Franco Foda zwei Wochen ohne Medien: "Will meine Entscheidung alleine treffen"

SID
Franco Foda
© getty

Teamchef Franco Foda führte Österreich erstmals ins Achtelfinale einer EM-Endrunde. Trotzdem ist der Deutsche, Sohn eines Italieners, vor dem Duell gegen Italien nicht unumstritten.

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Als Franco Foda wild jubelnd über den Rasen hüpfte und später mit Journalisten scherzte, staunten die österreichischen Fußballfans nicht schlecht. War das wirklich Franco Foda? Der oft so kühl, gereizt und unnahbar wirkende Teamchef?

Nach dem erstmaligen Einzug ins Achtelfinale einer EM-Endrunde fiel Foda ein riesiger Stein vom Herzen. Als Belohnung darf Österreich am Samstag (21.00 Uhr, hier im Liveticker) gegen Mitfavorit Italien antreten, im legendären Wembley Stadium in London. Für den gebürtigen Mainzer ein ganz besonderes Spiel.

Nicht nur aufgrund der historischen Bedeutung für Team Austria, sondern weil Foda auch italienische Wurzeln hat. Sein Vater stammt aus Venedig, bis zu seinem siebten Lebensjahr besaß er die italienische Staatsbürgerschaft. Er spreche aber "leider kein italienisch", sagte Foda.

In Österreich geriet der Deutsche zuletzt immer wieder unter Beschuss. Als Nachfolger des populären Schweizer Teamchefs Marcel Koller hatte der 55-Jährige als oberster Fußballlehrer der Alpenrepublik seit 2017 fast nie einen guten Stand.

Foda: "Fußball polarisiert, das ist ja das Schöne"

Der große Vorwurf: Foda holt zu wenig aus dieser goldenen Generation voller Leistungsträger der deutschen Bundesliga heraus, bremst sie mit kontrolliertem Defensivfußball. David Alaba, Marcel Sabitzer, Martin Hinteregger oder Julian Baumgartlinger könnten doch einen viel offensiveren Fußball spielen, so die gängige Meinung unter den neun Millionen Teamchefs.

"Fußball polarisiert, das ist ja das Schöne", sagte Foda nach dem zweiten EM-Gruppenspiel dem kicker. Seit mehr als zwei Wochen habe er aber keine Zeitungen mehr gelesen. Er sei eben ein Mensch, "der seine Entscheidungen alleine treffen möchte", sagte Foda.

Mit zwei Siegen gegen Nordmazedonien (3:1) und die Ukraine (1:0) schrieb Foda österreichische Fußballgeschichte - und traf dabei einige richtige Entscheidungen. Als "Erfinder" wurde er von der spanischen Tageszeitung AS betitelt, gegen die Ukraine löste Foda sogar die Handbremse und ließ eine Halbzeit lang erfrischenden Offensivfußball spielen.

Seine Liebe gilt aber der Defensive, und die hat er in seiner aktiven Zeit entdeckt. Als Libero bestritt er insgesamt 321 Spiele in der Bundesliga, war lange Jahre beim 1. FC Kaiserslautern, Bayer Leverkusen und dem VfB Stuttgart aktiv.

Foda: "Ich habe schon einen Plan"

Zweimal stand Foda auch für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Rasen. Bei der Südamerika-Tour 1987 gegen Brasilien und Argentinien wechselte ihn Teamchef Franz Beckenbauer zweimal ein. Als Verteidiger spielte er unter anderem gegen Diego Maradona.

Mit der argentinischen Ikone wollte Foda damals auch das Trikot tauschen - ohne Erfolg. "Er hat gesagt, dass er es schon Lothar Matthäus versprochen hat. Dann habe ich das von Jorge Burruchaga bekommen, auch nicht schlecht", erzählte Foda, der seit vielen Jahren mit seiner Familie in Graz lebt, dem Magazin "Ballesterer".

Einen ganz großen, allerdings etwas unrealistischen Traum hat Foda noch in seinem Leben. "Zum Mond reisen, das wär' wirklich außergewöhnlich", sagte er einmal der "Kleinen Zeitung". Aber jetzt erstmal die Reise nach Wembley. "Ich habe schon einen Plan", versicherte Foda.

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