Vincent Kriechmayr stand die Enttäuschung über seine völlig verpatzten Abfahrt in Kitzbühel ins Gesicht geschrieben. "Völlig für die Würscht", machte er seinem Ärger gegenüber dem ORF Luft.
Kriechmayr vermied zweimal mit beeindruckender Körperbeherrschung einen Sturz, konnte sich aber letztlich nicht mehr im Kurs halten. Schon in der Mausefalle wäre der Oberösterreicher beinahe abgeflogen, setzte seine Fahrt aber fort. Nach der Hausbergkante rette er sich neuerlich akrobatisch, statt im Sicherheitsnetz landete er aber auf zwei Beinen im Tiefschnee.
"Oben war es ein Schutzengel, unten muss ich mich bei meinem Kondi-Trainer bedanken. Es war schon nach dem Start sinnlos, weil ich den Stock verloren hab. Dann war's auch schon wurscht, nach der Mausefalle war's sowieso schon vorbei", so der 27-Jährige.
Kriechmayr: "Bin froh, dass ich heil herunten bin" Über mangelndes Glück durfte sich Kriechmayr jedenfalls nicht beschweren, manch anderer wäre bei so einem wilden Ritt wohl zu Sturz gekommen.
"Sicher bin ich froh, dass ich heil herunten bin, aber das war nicht meine Ambition", sagte der Oberösterreicher. "Ich wollte das Rennen gewinnen, ich habe volles Risiko gegeben, und das hat von oben bis unten nicht funktioniert. Ich war wahrscheinlich die Spur zu viel am Limit." Im Super G am Sonntag will er es besser machen.
Abfahrt in Kitzbühel: Die schlimmsten Stürze auf der Streif - One Hell of a Ride
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Die Streif in Kitzbühel gilt als die schwierigste Abfahrt der Herren im alpinen Ski-Weltcup - eine Chronologie der schwersten und spektakulärsten Streif-Unfälle seit 1987 und ihre Folgen.
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23.1.1987: Der Kanadier Todd Brooker kommt bei der Einfahrt zum Zielhang zu Sturz. Er erleidet eine Gehirnerschütterung, einen Nasenbeinbruch, Gesichtsverletzungen und eine Knieverletzung und beendet am Saisonende seine Karriere.
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14.1.1989: Brian Stemmle zieht sich bei der Steilhang-Ausfahrt lebensgefährliche Verletzungen zu und liegt tagelang auf der Intensivstation. Stemmle kehrt Jahre später sogar wieder zurück, muss nach einem weiteren Kitz-Sturz aber seine Karriere beenden.
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9.1.1991: Bill Hudson wird die Mausefalle zum Verhängnis. Bei einem schweren Sturz erleidet er einen Schulterblattbruch, eine Fraktur des vierten Brustwirbelkörpers, einen Speichenbruch links sowie Lungenverletzungen.
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14.1.1995: Der Italiener Pietro Vitalini verschneidet an der Hausbergkante, wird über das Sicherheitsnetz geschleudert und stürzt weit den Hang hinunter. Dank tagelangem Schneefall bleibt Vitalini wie durch ein Wunder unverletzt.
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10.1.1996: Im Training stürzen mehrere Läufer wie Andreas Schifferer, Pepi Strobl oder Lasse Kjus schwer. Schifferer erleidet beim Sturz am Zielsprung ein Schädel-Hirn-Trauma und liegt drei Tage im Koma.
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23.1.1998: Der heutige ÖSV-Speedchef der Damen Roland Assinger prallt in der zweiten Sprintabfahrt gegen eine Streckenbegrenzung und muss verletzt ins Krankenhaus geflogen werden. Die Karriere ist zu Ende.
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21.1.1999: Patrick Ortlieb erleidet bei einem Sturz an der Hausbergkante u.a. einen Trümmerbruch im rechten Oberschenkel. Die Karriere des Olympiasiegers ist vorzeitig zu Ende.
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20.1.2005: Der Österreicher Thomas Graggaber erleidet bei einem Trainingssturz Serienrippenbrüche sowie schwer Verletzungen an Schulter und Lunge. Seine Karriere ist zu Ende.
