Zwei Abos für die Bundesliga

Von SPOX Österreich
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In Deutschland ist die Vergabe der TV-Rechte in Bewegung geraten. Fußballfans müssen sich ab der kommenden Saison von ihren lieb gewonnenen Sehgewohnheiten verabschieden. Nicht nur, dass sich mittlerweile einiges auf dem Gebiet der Ausstrahlungsrechte getan hat, auch wird künftig am Sonntag eine Partie bereits um 18 Uhr angepfiffen werden - schwere Zeiten für Gewohnheitsfanatiker.

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Konkurrenz belebt das Geschäft

Ab der kommenden Spielzeit wird sich der bisherige "Monopolist" Sky die Ausstrahlungsrechte mit dem US-Konzern und Wettbewerber Discovery teilen, beziehungsweise aus Sky-Sicht teilen müssen.

Mit weitreichenden Konsequenzen für den eingefleischten Fußball-Zuschauer: Wer künftig ahnungslos bei Sky einschaltet, um alle Spiele wie gewohnt live sehen zu können, wird ein besseres belehrt werden. So mancher wird ernüchtert feststellen müssen, dass 45 Partien nicht mehr über Sky abrufbar sein werden.

Verwundert mag sich da mancher zum Start der neuen Bundesligasaison am 18. August die Augen reiben, wenn er auf das Medium Internet angewiesen sein wird, um zusammen mit dem restlichen Sky-Portfolio das Komplettpaket anschauen zu können - gegen Zusatzkosten versteht sich.

"Alle Spiele, alle Tore"?

Discovery wird nämlich sein Spiele-Paket über seinen Sender Eurosport via Livestream per Player zur Verfügung stellen. Dazu gehören neben allen 30 Freitagspielen fünf Spiele am Sonntagnachmittag um 13.30 Uhr, die

  • fünf neuen Spiele am Montagabend um 20.30 Uhr sowie
  • Relegationsspiele zur Erstenund Zweiten Liga.

Auch der Supercup zwischen Meister und Pokalsieger wird im Discovery-Bouquet enthalten sein.

Und wer bislang gehofft hatte, die Discovery-Spiele auch über Eurosport 2 als Teil des Sky-Abos - der Sender ist ja bekanntlich über den Decoder von Sky zu empfangen - weiterhin bei Sky genießen zu können, wurde durch die einstweilige Verfügung von Discovery gegen Sky schnell wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht.

Der US-Konzern hatte Sky zu Recht irreführende Werbung vorgeworfen, wenn Sky weiterhin behaupte, künftig wie gewohnt alle Spiele in der kommenden Saison anbieten zu können.

Konkret stieß sich Discovery an dem Sky-Slogan "Alle Spiele - alle Tore" und begründete auf Grund dieser irreführenden Behauptung sein juristisches Vorgehen.

Die TV-Revolution wirft ihre Schatten voraus

Wie Discovery zudem unlängst bekannt gab, soll ein Jahresabo 29.99 Eurokosten. Alternativ könne jedoch auch ein Tagespass für 9.99 Euro bezogen werden. Die Preise seien vorläufig und behielten ihre Gültigkeit vorerst bis August 2017.

Die Sparfüchse unter den Fußball-Fans tun jedenfalls jetzt schon gut daran, sich ab der Saison 2017/18 allmählich an höhere Kosten zu gewöhnen, wenn sie ihrer Leidenschaft für König Fußball weiter wie bisher in vollem Umfang nachgehen wollen. Denn sie werden sich auf schwere Zeiten einstellen müssen.

So wird ab der übernächsten Saison die Perform Group als Sublizenznehmer mit seinem Streaming-Dienst DAZN als weiterer Mitkonkurrent für Sky auf den Plan treten. Ab dann wird es die Königsklasse nicht mehr im Free-TV geben.

Der Hintergrund: Das ZDF war mit seinem Angebot für die Übertragungsrechte an der Champions League gescheitert.

"Extrem stolz"

Wie Discovery auch, wird DAZN die Spiele per Livestream im Internet übertragen. Der Vertrag läuft vorerst bis zur Saison 2020/21. Und wie gewohnt wird Sky die Übertragungen der Champions League weiterhin über Satellit, Kabel, IPTV und Web/Mobile (Sky Go und Sky Ticket) anbieten.

Entsprechend euphorisch äußerte sich James Rushton, Mitglied der Geschäftsführung der Perform Group und Chief Executive Officer (CEO) von DAZN über den Entscheid der Vergabe: "Wir sind extrem stolz, die Uefa Champions League ab der Saison 2018/2019 auf DAZN anbieten zu können. Dieses Recht ergänzt unser Live-Angebot an europäischem Spitzenfußball perfekt."

Auch die Uefa kann mehr als zufrieden sein. Letztlich sichert sich die Europäische Fußball-Union als Hauptnutznießer doch auf Jahre hinaus Lizenzeinnahmen in Höhe von mehreren Millionen Euro.

Und auch Carsten Schmidt, Vorsitzende der Sky-Geschäftsführung, war denn mit dem Ausgang der Rechte-Ausschreibung sehr zufrieden: "Sky ist und bleibt damit auch in den kommenden vier Jahren die Heimat der Uefa Champions League in Deutschland und Österreich".

Laut eigenen Angaben soll Sky sich die Rechte für 34 Einzelspiele gesichert haben und wird wie bisher alle Konferenzen zeigen. In der Gruppenphase soll Sky an allen Mittwochsspieltagen und an drei von sechs Dienstagsspieltagen Erstwahlrecht auf Einzelspiele besitzen. Im Achtel- und Viertelfinale verliert Sky dem Bericht zufolge die Exklusivrechte an Einzelspielen. DAZN sicherte sich hingegen offenbar die Exklusivrechte an 104 Einzelspielen.

Und der TV-Konsument?

Zwar liest sich das Jahres-Abo von 29,99 Euro auf den ersten Blick sehr günstig. Doch der ausdrückliche Discovery-Hinweis, die Preise gelten vorsorglich nur bis August, zeichnet den Betrag als vorläufiges Lock-Angebot aus, das aus Verbrauchersicht nichts Gutes ahnen lässt. Denn mittelfristig sind Preiserhöhungen nicht auszuschließen, wenn nur genügend Abonnenten von dem Angebot Gebrauch machen werden.

Und davon ist auszugehen, denn Fußball ist gerade im Bundesliga- und Champions League-Gewand Suchtfaktor Nummer eins unter den vielen Fans. Und wer will schon auf seine liebgewonnene Sucht verzichten?

Die schönste Nebensache der Welt wird sich mit den getroffenen Entscheidungen wohl endgültig mit wenigen Ausnahmen - so müsste ein Champions League-Finale mit deutscher Beteiligung laut Rundfunkstaatsvertrag für jedermann zugänglich gemacht werden - vom deutschen Free-TV verabschieden.

Und so "Free" ist das TV ja ohnehin nicht. Neben den derzeit monatlichen GEZ von 17,50 Euro kämen dann für den Fußball-Junkie ab übernächster Saison noch drei Abos mit geschätzten rund 510 Euro im Jahr (42,50 pro Monat) hinzu. Also nach derzeitigem Stand rund 50 Euro im Monat allein für König Fußball im Komplettpaket. Dabei wird es aber wohl nicht bleiben...