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Jakob Pöltl: "Für viele Leute sind die Proteste ein größeres Problem als Rassismus selbst"

Von APA
Jakob Pöltl.
© GEPA

Der in Texas lebende NBA-Basketballer Jakob Pöltl vermisst in großen Teilen der Gesellschaft ein Bewusstsein für das Thema Rassismus. Außerdem befürchtet der 24-jährige Wiener, dass der von vielen getragene Wunsch nach Veränderung sich nicht so schnell erfüllen wird, wie er in einer Presseaussendung vom Sonntag ausführte.

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"In vielen Bereichen der Gesellschaft ist das Bewusstsein für die Problematik überhaupt nicht vorhanden. Für Menschen, die in so einem Umfeld aufwachsen und leben, ist die systematische Benachteiligung von Nicht-Weißen 'normal' oder wird nicht als solche wahrgenommen. Ich hoffe, dass man Wege findet, die junge Generation besser zu bilden und sensibilisieren", sagte der Profi der San Antonio Spurs.

Die Ereignisse in den USA nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt seien aufrüttelnd. "Es ist eigentlich ein Wahnsinn, was hier abgeht", so Pöltl. "In den sozialen Medien erfährt man viel Negatives darüber, wie die Regierung und die Polizei mit der Thematik umgehen. Es wirkt mehr wie ein Kampf, als ein Bemühen, sich der Problematik anzunehmen. Für viele Leute scheinen die Proteste ein größeres Problem zu sein als der Rassismus selbst."

Jakob Pöltl: "Es ist sicher eine komische Situation"

Es sei eigenartig und bedrückend, das als quasi Außenstehender zu beobachten. "Der Wunsch nach Veränderungen ist von vielen Seiten groß, aber es wirkt nicht so, als würde sich dieser Wunsch so leicht durchsetzen."

Sportlich steigt Pöltl ab der kommenden Woche nach mehr als drei Monaten Pause wegen der Corona-Pandemie wieder ins nach wie vor stark eingeschränkte Balltraining in der Halle ein. Ab 30. Juni soll das Teamtraining in San Antonio wieder losgehen, ehe es am 7. Juli nach Orlando geht, wo ab 31. Juli die NBA-Saison auf dem Disney-World-Gelände unter besonderen Umständen fortgesetzt werden soll.

"Es ist sicher eine komische Situation. Es wird von den genauen Regeln abhängen, wie frei man sich bewegen können wird. Wenn man das Hotel nur zum Trainieren, Spielen und Essen verlassen könnte, wäre das natürlich schon zach - vor allem für die Teams, die in die Finals kommen und bis Oktober spielen", meinte Pöltl bezüglich der langen Quasi-Quarantäne für die 22 teilnehmenden Teams.

Er hofft allerdings noch auf Lockerungen in den Sommermonaten. "Man kann aber darauf hoffen, dass sich die Lage im Laufe der Monate ohnehin entschärft und die Maßnahmen aufgelockert werden. Optimale Voraussetzungen bietet so ein Turnier sicher nicht, aber es wird das Beste aus der Situation gemacht". Ohne die acht schwächeren Mannschaften werde die Aufgabe für sein Team noch schwieriger. "Durch das Fehlen dieser acht, laut Tabelle, schwächsten Teams trifft man nun im Schnitt auf deutlich stärkere Gegner", sagte Pöltl.

Jakob Pöltl: "Für uns ist es nicht so schlecht"

Für seinen Club sieht er aber noch die Möglichkeit, es ins Play-off zu schaffen. "Für uns ist es nicht so schlecht, da wir eine realistische Chance auf die Play-offs haben. Vier Siege in acht Spielen auf den achten Platz wettzumachen, ist zwar sehr schwierig, aber durch die Einführung des "Play-in" müssen wir nur Neunter werden und das ist mehr als machbar."

Weniger positiv schätzt er die planmäßig kurze Pause von sieben bis acht Wochen zwischen der noch zu beendenden und der nächsten Saison für sich selbst ein. "Für mich ist es nicht unbedingt angenehm, dass sich meine erste Free Agency nach hinten schiebt und so kurz vor der nächsten Saison stattfinden wird. Die Verhandlungen werden sicher anders laufen als in einem normalen Jahr. Ich war aber im Kopf immer bei der aktuellen Saison und es ist gut, dass es jetzt zumindest dafür Antworten auf die offen gewesenen Fragen gibt."

Auf den lang ersehnten Wiedereinstieg in das Hallentraining freue er sich aber bereits sehr. "Für jeden Spieler gibt es dreimal pro Woche einen Slot von 45 Minuten 'on court' und 30 Minuten in der Kraftkammer, ich werde beides machen. Die Spieler sind in Montag-Mittwoch-Freitag oder Dienstag-Donnerstag-Samstag gestaffelt und auch innerhalb der Tage aufgeteilt", erläuterte Pöltl das Prozedere.

Die Balltrainingspause von mehr als drei Monaten sei natürlich einzigartig. "Ja, das ist auf jeden Fall eine ungewohnte Situation, nach drei Monaten zu Hause, ohne zu wissen wie es weitergeht. Ich freue mich sehr auf das Training, auch weil es wieder ein konkretes Ziel gibt, auf das man hinarbeitet."

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