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16.1.2008: Andreas Buder zieht sich beim Trainings-Sturz auf der Streif u.a. einen Bruch des rechten Schienbeinkopfes zu und muss sechs Monate pausieren. Der Niederösterreicher erfängt sich davon nie mehr richtig.
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19.1.2008: Der US-Amerikaner Scott Macartney stürzt beim umstrittenen Zielsprung schwer. Macartney wird wegen eines Schädel-Hirn-Traumas in künstliches Koma versetzt. Erst im Dezember 2008 gibt er in der Abfahrt in Lake Louise sein Comeback.
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22.1.2009: Daniel Albrecht stürzt im Training beim Zielsprung schwer, erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Lungenquetschung und liegt drei Wochen im künstlichen Koma. Erst 22 Monate später kehrt er in den Weltcup zurück.
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21.1.2011: Hans Grugger verliert beim Mausefalle-Sprung die Kontrolle, schlägt bei der Landung mit dem Kopf. Er erleidet schwere Kopf- und Brustkorbverletzungen, befindet sich in Lebensgefahr und wird fünfeinhalb Stunden notoperiert.
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22.1.2011: Nur einen Tag nach Gruggers Horror-Crash kommt Siegmar Klotz in der Traverse in Rücklage und kracht in die Fangnetze. Er wird mit dem Hubschrauber abtransportiert, kommt mit einem Handgelenksbruch davon. War später Skicrosser, heute Freeskier.
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22.1.2013: Andrej Jerman kommt zu Sturz, will weiterfahren, bricht aber auf der Rennpiste zusammen und wird mit dem Helikopter abtransportiert. Mit einer Gehirnerschütterung kommt er glimpflich davon, gibt aber wenige Tage später seinen Rücktritt bekannt.
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26.1.2013: Peter Fill rutschte in der Steilhang-Ausfahrt zu weit nach außen und überschlägt sich auf jener Begrenzung, wo Bode Miller einst spektakulär entlangfuhr. Fill bleibt allerdings unverletzt.
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20.1.2015: Der Südtiroler Christof Innerhofer kracht im Training bei der Steilhangausfahrt mit 100 km/h in die Fangnetze und erleidet ein Schleudertrauma. Er bestreitet die Rennen und wird im Super-G Neunter und in der Abfahrt Sechster.
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19.1.2016: Max Franz kommt nach der Hausbergkante zu Sturz, fliegt ins Netz und zieht sich einen Kapseleinriss im linken Kniegelenk, einen Riss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk und eine Absprengung am Mondbein am linken Handgelenk zu.
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21.1.2016: Im zweiten Training wird an fast der gleichen Stelle der Tiroler Florian Scheiber abgeworfen. Die Diagnose lautet Riss des vorderen Kreuzbandes und Riss des inneren und äußeren Meniskus im rechten Knie.
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23.1.2016: Die Abfahrt wird zur Sturz-Orgie. Genau am Übergang von Kompression zur Schrägfahrt erwischt es der Reihe nach die Österreicher Georg Streitberger und Hannes Reichelt sowie den Norweger Aksel Lund Svindal.
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23.1.2016: Die Folgen der Abflüge sind erschreckend: Für den im Gesamtweltcup führenden Svindal und auch Streitberger ist die Saison vorbei, beide erleiden einen Riss des vorderen Kreuzbandes und des Meniskus im rechten Knie.
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25.1.2018: Alexander Köll, ein für Schweden startender Osttiroler, kommt in der Traversenausfahrt zu Sturz. Er wird mächtig ausgehoben und kracht auf die Körperseite. Außer Luftknappheit zeigte die Diagnose aber keine heftigen Verletzungen.
Kitzbühel: Die letzten Abfahrts-Sieger auf der Streif Jahr Sieger 2018 Thomas Dreßen (GER) 2017 Dominik Paris (ITA) 2016 Peter Fill (ITA) 2015 Kjetil Jansrud (NOR) 2014 Hannes Reichelt (AUT) 2013 Dominik Paris (ITA) 2012 Didier Couche (SUI) 2011 Didier Couche (SUI) 2010 Didier Couche (SUI) 2009 Didie Defago (SUI) 2008 Didier Couche (SUI)