Start war ungewiss: Das Märchen um Feller

Von APA
Manuel Feller war überaus emotional
© GEPA

Mit einem Paukenschlag in Rot-Weiß-Rot ist die 44. Ski-WM in St. Moritz zu Ende gegangen. Marcel Hirscher sorgte vor Manuel Feller und dem Deutschen Felix Neureuther für einen ÖSV-Doppelsieg im Slalom, nachdem es zur Halbzeit sogar noch eine österreichische Dreifachführung gegeben hatte. Hirscher machte Österreich damit auch zum Sieger in der Medaillenwertung.

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Hirscher selbst durfte zwei Tage nach dem Sieg im Riesentorlauf vor Roland Leitinger nicht nur über seine sechste WM-Goldmedaille und den nächsten ÖSV-Doppelpack jubeln. Hirscher ist auch der erste Skifahrer seit Alberto Tomba 1996, der bei einer WM beide Technikrennen gewonnen hat.

Hirscher, König von St. Moritz

Der 27-jährige Salzburger wirkte dementsprechend erleichtert. "Das Minimalziel Medaille war nach Kombination geschafft. Nach dem Riesentorlauf ist der Knoten richtig geplatzt", erklärte Hirscher, dass er im Slalom befreit habe fahren können. "Es war toll an den Start zu gehen und zu wissen, ich bin schon Weltmeister", gestand er. "Jetzt fahre ich einmal heim und werde es krachen lassen", kündigte er an.

Während sowohl der Halbzeit-Zweite Marco Schwarz (7.) als auch der nach Lauf eins auf Rang drei liegende Michael Matt (8.) zurückfielen, katapultierte sich Feller trotz seiner am Vortag wieder aufgeflammten Rückenprobleme von Rang sieben noch auf Platz zwei. Gleich der erste Podestplatz des risikofreudigen Tirolers war damit WM-Silber wert.

Feller: "Habe gestern fast geweint"

"Wahnsinn. Gestern habe ich noch gebangt und fast geweint, weil ich dachte, ich kann heute gar nicht mitfahren", sagte der Junioren-Weltmeister von 2013, der wegen seiner langwierigen Rückenprobleme operiert werden und schon lange Pausen einlegen hatte müssen. Auch am Beginn des WM-Winters hatte er deshalb nur eingeschränkt trainieren können.

Bei der WM kamen die Probleme zum ungünstigsten Zeitpunkt wieder. Am Notprogramm, um den Tiroler für den WM-Slalom fit zu bekommen, hatte auch sein noch in der Nacht angereister Physiotherapeut mitgewirkt.

"Diese Medaille gehört deshalb vielen", ergänzte der 24-jährige Fieberbrunner, der im Weltcup durch schnelle Zeiten, aber auch Serien-Ausfälle auffällt. "Ich habe immer schon gezeigt, dass ich schnell bin. Jetzt ist alles egal, was vorher war. Ich habe mir das richtige Rennen ausgesucht", jubelte der langhaarige Tiroler, dem viele das Potenzial zum "Ski-Rockstar" zuschreiben.

Auch zum WM-Abschluss präsentierte sich St. Moritz von der besten Wetterseite und unter strahlend blauem Himmel glänzten vor allem die ÖSV-Läufer. Mit Hirscher vor Schwarz und Matt sowie dem Briten Dave Ryding auf Rang vier zeichnete sich der Erfolg schon zur Halbzeit ab. Nur Feller hatte von den Österreichern bei der letzten Haarnadel gepatzt, weshalb zunächst "nur" Rang sieben zu Buche stand.

Katerstimmung bei Kristoffersen

Krisenstimmung herrschte hingegen schon zur Halbzeit bei den Norwegern. Denn der vor der WM als Slalom-Topfavorit gehandelte Henrik Kristoffersen kam mit 0,65 Sekunden Rückstand zunächst über Rang sechs nicht hinaus und machte den von seinem österreichischen Cheftrainer Christian Mitter bemerkenswert flüssig gesetzten Kurs dafür mitverantwortlich. Am Ende wurde der fünffache Slalom-Saisonsieger wie schon im Riesentorlauf Vierter und damit zu einem der Verlierer dieser WM.

In der Entscheidung überschlugen sich am Ende die Ereignisse. Feller setzte sich mit der letztlich viertbesten Zeit in Führung und als nach ihm Kristoffersen zurück- und der fünftplatzierte Schwede Mattias Hargin ausgefallen waren, war Österreich eine Medaille sicher.

Wie Ryding verpatzten allerdings auch Matt (19. Laufzeit) und Schwarz (17.) ihre Läufe. Mit nur noch Hirscher am Start war Feller, aber auch dem zur Halbzeit nur auf Platz zehn gelegenen Neureuther, eine Medaille sicher.

Hirscher ließ dann nichts mehr anbrennen, vielmehr brannte er nochmals einen starken Lauf in den St. Moritzer WM-Schnee. Die drittbeste Zeit reichte dem 27-jährigen Salzburger, um sich zum "König von St. Moritz" zu machen. Wäre er in der Kombination nur eine Hundertstel schneller gewesen, wäre er wie zuletzt Ted Ligety in Schladming 2013 sogar dreifacher Weltmeister von St. Moritz geworden.

Das kümmerte den nun neunfachen WM-Medaillengewinner an diesem Tag nicht wirklich. "Ich spüre Erleichterung, es ist ein unvorstellbarer Tag. Es ist nicht vergleichbar mit Schladming", erinnerte Hirscher an seine Goldfahrt vor vier Jahren, wo er vor über 40.000 Fans zum Abschluss das einzige ÖSV-Gold geholt hatte.

"Sportlich ist das heute sehr hoch zu bewerten. Emotional hält es sich irgendwie im Vergleich zu Schladming, wo es für mich ein kompletter Ausnahmezustand war, in Grenzen", sagte Hirscher und machte klar: "Jetzt fahre ich einmal heim und werde es krachen lassen."

Als Hirscher als Sieger durch das Ziel gefahren war, ließ er sich in den Schnee fallen, über ihm gratulierten die restlichen Medaillengewinner. Dass er eher mit anderen gerechnet hatte, wurde klar, als er dem befreundeten Neureuther ein "Was machst du denn da?" entgegenrief. "Er muss gefahren sein wie der Teufel."

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