Günter Kreissl über Nachfolger beim SK Sturm Andreas Schicker: "Die Gesellenprüfung hat er geschafft"

Von SPOX Österreich
Günter Kreissl.
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Von 2016 bis 2020 agierte Günter Kreissl beim SK Sturm Graz als Geschäftsführer Sport. Heute arbeitet der 46-Jährige als ÖFB-Koordinator im Torwartbereich. Im Podcast Der Audiobeweis auf Sky Sport Austria sprach Kreissl über schwierige Zeiten beim SK Sturm und seinen Nachfolger Andreas Schicker.

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"Es ist am Schluss auch ein wenig blöd gelaufen. Zu dem Zeitpunkt, wo wir beschlossen haben, dass ich im Herbst als technischer Direktor zu Sturm Graz zurückkehren soll, war die Situation eine ganz andere, als dann der Saisonverlauf weitergegangen ist. Als es im April (2020, Anm.) bekanntgegeben wurde, sind wir auf Platz 5 gestanden, noch vor Beginn der Meisterrunde. Dass diese Meisterrunde, mit neun Niederlagen, fast desaströs schlecht verlaufen ist, hat auch auf meine Zeit als Geschäftsführer massiv abgefärbt und etwas hinterlassen, was eine zukünftige Zusammenarbeit erschwert hat. Dazu kamen wirtschaftliche Dinge durch die Corona-Krise", berichtete Kreissl über die letzten Monate als Sturms Geschäftsführer Sport.

"Ich habe dann schon gespürt, dass es im Umfeld von Sturm Graz Stimmen und Strömungen gegeben hat, die gesagt haben, dass es besser sei, wenn ich nicht mehr zu Sturm zurückkomme. Ich wollte auch nur zurückkommen, wenn eine breite Bereitschaft für eine zukünftige Zusammenarbeit rund um den Verein besteht. Ich habe es dann auch verstanden und selbst gesagt, dass es dann auch möglicherweise keinen Sinn macht. So wurde es dann entschieden - von uns eigentlich gemeinsam", führte er fort.

Kreissl: "Die Alarmglocken haben geläutet"

Während seiner Zeit beim SK Sturm brauchte Kreissl viel von seinen Kraftreserven auf: "Ich habe mich so mit der Aufgabe und insbesondere mit Sturm Graz identifiziert, dass ich tatsächlich sehr viel investiert und gearbeitet habe und ja, die Alarmglocken haben auch bei mir irgendwann geläutet und ich habe gemerkt, dass ich mich so einer Gefahr immer mehr annähere. Aber ich glaube, es kennt jeder von uns - nach einer intensiven Phase im Leben - dass man sagt: ,Ich bin müde. Ich bin nicht mehr so frisch und erreiche die Menschen nicht mehr so.´"

"Das waren Dinge, warum ich auch von mir aus gesagt habe - und der erste Schritt kam ja von mir - dass ich eine Pause brauche, um wieder diese Energie aufzutanken. Ich habe nämlich schon als Person davon gelebt, jemand zu sein, der es zumindest bis zu einem gewissen Maß geschafft hat, Leute mit ins Boot zu holen und Leute von Ideen und Visionen zu begeistern. Ich habe gespürt, dass ich an die Grenzen gegangen bin oder mich Grenzen genähert habe, die ungesund sind. Bei aller Liebe für den Job, steht dann irgendwo schon das eigene Wohlbefinden im Vordergrund", erklärte der Ex-Austrianer.

Kreissl über Schicker: "Viele Entscheidungen richtig getroffen"

Nach der Trennung mit dem SK Sturm übernahm Andreas Schicker Kreissls Aufgaben bei den Grazern. "Zumindest die Gesellenprüfung hat er schon geschafft. Zum Meister fehlen vielleicht noch ein, zwei Jahre. Der Andi hat wirklich viele Entscheidungen richtig getroffen. Man hat eine gute Hand bei den Spielern bewiesen. Die haben eingeschlagen", lobt der gebürtige Wiener seinen ehemaligen Schüler.

Gleichzeitig warnt er allerdings vor einer permanenten Herausforderung: "Die Aufgaben bei Sturm Graz werden aber nie enden. Nach einer guten Saison ist die große Herausforderung, wie man möglichst viel von einem Team hält. Nach einer nicht so guten Saison ist die Frage, wie man mit den Mitteln, die Sturm Graz zur Verfügung hat, die Lösungen bekommt, damit man wieder in andere Sphären kommt."

ÖFB fehlt Stammtorhüter auf "Top-Niveau im Ausland"

Seine Ziele als Torwart-Koordinator beim ÖFB sind klar. "Bei meiner Position geht es um die Torwart-Trainerausbildung, die ganzen Nationalteams und dann geht es auch um die Top-Talenteförderung. Wie gehen wir mit den 15, 16, 17, 18-jährigen Top-Torhütern um, um sie noch in dieser Kategorie besser zu machen - die uns derzeit abgeht - dass sie in Deutschland, England, Italien, Spanien einen Nummer 1 Status haben", sagte Kreissl und ergänzte: "Ich glaube, dass wir viele gute Torhüter haben, aber derzeit nicht den Tormann, der auf absolutem Top-Niveau irgendwo im Ausland Stammtorhüter ist."

Zukunftswünsche lässt der ehemalige Kicker offen. Der Vertrag mit dem ÖFB ist bis auf Weiteres unbefristet. "Ich habe mir da auch kein Zeitfenster gesteckt. Ich stürze mich jetzt einmal in diese Aufgabe, lerne sie von Woche zu Woche besser kennen und immer mehr Menschen und habe mir über das Andere noch keine Gedanken gemacht. Eine Rückkehr in die Bundesliga ist derzeit kein Thema. Aber ich will gar nicht viel ausschließen", meinte Kreissl.