Was es mit seiner Glückssocke auf sich hat

Von APA, SPOX Österreich
Warum Feller eine Glückssocke hat
© GEPA

Noch am Vorabend sei er im Bett gehockt und habe "geplärrt", weil er nicht daran glaubte, den WM-Slalom am Sonntag bestreiten zu können. Einen dreiviertel Tag später stand Manuel Feller in Tränen aufgelöst im Zielraum der Ski-WM von St. Moritz und die Silbermedaille baumelte um seinen Hals. Der 24-jährige Tiroler, der im Weltcup noch nie auf dem Podest stand, hat von nun an auch eine Glückssocke.

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Wegen Rückenschmerzen trat Feller am Freitag zum zweiten Durchgang des Riesentorlaufes nicht mehr an. Samstag begann dann der Wettlauf mit der Zeit. Physiotherapeut und Arzt des Skiverbandes behandelten den Athleten, um Mitternacht setzte sich auch noch dessen persönlicher Physio Gernot Schweizer ins Auto in Richtung St. Moritz. Sonntagfrüh "richtete" dieser den Sportler noch so weit "her", dass Feller starttauglich war.

Nach dem ersten Durchgang und einem Hackler Siebenter drehte Feller im Finale auf. Bei der WM zählen nur die Podestplätze und kein Startnummerndenken wie im Weltcup. "Da gibt es nur die Devise: Angriff!" Aber nicht sinnlos in den Passagen, die mit Hirn zu fahren sind. Mir hat in die Karten gespielt, dass ich nach dem ersten Durchgang nicht Zweiter oder Dritter war, da wäre ich viel nervöser gewesen."

Feller: "Silber ist für mich wie ein Sieg"

Als zumindest Bronze feststand, war es Feller egal, was passierte. "Dass ich Gold nicht mache, habe ich eh gewusst, dafür ist der Marcel einfach zu stark, auch mental zu stark. Da müsste er schon einen extremem Bock schießen, aber dafür ist er schon zu routiniert. Silber ist für mich wie ein Sieg." Feller war bei acht Rennen in der aktuellen Weltcupsaison fünfmal nicht ins Ziel gekommen, schrieb andererseits aber auch als Fünfter, Siebenter und Sechster an. Man wusste, dass er schnell ist - wenn er es ins Ziel bringt.

Auch wenn ihm sein emotionaler Ausbruch im ersten Fernseh-Interview nach gewonnener Medaille später fast peinlich war, die Tränen ließen sich einfach nicht zurückhalten. Da ging es ihm wie Bronzemedaillengewinner Felix Neureuther. Dem hat ebenfalls seit Tagen der Rücken geplagt. "Der Rücken tut entzücken", hatte der Deutsche in der Früh eine Frage nach seinem Befinden launig beantwortet.

"Mit Felix freue ich mich auch richtig. Ich habe ihm vor der WM geschrieben und gefragt, wie es ihm geht. Er meinte, 'nicht gut'. Ich schrieb ihm, schau, dass du fit wirst, damit wir zusammen am Podium stehen. Und jetzt stehen wir zusammen hier. Es hat alles zusammengepasst heute. Unglaublich", erzählte Feller.

Die besondere Verbindung zu Neureuther

Der Mann mit dem Schnauzer und dem ein wenig zotteligen, halblangen Haaren hatte dann auf der Pressekonferenz kaum zu reden angefangen, als Neureuther hineinplatze. Der "Rookie" aus Tirol und der 32-jährige Deutsche lieferten sich einen amüsanten Schlagabtausch, erörterten ihre Rückenprobleme, die vielen Tränen und das Glück.

Neureuther wusste, dass er auch vom Ausscheiden des Schweden Mattias Hargin, Fünfter nach dem ersten Durchgang profitiert hatte. "Dass Mattias raus ist, das tut mir sehr leid für ihn, weil er ein extrem feiner Kerl ist und viel mitmachen musste. So ist der Sport. Wahnsinn, wie knapp Freud und Leid beinander liegen."

Über Feller sagte Neureuther, der seine dritte WM-Medaille im Slalom in Folge (zuvor Silber in Schladming, Bronze in Beaver Creek) holte: "Der Kerl ist gestern bei der Auslosung da gesessen, da habe ich mir gedacht: 'Habe die Ehre'. Da sitzt noch ein größeres Häufchen Elend als ich selbst es bin."

Feller bestätigte einmal mehr, dass er viel Glück hatte, dass die Schmerzen in den Griff bekommen wurden: "Ja, ich habe in der Früh nicht mit einem Start gerechnet und dass ich attackieren kann. Aber wenn man im Starthaus steht, blendet man das alles aus. Hannes Reichelt ist mit einem Bandscheibenvorfall Hahnenkammsieger geworden." Und so kam der Fieberbrunner für sich und Neureuther zum Schluss. "Wir haben alle beide eine Fett'n gehabt." Eine Fettn, die Feller schließlich dazu brachte, für einige Lacher zu sorgen: nach dem Rennen färbte er sich seinen Bart silber.

Ach ja, und Feller hat jetzt zusätzlich noch die Glückssocke. Und das kam so: Beim Frühstück bemerkte er, dass an seinem Zielrucksack eine schwarze Socke hing. Da er nicht mehr ins Zimmer gehen wollte, gab er sie in den Zielrucksack. Nach dem ersten Durchgang kugelte diese Socke wieder herum. Und Feller bestand darauf, dass sie in den Zielrucksack kam und im Ziel auf ihn warten sollte. "Das ist jetzt meine Glückssocke. Die werde ich jetzt jedes Mal mitnehmen."

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