen würde. Der bodenständige Thiem ist die Konstanz in Person, bei den vergangenen sechs Grand-Slam-Events kam der Powerspieler mit der einhändigen Bilderbuchrückhand mindestens bis in die Runde der letzten 16. Sollte im ersten Duell mit Sandgren ein weiterer Erfolg gelingen, würden im Match um das Halbfinale entweder Melbourne-Rekordchampion Novak Djokovic (Serbien/Nr. 14) oder der ungesetzte Alexander-Zverev-Bezwinger Hyeon Chung aus Südkorea warten.

Zurückgekehrter Mini-Jetlag ist endlich weg

Thiem jedenfalls ist heiß - und gerüstet. Der noch einmal zurückgekehrte Jetlag, der ihm noch in den ersten Runden zu schaffen machte, ist endgültig überstanden. Er spürt auch, dass seine Vorbereitung mit einem Trainingslager auf Teneriffa gefruchtet hat. Zum täglichen Ablauf gehörten auf der Kanareninsel Ausdauerläufe am Strand, Tennis- und Krafttraining sowie Regeneration. "Es war alles perfekt. Alles war in nur wenigen Gehminuten erreichbar, besser ging es nicht", sagte der Niederösterreicher.