tennisnet.com Kolumne

Tiebreak revolutioniert den Tennissport

Der US-Amerikaner Jimmy van Alen führte die neue Zähleweise im Tennis ein, die bis heute Bestand hat.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 03.03.2015, 21:22 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel

Der Tiebreak im Tennis ist heute kaum noch wegzudenken, denn dieser hat den weißen Sport grundlegend verändert und revolutioniert. Trotzdem gibt es das Entscheidungsspiel für einen Satz noch nicht allzu lange. Mit der Einführung des Tiebreaks wurden die Tennisspiele kürzer und meistens auch attraktiver für die Zuschauer.

Jimmy van Alen erfindet den Tiebreak

Schon Jahre vor der Einführung des Tiebreaks versuchte der spätere Erfinder und Gründer der International Tennis Hall of Fame, James Henry van Alen, der nur "Jimmy" genannt wurde, mit der Einführung einer neuen Zählweise Tennisspiele schneller und attraktiver zu machen. Bei den U.S. Pro Championships 1955 und 1956 in Cleveland wurde nach dem sogenannten Van Alen Streamlined Scoring System (VASS) gespielt, bei dem genauso wie beim Tischtennis über drei Gewinnsätze mit 21 zu erzielenden Punkten gespielt wurde und nach jeweils fünf Punkten das Aufschlagrecht wechselte. Der Versuch kam jedoch beim Publikum nicht an, so dass man im nächsten Jahr zur traditionellen Zählweise zurückkehrte.

Der US-Amerikaner gab aber nicht auf in seinem Versuch, das Tennisspiel zu verkürzen, und erfand 1965 den Tiebreak. "Ich denke, dass ich die beste Idee habe und werde darum kämpfen. Es ist im besten Interesse für das Spiel", meinte van Alen. Nach einer jahrelangen Testphase in Newport, im US-Bundesstaat Rhode Island, führte der Welttennisverband ITF den Tiebreak schließlich ein. Auslöser war hierfür auch das denkwürdige Wimbledonmatch im Jahr 1969 zwischen den US-Amerikanern Pancho Gonzales und Charlie Pasarell, das fünf Stunden und 12 Minuten dauerte und sich über zwei Tage hinzog. Am Ende siegte Gonzales mit 22:24, 1:6, 16:14, 6:3 und 11:9.

Bei den US Open 1970 wurde zum ersten Mal offiziell mit den neuen Regeln gespielt. Beim Stand von 8:8 in einem Satz kam der Tiebreak zur Anwendung, der damals aus neun Punkten bestand. Der Spieler, der zuerst fünf Punkte erzielte, gewann den Tiebreak und damit auch den Satz. Ein Zwei-Punkte-Vorsprung, wie es heute üblich ist, war zu diesem Zeitpunkt nicht nötig. Dieses führte oft zu dem Kuriosum, dass beide Spieler im entscheidenden Satz gleichzeitig Matchball hatten und der allerletzte Punkt über Sieg und Niederlage entschied.

Einführung bei allen Turnieren

Der Siegeszug des Tiebreaks war nicht mehr aufzuhalten. Auch die Australian Open (im Jahr 1971), Wimbledon (1972) und die French Open (1973) führten die neue Regelung ein, mit dem kleinen Unterschied, dass zwei Punkte Vorsprung nötig waren. Nur im Davis Cup beließ man es vorerst bei der traditionellen Zählweise. 1979 wurde der Tiebreak noch einmal auf die bis heute geltende Version umgestellt. Anstatt bei 8:8 in einem Satz wurde nun beim Stand von 6:6 der Tiebreak gespielt. Auch die Zählweise wurde verändert. Der Sieger war nun der erste Spieler, der zuerst sieben Punkte gewinnen konnte und dabei zwei Punkte Vorsprung hatte.

Allerdings kommt bei den Grand-Slam-Turnieren, abgesehen von den US Open, der Tiebreak im entscheidenden fünften Satz nicht zur Anwendung. Im Davis Cup wurde der "Gleichstanddurchbrecher" erst einige Jahre später im Jahr 1989 eingeführt, so dass es immer noch zu episch langen Schlachten wie zwischen Michael Westphal und Tomas Smid im Jahr 1985 oder zwischen Boris Becker gegen John McEnroe 1987 in der legendären "Schlacht von Hartford" kam.

Der längste Tiebreak endet mit 26:24

Viele Kritiker führten jedoch an, dass die Einführung des Tiebreaks die besseren Aufschläger bevorzuge, welche zumeist die Oberhand behielten. Trotzdem hat der Tiebreak den Unterhaltungswert des Tennis für die Zuschauer gesteigert. Seit Einführung wurden einige spektakuläre und nicht enden wollende Tiebreaks gespielt. Der längste Tiebreak in der Geschichte wurde beim Wimbledonturnier 1985 in der Erstrundenbegegnung im Doppel zwischen Jan Gunnarsson (Schweden) und Michael Mortensen (Dänemark) sowie Rod Frawley (Australien) und Victor Pecci (Paraguay) mit dem Endergebnis von 26:24 für das schwedisch-dänische Duo gespielt.

Im Einzel gab es sechsmal den Endstand von 20:18 im Tiebreak, darunter beim Match zwischen Roger Federer und Marat Safin bei der ATP-WM 2004 in Houston . Der wohl legendärste Tiebreak spielten Björn Borg und John McEnroe im Wimbledonfinale 1980. Im vierten Satz erzwang McEnroe durch ein spektakuläres 18:16 gegen den Schweden einen fünften Satz. Der Tiebreak machte es zudem möglich, dass Spieler als Sieger vom Platz gingen, ohne einmal den Aufschlag des Gegners zu durchbrechen. So geschehen beim Wimbledon-Halbfinale 1991 zwischen Michael Stich und Stefan Edberg , als Stich den Schweden ohne ein einziges Break mit 4:6, 7:6 (5), 7:6 (5), 7:6 (2) besiegen konnte. Kurioserweise verstarb an diesem Tag der Erfinder des Tiebreaks Jimmy van Alen. Edberg meinte daraufhin: "Wenn Jimmy van Alen nicht gelebt hätte, würden Michael und ich wohl noch dort draußen sein und spielen."

Hier ist ein kurzes Highlight-Video zum spektakulären Tiebreak beim Wimbledonfinale 1980 zwischen Björn Borg und John McEnroe. Dieser Tiebreak wird auch "Battle of 18-16" genannt.

von Christian Albrecht Barschel

Dienstag
03.03.2015, 21:22 Uhr