Vincent Kriechmayr nach Bormio-Doppelsieg: "Komme immer mehr in den Flow rein"

Von APA
Vincent Kriechmayr
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Immer wenn es auf die Abfahrtsstrecken geht, wo brutales, respektloses Skifahren gefragt ist, sind Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr da. In Bormio waren die beiden am Mittwoch beim ersten ÖSV-Sieg in diesem Alpin-Winter nur durch vier Hundertstel getrennt. "Ich habe mich einfach wieder zusammengeklaubt. Es ist schon für mich auch sehr wichtig", gestand Mayer nach einem eher missglückten Saisonstart. Kriechmayr dachte ans Kollektiv: "Jetzt haben wir endlich eine Ruhe."

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Mayer vollbrachte im letzten Rennen des Jahres 2020 seinen zehnten Weltcup-Sieg, es war auch sein erster Podestplatz in dieser Saison. Abgesehen von Rang vier im Super-G von Gröden war er den Spitzenplätzen bisher nicht wirklich nahe gekommen. "Meine Saison hat keinen Super-Start gehabt. Es waren am Anfang immer kleine Fehler dabei, es waren auch im Super-G kleine Hakler dabei, wo ich nicht ganz zufrieden war", sagte der Kärntner, der in Sölden und Alta Badia auch im Riesentorlauf und zudem beim Parallelbewerb in Lech/Zürs gestartet war.

Kriechmayr, am Vortag auch schon Zweiter im Super-G, bilanzierte ebenfalls zufrieden: "Ich bin ein wirklich ein gutes Rennen gefahren. Natürlich, vier Hundertstel würde ich auf der Stelle wo finden." Wesentlich sei aber der positive Trend. "Ich komme immer mehr in den sogenannten Flow rein. Die ersten Rennen waren auch vor allem vom Grundspeed sehr gut, aber viel zu fehleranfällig. Jetzt habe ich ein bisschen eine Sicherheit, und ich hoffe, dass ich die mit ins neue Jahr nehmen kann", erklärte der Oberösterreicher.

Beide waren mit hohen Ansprüchen in die Saison gegangen, nach Kriechmayrs Wechsel zu Head sogar als Markenkollegen. "Wir sind schon ein bisschen als 'Dream Team' prognostiziert worden. Wir haben letztes Jahr eine super Saison gehabt - das zu bestätigen, ist aber nicht einfach", sagte Mayer. Im vergangenen Jänner in Kitzbühel hatte Mayer schon vor Kriechmayr gewonnen - auf einer Strecke, die wie die Stelvio zu den im wahrsten Sinne härtesten und für die Läufer anstrengendsten im Weltcup zählt.

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Matthias Mayer hofft auf positiven Effekt für Team

Dass es in Bormio mit dem ÖSV-Comeback auf dem Siegerpodest klappen könnte, hatte Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher schon angedeutet. "Beim feinfühligen Skifahren sind andere stärker", urteilte der Tiroler. Wenn es steiler und brutal eisig wird, wie in Bormio fast immer in der jüngeren Vergangenheit, werde mit Mayer und Kriechmayr aber zu rechnen sein, kündigte er vor Weihnachten an.

"Die Rennen in Val d'Isere und Gröden, da haben wir von Anfang an gewusst, es sind nicht unsere Verhältnisse", bestätigte Mayer. Dann aber in Bormio abzuliefern, wenn man sich das auch selbst vorgenommen habe, sei "eine gewaltige Geschichte". Dass die Piste heuer durch die starken Schneefälle noch am Montag nicht so pickelhart gewesen sei wie üblich, ändere daran nichts. "Ich hoffe, dass wir in Zukunft so weiterarbeiten können und vielleicht den einen oder anderen aus unserer Truppe in unsere Richtung ein bisschen mitziehen können."

Erst im insgesamt 23. Weltcup-Bewerb bei Herren und Damen klappte es in der Saison 2020/21 mit dem ersten rot-weiß-roten Erfolg. Kriechmayr sah das durchaus als Erleichterung: "Jetzt haben wir wenigstens in der Öffentlichkeit nicht mehr so viel Druck, und es wird nicht mehr so viel blöd geredet." Nun könne man "in Ruhe weiterarbeiten".

Im Vergleich zu 2019/20 sind die Herren fast exakt auf Vorjahresniveau. Hatten Mayer und Co. damals nach 13 Rennen 1.475 Punkte, sechs Podestplätze und zwei Siege, sind es in diesem Jahr 1.445 Punkte, sieben Podestplätze und ein Sieg. Dunkler hingegen zeigt sich das Bild im Nationencup: Rangierte Österreich vor zwölf Monaten zum Jahresausklang mit 3.017 Zählern auf Position eins vor der Schweiz, sind die Eidgenossen 2020 mit einem Saldo von 3.309 Punkten einteilt. Österreich hält bei 2.725 Zählern. Der direkte Vergleich hinkt freilich, da in dieser Saison drei Rennen weniger absolviert sind als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Umso bemerkenswerter aber ist die Schweizer Ausbeute.